Hitlers Macht
17.01.2023 • 20:40 - 21:25 Uhr
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Originaltitel
Hitlers Macht
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
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90 Jahre nach der Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933: Wie konnte es so weit kommen?

Von Wilfried Geldner

Erste Folge der dreiteiligen ZDF-Zeitgeschichtsdokumentation "Hitlers Macht" zum 90. Jahrestag der "Machtergreifung" Adolf Hitlers. Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler.

Wie konnte es so weit kommen, wie konnte aus einem einfachen Weltkriegsgefreiten innerhalb weniger Jahre der mächtigste Mann Deutschlands werden? Ganz so einfach war es nicht, wie der erste Teil der groß angelegten Dokumentation "Hitlers Macht" der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte zeigt. Vieles kam zusammen, der Werdegang war nicht unbedingt vorgeprägt. Zum Nachdenken regen aber vor allem die lange für unmöglich gehaltenen Parallelen zum heute an. Verschwörungstheorien, jede Menge Fake News, die sich Hitler für seinen Aufstieg zunutze machte, Steigbügelhalter, die aus allen Schichten kamen. Teil 1, "Der Aufsteiger" (Autoren: Stefan Gierer und Rudolf Peter) zeigt vor allem den Bierhallenrhetoriker, der von seinen Anhängern zum Volkstribun emporgetragen wird, und die Anerkennung bei gehobenen Schichten, denen er Deutschlands Größe wiederzugewinnen versprach.

Als Suchender, der sein rhetorisches "Talent" entdeckte, wird er von den auch hier wieder zahlreich vertretenen Historikern dargestellt. "Diese Bierhallen muss man sich vorstellen wie Konzertbesuche", sagt der Historiker Stephan Malinowki (Edinburgh). "Die Leute zahlen ja Eintritt dafür, die sind nicht zufällig da und dann redet da jemand, sondern die stehen an und die gehen dahin. Und das wird auf Plakaten angekündigt: 'Hitler spricht!" Thomas Weber (Aberdeen), Vertreter einer jüngeren Historiker-Generation, urteilt gar: "Er konnte schreien. Er konnte weich, er konnte hart klingen. Er hat sehr bildreich gesprochen. Und so hat er einfach die Leute mitgenommen. Sie grölen, sie jubeln, sie rufen etwas rein, und das liegt Hitler sehr."

Der Rest ist Geschichte, die horrende Arbeitslosigkeit, die Weltwirtschaftskrise von 1929 schienen seinen Fantasien vom "Weltjudentum" und der Schuld des Weltkapitalismus Recht zu geben. Da gingen auch der von ihm propagierte "fehlende Lebensraum" und die "Überlegenheit der arischen Rasse" mit. Der völlige Neustart nach dem gescheiterten Putschversuch 1923 ("Marsch auf die Feldherrnhalle") ist verblüffend. Hitler stilisierte sich zum Retter Deutschlands hoch, die Justiz zeigte sich gnädig, nach sechs Monaten wurde er aus Landsberg entlassen. "Ist nicht eigentlich Hitler der zur Macht Verführte?" fragt die Historikerin Heike Görtemaker angesichts der ihn unterstützenden großbürgerlichen Förderkreise provokant.

Der Akzent wird auf alle Schichten der Bevölkerung gelegt

Teil zwei, "Der Herrscher" (24, 01.) und Teil drei, "Der Zerstörer" (31.01., jeweils 20.15 Uhr), befassen sich mit Hitlers rigoroser Durchsetzung seines Machtwillens. Verstärkt wird gegenüber früheren Zeitgeschichtsdokumentationen der Akzent auf alle Schichten der Bevölkerung gelegt. "Hitlers Volk setzte sich in seiner Mehrheit nicht aus durch Gewaltandrohung verängstigten Untertanen zusammen. Es war eine Diktatur, die während der Vorkriegsjahre die Zustimmung der Massen suchte und auch fand", heißt es im Kommentar. Unerschütterlich sei zudem das Trugbild vom wirtschaftlichen Aufschwung in der NS-Zeit gewesen, der jedoch auf hemmungsloser Verschuldung und der Ausbeutung anderer Völker beruhte.

Hitlers Feldzüge waren zunächst von der Lüge bestimmt, man sei anderen nur zuvor gekommen. Nach den Blitzkriegen machten sich bei ihm Größenwahn und der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit breit. Der millionenfache Mord an den Juden war von Anfang an ein unbegreifliches Programm, bei dem sich die Deutschen hinter dem Willen des "Führers" verschanzten.

So erbringt der ZDF-Dreiteiler nicht unbedingt viel Neues, aber er kommt vor allem für jüngere Generationen zur rechten Zeit. "Jüngere Forschungen rücken den NS-Diktator wieder mehr in den Mittelpunkt", sagt Zeitgeschichts-Redaktionsleiter Stefan Brauburger. Dabei sei es nicht um eine "Allmacht" gegangen, der man sich gar nicht entziehen konnte. "Der NS-Staat fand Stützen in allen Schichten der Bevölkerung, bei vielen "kleinen Führern", denen es auch nicht schwerfiel, Menschen zu denunzieren, zu verfolgen, die Vernichtung ihrer Existenz in Kauf zu nehmen oder gar zu betreiben, denn sie teilten und verfochten das nationalsozialistische Welt- und Menschenbild."

Hitlers Macht (1) – Der Aufsteiger – Di. 17.01. – ZDF: 20.35 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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