Tote Bauarbeiter, Menschenrechtsverletzungen, keine Fußball-Tradition: Bei rationaler Betrachtung spricht nichts dafür, eine Weltmeisterschaft in Katar auszutragen. Eine ZDF-Doku zeigt, wie das Emirat durch Bestechung und geheime Absprachen dennoch den Zuschlag bekam.
"Boycott Qatar 2022": Wer in den vergangenen Monaten einen Blick in die deutschen Fankurven geworfen hat, entdeckte den Appell nahezu überall. Bei allen Meinungsverschiedenheiten und Feindseligkeiten sind sich die aktiven Fanszenen einig: Es ist ein Skandal, dass der Wüstenstaat die Fußball-Weltmeisterschaft austrägt. Auch Fußballfreunden, die weniger aktivistisch veranlagt sind, blieben die Probleme nicht verborgen: Tausende Menschen starben auf den Baustellen, die Menschenrechtslage ist prekär, eine Fußballkultur war bislang nicht vorhanden. Hinzukommen die schlechte Infrastruktur und ein Wüstenklima, das Profisport zunächst unmöglich erscheinen ließ. Dennoch rollt ab Sonntag, 20. November, der Ball – Katar bestreitet das Eröffnungsspiel der Winter-WM gegen Ecuador.
Doch wer stimmt für eine WM, die Menschenleben gefährdet? Was das autokratische Katar durch seine großen Vorkommen an fossilen Energieträgern im Überfluss hat, ist Geld. Gerüchte um Korruption kamen bereits auf, nachdem der Golfstaat am 2. Dezember 2010 als Ausrichter bestimmt wurde. Die Dokumentation "Die Skandal-WM – Wie Katar den Fußball kauft" von Delphine Lopez und Pierre-Stephane Fort, die nach Mitternacht im ZDF zu sehen ist, geht der Frage nach, wie weit das Golfemirat ging, um den Zuschlag für das prestigeträchtige Sportevent zu erhalten – und stößt auf Bestechungsgelder, geheime Absprachen und Auftragsvergaben.
So führen die Recherchen das Fernsehteam etwa auf die Spur von geheimen Finanzvereinbarungen, die das Emirat Katar mit großen, international agierenden Unternehmen geschlossen haben soll. Dabei gelangen die Reporter auch an vertrauliche Dokumente. Hinweisen auf Korruption wird ebenso nachgegangen, wie den Arbeitsrechtsverletzungen im Zuge des Stadionbaus. Die zahlreichen dunklen Seiten der WM werden offengelegt, dabei führen Spuren nach Frankreich, Afrika und in die Schweiz.
Das Turnier findet vom 20. November bis 18. Dezember statt. 48 der insgesamt 64 WM-Begegnungen werden im Free-TV gezeigt, die restlichen Spiele laufen exklusiv bei MagentaTV. ARD und ZDF zeigen alle Partien der deutschen Nationalmannschaft sowie die Halbfinals und das Finale.
Die Skandal-WM – Wie Katar den Fußball kauft – Mi. 09.11. – ZDF: 00.45 Uhr