Überall "Einzeltäter"? Eine dreiteilige Doku beleuchtet die rechtsextremen Taten von München, Hanau und Halle aus der Perspektive der Opfer. Der erste Teil der ZDF-Reihe, die auch die öffentliche Deutung der Morde kritisch betrachtet, widmet sich dem Anschlag im Olympia-Einkaufszentrum 2016.
Sieben Jahre ist es her, dass ein schöner Sommernachmittag in München grausam endete. Am 22. Juli 2016 versetzte ein 18-Jähriger die gesamte Stadt – und Nation – in einen kollektiven Schockzustand. Der rassistisch motivierte Täter tötete neun Menschen mit Migrationshintergrund, verletzte fünf weitere schwer und nahm sich schließlich selbst das Leben. Wie konnte es zu der schrecklichen Tat am Olympia-Einkaufszentrum kommen? Auch wenn noch immer viele Fragen offen bleiben, steht der rechtsextreme Hintergrund des Attentats mittlerweile außer Zweifel. Keineswegs so zu Beginn der Ermittlungen: Lange gehen die Behörden nicht von politisch motivierter Gewalt aus, sondern vom Amoklauf eines psychisch kranken Einzeltäters.
"Einzeltäter – München" lautet auch der Titel einer eindrücklichen Dokumentation, die anlässlich des Jahrestags der Tat nun im Zweiten auf die Ereignisse zurückblickt – und deren politisch und medial verbreitete Deutung kritisch analysiert. Mehr noch: Der Film von Julian Vogel bildet den ersten Teil einer ganzen Trilogie, die das in den letzten Jahren wiederholt bemühte Narrativ vom verwirrten "Einzeltäter" dekonstruiert. Neben dem Attentat in der bayerischen Hauptstadt widmet sich die dreiteilige Dokureihe auch den Taten von Halle 2019 und Hanau 2020, bei denen ebenfalls jeweils ein rassistisch respektive antisemitisch motivierter Täter Menschen tötete. Neben dem öffentlichen Ringen um die klare Benennung der rechtsterroristischen Motive steht vor allem die Perspektive der Opfer und ihrer Angehörigen im Zentrum der Filme.
So begleitet die erste Doku den jungen Arbnor Sequashi, der beim OEZ-Anschlag vor sieben Jahren seine Schwester verlor und nun seinen traumatisierten Eltern hilft, mit den Folgen der Tat umzugehen. Zu Wort kommen auch Hasan und Sibel Leyla, deren Sohn 2016 in München ermordet wurde und die lange für die Einstufung des Attentats als rechter Terror kämpften. Erst nach dem Anschlag von Hanau, den Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als "Angriff auf uns alle" bezeichnete, erfuhren sie Anerkennung. Immerhin: Heute gilt rechter Terror selbst laut dem Verfassungsschutz als größte Bedrohung der hiesigen Demokratie.
Die weiteren Teile "Einzeltäter – Hanau" und "Einzeltäter – Halle" zeigt das ZDF voraussichtlich um die Jahrestage der Taten. Alle drei Dokumentationen der Reihe sind ab Freitag, 21. Juli, in der ZDFmediathek abrufbar.
Einzeltäter – München – Mo. 24.07. – ZDF: 00.00 Uhr