Goliath96
26.05.2021 • 00:40 - 02:20 Uhr
Spielfilm, Drama
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Originaltitel
Goliath 96
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2018
Altersfreigabe
12+
Kinostart
Do., 18. April 2019
Spielfilm, Drama

Mein Sohn, ein unbekanntes Wesen

Von Jasmin Herzog

In "Goliath96" spielt Katja Riemann eine Mutter, deren Sohn sich seit zwei Jahren von der Welt zurückgezogen hat. Um sich ihm wieder zu nähern, greift sie zu einer ungewöhnlichen Methode – mit gefährlichen Folgen.

"David ist in Texas", sagt Kristin (Katja Riemann) immer wieder, wenn sie jemand nach ihrem Sohn fragt. Doch David (Nils Rovira-Munoz) ist gar nicht in Texas. Der junge Mann hat sich zurückgezogen und in sein Zimmer eingesperrt. In die Uni geht er schon lange nicht mehr, und auf den Flur wagt er sich nur abends, wenn seine Mutter bereits schläft. David ist so etwas wie ein Hikikomori – so nennt man jene jungen Japaner, die sich freiwillig von der Gesellschaft zurückgezogen haben. In Marcus Richardts Spielfilmdebüt "Goliath96" (2018) ist das Phänomen auch in Deutschland angekommen. 2020 lief das einfühlsame Drama bereits bei ARTE, nun zeigt es das Erste zu später Stunde.

Um Zugang zu ihrem Sohn zu bekommen, meldet sich Mutter Kristin in einem Forum für Drachenbau an. "Cinderella97" nennt sie sich. Sie macht ihren Sohn ausfindig. "Goliath96" heißt er dort. Die alleinerziehende Mutter schreibt ihn an, ohne preiszugeben, wer sie ist. "Wir ticken gleich", sagt David irgendwann. Je länger ihre Online-Beziehung dauert, umso mehr schottet auch Kristin sich von ihren sozialen Kontakten ab. Alles, was für sie noch zählt, ist der Draht zu ihrem Sohn. Doch die 45-Jährige übersieht ein wichtiges Detail: Ihr Sohn beginnt sich langsam verlieben und will jene Frau treffen, die ihn online derart fasziniert ...

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Monologe vor der Zimmertür

Durch seine nicht-chronologische Montage springt der Film immer wieder in die Vergangenheit, als zwischen Mutter und Sohn noch alles gut war. Die Gegenwart sieht zunächst ganz anders aus: Kristin führt Monologe vor der Zimmertür ihres Sohnes, eine Antwort auf ihre Fragen erhält sie nie. Um ihn zu schützen, gehen sich beide aus dem Weg. Falls man doch unerwartet im Gang aufeinandertrifft, reagiert Sohn David panisch, fast hysterisch – aber ein Wort kommt ihm nicht über die Lippen. Kristin lebt in Angst, dass sie ihren Sohn so verliert, wie einst ihren Mann. Dieser verließ die Familie, als David noch ein kleiner Junge war.

Die Nerven der Alleinerziehenden liegen blank – und Katja Riemann verkörpert überzeugend alle Emotionen der ratlosen Frau. Die tägliche Verzweiflung, nur unterbrochen von einem impulsiven Wutausbruch vor Davids Zimmertür. Dann kommen ihr die Tränen vor Rührung, als sie erstmals wieder mit ihrem Sohn kommuniziert. Wenngleich es zu Beginn nur um abseitige Drachenbau-Themen geht, die Kristin von einem Zettel abliest. Da stört es sie auch wenig, dass sie sich nur über einen Bildschirm und ein schlecht designtes Forum mit ihrem Sprössling austauscht und endlich die Dinge erfährt, die sie immer wissen wollte.

Teil der Debütfilm-Reihe im Ersten

Doch nicht nur die Laune der Mutter ändert sich nach der Kontaktaufnahme schlagartig, auch die Verfassung des Sohnes verändert sich – etwas zu schnell – wieder zum Besseren. Schon nach etwas Hin- und Hergeschreibe räumt er seine Müllhalde von Zimmer auf. Dann geht plötzlich alles sehr schnell: Er rasiert sich den Bart ab und quält sich Liegestütze aus den Armen, für ein Treffen, das nie so stattfinden wird, wie er sich erhofft.

"Goliath96" ist Teil der Debütfilm-Reihe im Ersten. Bis er erstmals auf dem Regiestuhl Platz nahm, war Rovira-Muñoz vor allem im Theater zu sehen. Katja Riemann hingegen gehört schon lange zu denbekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Mit dem Phänomen der Hikikomori setzten sich auch schon andere Filme auseinander: Bereits 2017 erzählte die Regisseurin Isabel Prahl in ihrem Langfilmdebüt "1000 Arten Regen zu beschreiben" eine ähnliche Geschichte.

Goliath96 – Di. 25.05. – ARD: 00.40 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Der Trailer zu "Goliath96"

Darsteller

Gehört zur ersten Garde der deutschen Darstellerinnen: Katja Riemann.
Katja Riemann
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