Frantz
10.03.2021 • 20:15 - 22:05 Uhr
Spielfilm, Drama
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
Frantz
Produktionsland
F, D
Produktionsdatum
2016
Altersfreigabe
12+
Spielfilm, Drama

Ins Leben, irgendwie ...

Von Jasmin Herzog

Ein Nachweltkriegsdrama für jede Zeit: Ergreifend feinfühlig erkundet es, zu welchem Preis Fantasie und Lüge über Verlust und Schuld hinweghelfen. "Frantz" – ein Meisterwerk von François Ozon.

Könne er nicht noch etwas davon erzählen, wie es mit Frantz in Paris war, lautet einmal mehr die Bitte an Adrien (Pierre Niney). Und Adrien beginnt zu erzählen, wie die beiden jungen Männer durch den Louvre gestreift sind, wie sie mit Mädchen getanzt haben. In dem Moment wechselt der Film "Frantz" von Schwarz-Weiß zu Farbe. Es ist die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg in einer deutschen Kleinstadt. Frantz gehört zu den Gefallenen. Sehnsüchtig saugen seine Eltern und seine Verlobte Anna (Paula Beer) alles in sich ein, was sie von seinem französischen Freund noch über ihn erfahren können. Adrien merkt, dass seine Berichte ihnen gut tun, aber ihm ist unwohl in seiner Rolle. Was stimmt nicht an Adriens Erinnerungen? Die vielschichtige Antwort darauf wird enthüllen, wie verzweifelt alle Beteiligten den Toten ins Leben holen wollen – und sich selbst mit. ARTE zeigt den grandiosen Film von 2015 nun erstmals im Free-TV.

Als der Musiker Adrien Blumen an Frantz' Grab ablegt, wird Anna erstmals auf ihn aufmerksam. Erst sie vermag es, den Gast in die Familie einzuführen. Zuvor hat Frantz' Vater (Ernst Stötzner), ein Arzt, "den Franzosen" als "Mörder" seines Sohnes des Behandlungszimmers verwiesen. Doch als Adrien so schön über Seiten von Frantz sprechen kann, von denen niemand gewusst hat, und damit dessen Mutter (Marie Gruber) aus ihrem Kummer holt, kann auch der Vater nicht mehr abseitsstehen. Er gesteht seine Schuldgefühle ein, den pazifistisch eingestellten Sohn überredet zu haben, sich freiwillig zu melden, und bereut es bitter. Allmählich tritt Adrien an die Stelle des toten Sohnes. Er ist den Eltern ein so großer Trost.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Auch bei Anna ist Adrien auf dem Weg, Nachfolger von Frantz zu werden. Sie spürt, dass ein neues Leben jenseits der Trauer bevorsteht, aber sie hat Fragen. Was habe ihn denn mit Frantz so eng verbunden? Eine Frau? Oder etwas anderes? Weil Adrien schweigt, schaut sie ihn genau an, sie versucht, die Antwort zu erfühlen – einer der vielen großartigen Augenblicke der Paula Beer in diesem Film, die für ihre Rolle beim Filmfestival von Venedig verdientermaßen ausgezeichnet wurde.

Ein sensibles Meisterwerk

Der Zuschauer sieht in der Rückblende mehr, als Adrien mündlich weitergegeben hat. Nämlich dass Frantz beim Tanz mit den Mädchen nur Augen für seinen französischen Freund gehabt haben soll. Geht es um eine homosexuelle Beziehung? Oder geben Adrien die Beschreibungen einer Freundschaft mit Frantz Gelegenheit, ein Leben jenseits der Konvention zu fantasieren?

Indem der Fremde für sich und andere Frantz so lebendig werden lässt, verdoppelt sich die Schuld, die er ohnehin auf sich geladen hat. Einen Teil davon wird Anna mittragen. Wenn sie Adrien nach dessen überstürzter Abreise und einem Selbstmordversuch in Frankreich zu suchen beginnt, ist es der Zuschauer, der fragen möchte, ob sie damit bloß der Bitte von Frantz' Eltern nachkommt, oder ob sie auf die Lüge eine Liebe gründen will.

Regisseur und Drehbuchautor Francois Ozon gibt die Antwort in seinem Schlussbild. Darin macht er die Kunst, die die Fantasie braucht und die mit der Lüge verwandt sein soll, als Heilmittel für alle Beschwernisse deutbar – aber auch als ultimatives und dabei schönfärberisches Gift. Nach drei teilweise bis gänzlich missglückten Filmen legt Ozon nun sehr überraschend mit der Umwandlung eines fast vergessenen Lubitsch-Films ein sensibles Meisterwerk vor. Es veranlasst zu einer aufregenden Spurensuche der Gefühle. "Frantz" ist deutsch-französischer Geschichte mehr als gewachsen und taucht in die großen Themen der Menschheit ein.

Frantz – Mi. 10.03. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Durchbruch mit 14: Paula Beer
Paula Beer
Lesermeinung

Top stars

Marco Girnth in Leipzig.
Marco Girnth
Lesermeinung
Für ihre Rolle in Fatih Akins "Aus dem Nichts" erhielt Diane Kruger den Darstellerpreis der 70. Filmfestspiele von Cannes.
Diane Kruger
Lesermeinung
Schauspieler Wolfgang Stumph, aufgenommen bei der MDR-Talkshow "Riverboat".
Wolfgang Stumph
Lesermeinung
Immer wieder als zwielichtiger Typ besetzt: Christoph Bach (hier im "Tatort - Lu").
Christoph Bach
Lesermeinung
Ulrike Kriener - die Filme, die Karriere und das Leben der Schauspielerin im Porträt.
Ulrike Kriener
Lesermeinung
Sie ist die, die in "Türkisch für Anfänger" als Lena Erfolge feiert: Josefine Preuß.
Josefine Preuß
Lesermeinung
Schauspielerin Marisa Tomei bei der Premiere des Films "Spider-Man: No Way Home" in Los Angeles.
Marisa Tomei
Lesermeinung
Sportmoderatorin Laura Papendick am Spielfeldrand.
Laura Papendick
Lesermeinung
Kate Mara nicht Max Mara.
Kate Mara
Lesermeinung
Caroline Peters 2022 bei der Premiere von "Der Nachname".
Caroline Peters
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.
Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.