Auf ihrem neuen Posten als Botschafterin wird Karla Lorenz (Natalia Wörner) mit einem angeblichen Foltergefängnis konfrontiert.
Was macht eine deutsche Diplomatin, wenn sie glaubt, auf tschechischem Boden befinde sich ein amerikanisches Foltergefängnis? Klar: Sie marschiert in einen Army-Shop, kauft sich Uniform und Nachtsichtgerät, um sich dann im Schutz der Dunkelheit an das vermeintliche Gefängnis heranzuschleichen. Klingt absurd? Nun, seit das Erste vor zwei Jahren Natalia Wörner als "Die Diplomatin" an den Start gebracht hat, durfte man sich an die doch etwas seltsame Definition von Diplomatie gewöhnen, die hier durchgespielt wird. Die von Wörner verkörperte Karla Lorenz war von Anfang an als Mischung aus James Bond und "Tatort"-Kommissarin angelegt, was nicht immer Sinn macht, aber recht unterhaltsam ist.
In "Jagd durch Prag", ihrem dritten Einsatz, hat es Lorenz nach Stationen in Manila und Tunis nun in die tschechische Hauptstadt verschlagen. Hier soll sie den Posten als Botschafterin von ihrer Tante Alma Lorenz (Maren Kroymann) übernehmen. Während bei der feierlichen Übergabe des Amtes viel von der gemeinsamen Geschichte und der Freundschaft beider Länder zu hören ist, flüchtet sich die junge Deutsche Lena Fischer (Mercedes Müller) auf das Botschaftsgelände. Die Geschichte, die sie erzählt, klingt ungeheuerlich: Ihr Freund, der US-Soldat Sean Miller (Angus McGruther), sei von Unbekannten in ein Auto gezerrt worden.
Als der Soldat dann wenig später unversehrt vor dem Botschaftsgelände steht und lautstark erst Einlass begehrt und schließlich Asyl fordert, findet sich Botschafterin Lorenz in einer heiklen Lage wieder. Miller hat brisantes Material bei sich, das zeigen soll, wie US-Soldaten in einem Gefängnis nahe Prag waterboarden. "Dafür bin ich nicht Soldat geworden", sagt er. Kann man ihm trauen? Karla Lorenz jedenfalls, die sich insgeheim wohl über diese Ablenkung vom drögen Diplomatendienst freut, macht sich ans Ermitteln der Hintergründe – besagter Undercover-Einsatz inklusive.
Da spricht sie dann also mit dem tschechischen Außenminister, trifft sich mit CIA-Agenten und durchstöbert die Wohnung der jungen Deutschen Lena. James Bond ist bei all dem freilich denkbar weit weg, aber recht spannend ist der Film von Roland Suso Richter (Buch: Christoph Busche) doch. Und überraschend nah am Puls der Zeit: "Es ist wieder wie vor 40 Jahren. In meinem Land herrscht die Angst vor Russland", sagt der tschechische Außenminister (Zdenek Maryska), und fügt hinzu: "Wir brauchen die Freundschaft der Amerikaner. Und meine Regierung tut dafür Dinge, die ich lange Zeit nicht für möglich gehalten hätte."
Am Ende löst sich, beinahe so wie in der Sonntagsschmonzette, zwar alles in Wohlgefallen auf, und der amerikanische Feind steht ziemlich bedröppelt da. Davor aber, und das lässt kurz aufhorchen, verhandelt "Jagd durch Prag" gar den Fall des Deutschtürken Murat Kurnaz, der viereinhalb Jahre ohne Anklage in Guantanamo festgehalten wurde. Hier, im Film, heißt er Mehmet Bialik (Konstantin Wolkenstein) und wird auf tschechischem Boden inhaftiert. Und da ist sie dann auf einmal, die große Weltpolitik, und Karla Lorenz einmal mehr mittendrin. Ist halt auch spannender als ein Abendempfang im Botschaftsgebäude.