Die Blume des Bösen
29.01.2025 • 20:15 - 21:55 Uhr
Spielfilm, Thriller
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Ein Schreiben erreicht die Familie, das im Zusammenhang mit Annes (Nathalie Baye) politischen Ambitionen steht und schmutzige Familiengeheimnisse ans Licht bringt. Sie und ihr Mann Gérard (Bernard Le Coq) reagieren zunächst schockiert.
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Nach drei Jahren Studium in den USA kehrt François Vasseur (Benoît Magimel, li.) zu seiner Familie nach Frankreich zurück. Tante Line (Suzanne Flon, re.) und seine Stiefschwester Michèle (Mélanie Doutey, Mi.) empfangen den Heimkehrer freudig.
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Trotz der negativen Erfahrungen, die ihre Familie mit der Politik gemacht hat, entscheidet sich Anne (Nathalie Baye) zu einer Kandidatur für das Bürgermeisteramt. Der Wahlkampf läuft gut, Anne scheint in ihrer neuen Aufgabe regelrecht aufzublühen.
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Familie Charpin-Vasseur findet sich nach der Ankunft von François (Benoît Magimel, 2.v.l.) im Salon zusammen. Doch hinter der bourgeoisen Fassade beginnt es zu bröckeln, als sich Anne (Nathalie Baye, re.) in das Tagesgeschäft der Politik wirft.
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Originaltitel
La fleur du mal
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2003
Kinostart
Do., 24. Juli 2003
DVD-Start
Do., 08. April 2004
Spielfilm, Thriller

Der Reiz der bourgeoisen Nichtigkeit

Von Andreas Fischer

Claude Chabrol widmete sich in diesem Meisterwerk von 2003 wieder einmal dem französischen Bürgertum. Er deckt lustvoll hinter der glänzenden Fassade das dreckige Erbe einer Familie auf.

Es wird gefeiert im Hause Charpin-Vasseur. Die ganze Familie freut sich über Annes Sieg bei den Kommunalwahlen. Es gibt Champagner, es wird gelacht, es wird getanzt. Nur der Hausherr fehlt, Gérard liegt tot in irgendeinem Zimmer des Anwesens, niemand vermisst ihn. Seine Stieftochter Michèle hat ihn erschlagen. Aber das ist Nebensache. Tante Line wird die Schuld auf sich nehmen, um von ihren Qualen erlöst zu werden. Frankreichs Regie-Legende Claude Chabrol (1930 – 2010) warf mit "Die Blume des Bösen" (2003) einmal mehr einen ziemlich bösen Blick in die Abgründe des französischen Bürgertums. ARTE zeigt den hervorragend gealterten Film nun nochmals zur besten Sendezeit.

Vor 50 Jahren gab es einen Kollaborateur in der Familie. Der hat den Nazis seinen eigenen Sohn ausgeliefert und fiel wenig später selbst einem Verbrechen zum Opfer. Tante Line (Suzanne Flon) hat diese Morde bis heute nicht verkraftet. Die alte Dame zwingt sich zur Lebensfreude, sie ist die gute Seele des Hauses, in dem sonst wenig gut ist: Gérard Vasseur (Bernard Le Coq) steigt jungen Damen nach, und missgönnt seiner zweiten Ehefrau Anne Charpin-Vasseur (Nathalie Baye) den Erfolg. Die ist politisch ambitioniert und dabei, aus dem Familiengefängnis auszubrechen. Gérards Sohn François (Benoit Magimel) ist bereits einmal aus diesem Gefängnis geflüchtet. Als er zurückkommt, wird er sehnsüchtig von seiner lebenslustigen Stiefschwester Michèle (Mélanie Doutey) erwartet. Die beiden haben sich immer geliebt. Sie sind die Hoffnung in der Familie. Und sie haben dadurch die Macht, Tante Line zu helfen.

Zynischer Blick in die banale Normalität

Claude Chabrol wirft mit "Die Blume des Bösen" einmal mehr einen zynischen Blick in die banale Normalität des provinziellen Bürgertums. Er leuchtet dorthin, wo Familien wie die Charpin-Vasseurs seit Generationen leben. Wo sich nichts ändert, wo das Leben eine stete Wiederkehr der immer selben Ereignisse, ein Kreis wie ein Gefängnis ist. Die traurige Konsequenz der komplexen Eintönigkeit: Gäbe es nicht hin und wieder ein Verbrechen in der Familie, hätte man nichts zu erzählen.

Chabrol ergötzt sich mit starken, symbolischen Bildern an der bourgeoisen Nichtigkeit. Er weidet sich an den Verbrechen und lässt seine Charaktere (großartig: LeCoq, Flon und Baye) daran reifen oder zugrunde gehen. Der Weg hinaus in die Wirklichkeit, den Tante Line, Anne, Michèle und François finden, spendet am Ende doch noch Trost, erfordert aber Kraft. Und Mut.

Die Blume des Bösen – Mi. 29.01. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Der Trailer zu "Die Blume des Bösen"

Darsteller

Nathalie Baye sammelte zeitweise Césars wie andere Briefmarken
Nathalie Baye
Benoît Magimel
Weitere Darsteller
Suzanne Flon Bernard Le Coq Thomas Chabrol Mélanie Doutey Henri Attal Kevin Ahyi Françoise Bertin Jérôme Bertin Caroline Baehr Didier Bénureau Yvon Crenn Michèle Dascain Jean-Marc Druet Michel Herbault Edmond Kastelnik Marius de Laage François Maistre Isabelle Mamère Juliette Meyniac Jean-Pierre Marin Yves Pignot Léa Pellepaut Dominique Pivain Valérie Rojan Nicolas Girard Deltruc

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