Multiple Persönlichkeit? – Wer denkt da nicht gleich an Dr. Jekyll und Mr. Hyde, an die Aufspaltung eines Menschen in Gut und Böse? – Ganz so einfach ist es nicht, wenn einer sagen kann: "Ich bin viele". Traumata, meist in der Kindheit, haben zu Persönlichkeitsspaltungen, zu Verdrängungen geführt. "37° geht dem Thema nach.
Mit Schizophrenie ist die Krankheit "Multiple Persönlichkeitsstörung" nicht zu verwechseln. Auch von Betroffenen schwer zu beschreiben, geht es um Zustände, die offensichtlich persönliche Gestalt annehmen. Mediziner sprechen lieber von "dissoziativer Identitätsstörung". Dabei liegen mindestens zwei Persönlichkeiten vor, die abwechselnd Kontrolle über das Verhalten eines Menschen übernehmen. Psychisch verursachte Erinnerungslücken treten hinzu.
In der 37°-Reportage "Ich bin Viele – Leben als multiple Persönlichkeit" von Julia Luhnau berichtet die 42-jährige Freiburgerin Sabrina von zwölf Personen, die im Wechsel ihre Persönlichkeit bestimmen. Bei einem Ausflug im Wald oder bei einem Einkauf – Sabrina weiß nie, was sie erwartet, jederzeit kann es zu einem Persönlichkeitswechsel kommen. Nur ein Jahr ist Sabrinas jüngste Persönlichkeit alt, es gibt aber auch eine Vierjährige und mehrere Erwachsene. Um dieses Personenchaos zu meistern, bedient sich Sabrina Hilfsmitteln wie Merkzetteln oder Piktogrammen, die sie mit ihrer Psychotherapeutin entworfen hat.
"Auslöser sind meist schwere, traumatische Erfahrungen in der Kindheit", sagt der Göttimger Psychiater und Psychotherapeut Ulrich Sachsse, der sich seit 1989 mit dem Krankheitsbild befasst. "Um Unerträgliches erträglich zu machen, werden diese Erlebnisse abgespalten. Ein wichtiger Schutzmechanismus, um zu überleben, der sich bei wiederholter Traumatisierung jedoch verfestigen kann. So entstehen eigenständige Persönlichkeitsanteile." Die 37°-Reportage geht dennoch der schauerlichen Frage nach, "wie es sich anfühlt, zu zwölft in einem Körper zu sein."
37°: Ich bin Viele – Leben als multiple Persönlichkeit – Di. 02.08. – ZDF: 22.15 Uhr