Die Känguru-Chroniken
25.12.2021 • 17:30 - 19:00 Uhr
Spielfilm, Komödie
Lesermeinung
Das Känguru studiert die zu einem Kommunisten passende Lektüre.
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Die freundschaftliche Kiez-Idylle vom Känguru und Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) sieht sich von der Gentrifizierung bedroht.
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"Nazis raus!" steht an der Zentrale der "Unsere Heimat AG". In diesem Punkt sind sich Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) und das Känguru einig.
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Die Nazis sind erwartungsgemäß nicht die Hellsten (von links: Moritz Katzmair, Daniel Zillmann, Fred Aaron Blake und Janina Agnes Schröder).
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Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) und das Känguru lassen es gerne ruhig angehen.
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Langschläfer Kling (Dimitrij Schaad) wird von den Eskapaden des Kängurus auf Trab gehalten.
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Das Känguru und Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) boxen sich im wahrsten Sinne des Wortes durch allerlei Widrigkeiten. Das bekommen vor allem Nazis zu spüren.
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Das Känguru mag Boxen, Schnapspralinen und die Lehren von Lenin und Marx.
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Die Brüder Otto-Von (Tim Seify, zweiter von rechts) und Friedrich-Wilhelm (Adnan Maral, links) finden sich mit Maria (Rosalie Thomass) und Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) zum Asozialen Netzwerk zusammen.
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Jörg Dwigs (Henry Hübchen, dritter von links) und seine Frau Jeanette (Bettina Lamprecht) sind das Böse in Person und schrecken auch nicht vor der Hilfe von Neonazis zurück.
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Ein Bierchen bei Herta (Carmen-Maja Antoni) kann nicht schaden.
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Originaltitel
Die Känguru-Chroniken
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Altersfreigabe
6+
Spielfilm, Komödie

Känguru vs. Kapital

Von Christopher Schmitt

Nach der Vorlage der gefeierten Kurzgeschichten von Marc-Uwe Kling kam das kommunistische Känguru ins Kino und sagte einem Immobilien-Hai den Kampf an. Jetzt feiert es im ZDF seine Free-TV-Premiere. Zu einer merkwürdigen Sendezeit.

Alles beginnt mit einer Reizüberflutung – schnelle Schnitte und Stimmengewirr. Der Schöpfer der "Känguru-Chroniken" und Drehbuchautor des Films, Marc-Uwe Kling, diskutiert mit dem Känguru, das er zudem auch spricht, über den passenden Einstieg in den Film. Die den Fans der Hörbücher wohlbekannten Stimmen fallen sich bei der Diskussion, um wessen Film es sich hier überhaupt handelt, gegenseitig ins Wort. Das Streitgespräch zwischen dem Autor und seinem Beuteltier läuft rein verbal ab, während Satellitenbilder von Berlin und Illustrationen des Urknalls über die Leinwand flimmern. Ein kreativer, aber anstrengender Beginn.

Trotz dieser Sinnesüberforderung enthalten die Anfangsminuten etwas, was dem Großteil des Films von Regisseur Dani Levy ("Alles auf Zucker") komplett abgeht: das anarchische Element, das die Känguru-Geschichten auszeichnet und insbesondere die Hörbücher vom Geheimtipp zum Mainstream-Phänomen werden ließ, ohne an Charme und Biss zu verlieren. Die ursprünglich für das Radio geschriebenen Kurzgeschichten über ein kommunistisches Känguru, das bei Marc-Uwe Kling einzieht und dessen Leben komplett auf den Kopf stellt, wurden seit 2009 in vier Büchern und den ebenso kultisch verehrten Hörbüchern zum großen Erfolg bei Fans und Kritikern.

Die gewachsene Fanbasis bekam im März 2020 in Form eines Kinofilms das (computeranimierte) Känguru erstmals zu sehen – vom liebgewordenen Kopfkino in den Ist-Zustand. Zugegebenermaßen ist es nicht ganz fair, einen Ffilm mit Büchern und Hörbüchern zu vergleichen. Anhänger der Reihe mussten aber dennoch feststellen, dass es womöglich nur eine bedingt gute Idee war, den Stoff auf die Kinoleinwand zu übertragen.

