Faltenfrei
12.04.2025 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Komödie
Lesermeinung
Stella Martin (Adele Neuhauser) hat im Film "Faltenfrei" eine berühmte Beauty-Linie erfunden und gilt als herrschsüchtige Chefin.
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Eitel wie ihre Kundschaft: Adele Neuhauser verkörpert die allerseits unbeliebte Stella.
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Stella (Adele Neuhauser) vertraut sich dem Chef der Schönheitsklinik Arthur Schenk (Manuel Rubey) an.
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Originaltitel
Faltenfrei
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2021
Fernsehfilm, Komödie

Dramedy-Perlen mit Adele Neuhauser: So unterhaltsam kann Gesellschaftskritik sein

Von Jasmin Herzog

Zwischen Schönheitswahn und Empowerment: In den beiden Dramedys "Faltenfrei" und "Ungeschminkt" zeigte Adele Neuhauser eindrücklich, dass sensible Gesellschaftskritik auch unterhalten kann. Während der BR beide Filme wiederholt, steht die 66-Jährige bereits für den dritten Teil vor der Kamera.

Sensiblen Themen nähert man sich im deutschen Fernsehen oft vorsichtig humorbefreit. Dass es auch anders und vor allem unterhaltsam geht, zeigte Adele Neuhauser zuletzt in ihren beiden Filmen "Faltenfrei" und "Ungeschminkt": Gemeinsam mit Regisseur Dirk Kummer und Drehbuchautor Uli Brée überzeugte die beliebte Darstellerin darin mit einem gelungenen Mix aus Dramedy und Gesellschaftskritik. Nach dem Erfolg der Komödie "Faltenfrei", die sich 2021 den Schönheitswahn der Beauty-Branche vorknöpfte, plante das Trio sogleich eine lose Reihe mit demselben Team. Im vergangenen Jahr folgte mit "Ungeschminkt" dann ein nicht minder eindrücklicher Blick auf Transidentität. Während der dritte Film bereits gedreht wird, wiederholt das Bayerische Fernsehen nun die Vorgänger am Stück.

Ab 20.15 Uhr brilliert Adele Neuhauser in "Faltenfrei" als egomanische Chefin eines Beauty-Konzerns. In ihrer Figur der Stella versammeln sich die kritikwürdigen Eigenschaften der Schönheitsbranche, die "falsche Träume in jungen Menschen" wecke, so Neuhauser im Interview zum Film. Doch auch die Alpha-Frau altert und ihr Mann (Thomas Limpinsel) geht fremd – die Branche frisst nicht nur ihre Töchter, sondern auch ihre Mütter. Das wird schön slapstickhaft erzählt: Stella landet nach einem Unfall im Krankenhaus, ist völlig ramponiert und unterzieht sich einer Schönheits-OP, die völlig schiefläuft.

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Fortan hört sie, was die Menschen in ihrer Umgebung über sie denken. Unnötig zu erwähnen, dass Nettigkeiten dabei die Ausnahme sind. Stella realisiert, dass sie sich zur hassenswerten Person gemacht hat. Durch ihre Fähigkeit, Gedanken anderer zu lesen, kommt sie zur Besinnung, entdeckt ihre empathische Seite und entschuldigt sich gar bei jenen, die sie in den letzten Jahren verletzt hat. Das ist nun nicht die Neuerfindung des Genres, macht aber aufgrund zahlreicher kreativer Einfälle doch jede Menge Spaß. Entscheidend ist, wie so oft, die Fallhöhe.

Zurück in die traumatische Vergangenheit

Direkt im Anschluss, ab 21.45 Uhr, wiederholt der BR dann den zweiten Film aus der Kooperation des kongenialen Trios. In "Ungeschminkt" spielt Neuhauser eine transidente Frau, die nach Jahrzehnten in ihr Heimatdorf zurückkehrt, um sich ihrer traumatischen Vergangenheit zu stellen. Die 60-jährige Josefa wusste eines schon immer: Sie ist eine Frau. Geboren wurde sie jedoch als Josef auf einem bayerischen Bauernhof. Es gibt triftige Gründe dafür, dass Josefa vor 35 Jahren aus ihrem Elternhaus floh und nicht mehr zurückblickte. Bis jetzt. Nach dem Tod ihrer Eltern beschließt sie, sich ihrer Vergangenheit zu stellen.

Josefa fährt also zurück "in die Hölle", nach Distelfing. Die blöden Kommentare lassen nicht lang auf sich warten. Josefa kennt sie alle, die transphoben Sprüche, ob beabsichtigt verletzend oder nicht. Der Film spiegelt hier die Realität, viele Menschen fühlen sich von LGBTQI+-Themen überfordert. Ein kluger Schritt war es, beim Thema Transidentität eine Sensitivity-Beraterin für den Film ins Boot zu holen. Ihr Ziel sei, "die Darstellung von trans Personen so authentisch und so wenig klischeehaft wie möglich zu gestalten", erklärt Julia Monro.

Es gibt viel aufzuarbeiten

Die wichtigen Menschen aus Josefas Vergangenheit aber sind ohnehin andere: Blume (Ulrich Noethen) und Petra (Eva Mattes), der beste Freund sowie die Exfrau von Josef(a), die von ihr ebenfalls zurückgelassen wurden, ohne Erklärung. Es gibt viel aufzuarbeiten für das Trio – das man nicht besser hätte besetzen können.

Adele Neuhauser ist eine Wucht und "Ungeschminkt" ein starker, wichtiger Film. Mit kleinen Schwächen: 90 Minuten sind womöglich zu wenig, um die schwierige Aufarbeitung von Konflikten dieses Ausmaßes wirklich glaubwürdig zu erzählen, aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Denn die Botschaft, die ist klar: "Wir müssen aufhören, uns gegenseitig Leid zuzufügen", wie es Adele Neuhauser im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau ausdrückte.

Dritter Film in Arbeit

Dass beide Filme so überzeugen, liegt natürlich an Drehbuch und Inszenierung, vor allem aber an der fantastischen Hauptdarstellerin. Die Figuren hat Autor Uli Brée, mit dem Adele Neuhauser schon öfter zusammenarbeitete, ihr gleichsam auf den Leib geschneidert: "Er weiß, was man mir antun kann, was ich aushalte und wo meine Stärken liegen", erklärte sie dazu einmal.

Fans dürfen sich derweil bereits auf den dritten Film des Dreiergespanns freuen: "Adele Neuhauser steht für eine weitere Komödie vor der Kamera!", kündigte die Bavaria Fiction kürzlich bei Facebook an. Nach den ersten beiden Teilen der losen Reihe haben die Dreharbeiten für "Makellos – eine kurze Welle des Glücks" begonnen. Die 66-Jährige spielt darin eine Frau, deren Leben durch einen Callboy auf den Kopf gestellt wird.

"Faltenfrei" / "Ungeschminkt" – Sa. 12.04. – BR: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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