Ein Kind wird gesucht
25.11.2022 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Drama
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2017
Altersfreigabe
12+
Fernsehfilm, Drama

145 Tage Angst und Empathie

Von Wilfried Geldner

Im September 2010 ist der zehnjährige Mirco in der Nähe von Grefrath verschwunden. Ein Fall, der eine ganze Nation, aber vor allem den Leiter der "Sonderkommission Mirco" bewegt. Der Film erzählt das Drama wahrheitsgetreu nach.

Als am 3. September 2010 der zehnjährige Mirco in den Abendstunden nicht mehr nach Hause kam, setzte sich eine der größten Suchaktionen in Deutschland in Bewegung: Die Arbeit der "Sonderkommission Mirco" mit 80 Beamten soll eine der aufwendigsten und kräftezehrendsten der neueren Polizeigeschichte gewesen sein. Zwar wurden Mircos Fahrrad und Kleidungsstücke sowie später auch das Handy des Jungen gefunden. Doch trotz des Einsatzes von Hundertschaften, von Tornados mit Wärmebildkameras und Tauchern, blieb Mirco verschwunden. Mircos Mutter versuchte vor der TV-Kamera, in einer Botschaft Verbindung mit dem Täter aufzunehmen. Eine gläubige Frau, die verzeihen wollte, wie es ihr der Glaube befahl. "Ein Kind wird gesucht" (ZDF, 2017) greift den "Fall Mirco" noch einmal auf – auf direkte Weise, ohne fiktionale Erfindungen hinzuzufügen. ARTE wiederholt den Film zur besten Sendezeit.

Akribisch wie die Suche selbst, die 145 Tage lang dauerte, wird in Urs Eggers (2020 im Alter von 65 Jahren verstorben) Kriminalfilm die Polizeiarbeit nachgezeichnet: die Zeugenbefragung von Nachbarn und Passanten, die Aufrufe im Rundfunk, Beobachtungen doch bitte zu melden. Die Suche mit dem Hubschrauber oder mit dem Spürhund, der sich an Mircos gebrauchten Klamotten orientiert.

Das hat alles Tempo, es wird durch die Dringlichkeit des Falles motiviert. Nichts wirkt dramaturgisch aufgesetzt, die Mutter Sandra wird von Silke Bodenbender äußerst glaubhaft verkörpert. "Wer von euch glaubt, dass wir den Jungen noch lebend finden?", fragt Heino Ferch, der im Film Ingo Thiel, den Leiter der Gladbacher Soko spielt, schon früh in die Runde. Ihn trifft nichts als betretenes Schweigen. Auch die Frauen im Männerbund der Ermittler, zuständig für den Opferschutz und die Fallanalyse, können kaum Hoffnung versprechen. Polizeiroutine, Enttäuschungen und Anteilnahme sind gut verteilt.

Ingo-Thiel-Reihe geht weiter

Neben dem dramatischen Fall ist es Heino Ferchs Auftritt, der in Erinnerung bleibt. Zwischen Wut und Zurückhaltung schwankt er, wenn nichts vorangehen will. Immer weiter nähern sich die Opferfamilie und der Polizist einander an. Und zweifellos findet die lange so vergebliche Suche ihren Höhepunkt, wenn Thiel am Ende Mircos Mutter und dessen Vater (Johann von Bülow) gegenübertreten muss, um die Verhaftung des Täters und den Fund ihres Kindes zu vermelden. Der sadistische Täter, Angestellter eines großen Telekommunikationsunternehmens, war einmal mehr ein unauffälliger, angepasster Familienvater, der nach der Tat seinen normalen Alltag weiterlebte.

In seiner Machart geht der Film über übliche Fiction-Methoden weit hinaus, Schnitt und Kamera treiben das Geschehen ohne Umschweife voran, alle Schauspieler enthalten sich pathetischer Gesten. Insgesamt war es sicher ein durchaus gewagtes Spiel, einen bis hin zu "Aktenzeichen XY" bekannten Fall mit feststehendem Ausgang noch einmal als Spielfilm zu erzählen. Doch den Autoren (Katja Röder, Fred Breinersdorfer) und Urs Egger, dem Regisseur, gelingt es, eine erstaunliche Nähe zu den damals Betroffenen und Empathie für sie herzustellen.

Viermal trat Heino Ferch bisher in TV-Krimis als Ermittler Ingo Thiel in Erscheinung, zuletzt im November 2021 in "Ein Mädchen wird vermisst" und im vierten Film "Wo ist meine Schwester" (2022). Er muss zusammen mit seinem Team das Verschwinden der 31-jährigen Amelie aufklären. Dieser Streifen ist bis Samstag, 5. November, online bei ARTE zu sehen.

Ein Kind wird gesucht – Fr. 25.11. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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