Jetzt haben auch Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer die Möglichkeit, die Komödie zu sehen. Das ZDF zeigt sie am ersten Weihnachtsfeiertag, jedoch nicht etwa zur Primetime, sondern bereits um 17.30 Uhr.

Bedrohte Kiez-Idylle

Die Vorlagen ziehen ihren Witz größtenteils aus den Frotzeleien und Insiderwitzen zwischen dem "Chronisten" Marc-Uwe und dem Känguru. Allerdings tut sich der Film mit dem Timing dieser Gags schwer. Zwar ist er gespickt mit wörtlichen Zitaten aus den Büchern, jedcoch erreichen die Pointen selten ihr Ziel. Speziell für den Film geschriebene Witze driften oft in Klamauk ab.

Dabei entspricht die Handlung einem Mix aus den bisher erschienenen Känguru-Bänden, wobei die in den Vorlagen beschriebenen Szenen in eine neue, filmtragende Geschichte eingewoben werden: Unfreiwillig gründet der unterambitionierte Kleinkünstler Marc-Uwe, im Film gespielt von Theaterschauspieler Dimitrij Schaad in seiner ersten großen Kinorolle, eine WG mit einem kommunistischen Känguru, das von jetzt auf gleich beschließt, bei ihm einzuziehen. Jahre später, nachdem die beiden längst Freunde geworden sind, gerät ihre Wohngemeinschaft in Gefahr. Die Kreuzberger Kiez-Idylle wird durch den rechtspopulistischen Immobilienhai Jörg Dwigs (Henry Hübchen) und dessen gigantisches Bauprojekt bedroht – Gentrifizierung der schlimmsten Sorte. Dies kann das Beuteltier nicht auf sich sitzen lassen und plant Gegenmaßnahmen, bis hin zum großen Anti-Terror-Anschlag.

Auf die Spitze getrieben

Sowohl der kapitalismuskritische Ansatz als auch die Überzeichnung der Charaktere waren immer zentrale Elemente in den Kurzgeschichten von Marc-Uwe Kling. In den verfilmten "Känguru Chroniken" sind diese Motive dominant. Die Nazis sehen noch dümmer aus, als sie sprechen, und Jörg Dwigs ist nicht nur rücksichtsloser Kapitalist, sondern auch ausgewiesener Sadist. Dabei verkörpert Hauptdarsteller Dimitrij Schaad Marc-Uwes träge Ambitionslosigkeit hervorragend, kann aber nicht über die Schwächen im Drehbuch hinwegtäuschen. Zudem werden zwar viele liebgewonnene Nebenfiguren der Buchvorlage eingebaut; doch obwohl beispielsweise Kneipenwirtin Herta (Carmen-Maja Antoni) oder die Brüder Otto-Von (Tim Seyfi) und Friedrich-Wilhelm (Adnan Maral) toll gespielt werden, haben sie im Film nur wenig zu tun.

Neueinsteigern seien weiterhin die Buchvorlage und noch mehr die Hörbücher empfohlen. Den Kult um das Känguru werden sie anhand dieses Films wahrscheinlich nicht nachvollziehen können.

Tragisch: Der Film legte mit rund 375.000 Zuschauern in den ersten vier Tagen einen fulminanten Start hin. Und er hätte wohl die magische Millionenmarke locker geknackt, wäre da nicht dieses unselige Virus gekommen. Zügig folgten daher die Zweitverwertungen im Viodeo-on-Demand-Markt. Im Herbst 2022 wird das Känguru in die Kinos zurückkehren. "Die Känguru-Verschwörung" löst sich dem Vernehmen nach weitgehend komplett von den Buchvorlagen.

Die Känguru-Chroniken – Sa. 25.12. – ZDF: 17.30 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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