Jack Reacher: Kein Weg zurück

Kleinigkeiten entscheiden über Leben und Tod: Die zweite "Jack Reacher"-Verfilmung präsentiert sich von der Buchvorlage weitgehend losgelöst.

Nichts ist wie es scheint – so lautet die Grundregel von Lee Childs Filmen um den Ex-Militärpolizisten Jack Reacher. Regisseur Edward Zwick ("Blood Diamond") beherzigt sie. Bei seiner Kinoadaption des mittlerweile 18. Bandes der Action-Reihe, "Jack Reacher: Kein Weg zurück" (2016), huldigte er Childs Liebe zum verräterischen Detail. Auf der Spur eines skrupellosen Killers stößt Reacher (Tom Cruise) auf einen blutigen Tatort: Ein älteres Ehepaar hingemetzelt, ihre Pflegetochter offenbar aus ihrem Zimmer durch das weit offenstehende Fenster geflohen. Oder doch nicht? Das Mädchen hat gerade mit Kohlestift gemalt. Reachers Blick fällt auf Kohlestiftpartikel vor einem niedrigen Schrank, nähert sich, öffnet den Schrank – und ein Mädchen mit einem Messer springt auf ihn zu. Den unterhaltsamen Actionkracher gibt es nun bei ProSieben als Wiederholung zu sehen.

Der durchs Land streunende Reacher hat Militärpolizistin Susan Turner (Cobie Smulders) einst einen Tipp gegeben über einen korrupten Sheriff, der in illegale Geschäfte mit Militärmaterial verwickelt war. Seitdem telefonieren sie öfter miteinander und fühlen sich zueinander hingezogen. Gesehen haben sie sich noch nicht. Beide finden, dass es dafür Zeit ist, und verabreden sich zum Dinner in Washington, wo Turner stationiert ist. Doch als Reacher dort eintrifft, ist Turner verhaftet – wegen Spionage.

Reacher findet heraus, dass die Kollegin den gewaltsamen Tod zweier Untergebener in Afghanistan untersucht, und vermutet ein Komplott. Aber beschuldigt, Turners Verteidiger im anstehenden Verfahren ermordet zu haben, landet er schon bald im selben Militärknast wie sie. Als sie fliehen, sind ihnen Polizei, Armee und ein gnadenloser Killer (Patrick Heusinger) auf den Fersen. Ins Fadenkreuz gerät auch die 15-jährige Samantha (Danika Yarosh), Reachers angebliche Tochter, von der er lange nichts wusste.

Gaunerkomödie statt stumpfer Actionschau

"Jack Reacher: Kein Weg zurück" bewegt sich ungefähr auf dem Niveau des Vorläufers "Jack Reacher" (2012) von Christopher McQuarrie: Beide Streifen fesseln mit sprechenden Einzelheiten und spielen souverän mit dem Situationswechsel von harmlos zu gefährlich und zurück. Beide geben Verfolgungsjagden mit Autos und Kletterpartien, Karate-Zweikämpfen und Bleigewittern erstaunliche Frische.

Im Gegensatz zum Vorgänger entwickelt Zwick die Flucht vor dem Killer und dem Militär einerseits und die Suche nach den kriminellen Hintermännern andererseits fast schon als Gaunerkomödie: Eine nette Klamotte um eine Patchwork-Familie, bestehend aus Reacher, Turner und der diebischen Samantha, die viel zur Versorgung mit Geld und Ausweisen beiträgt. Meilenweit weicht Zwick damit von Lee Childs Buchvorlage ab. Weil er dies aber nach den Regeln der "Jack Reacher"- Welt tut, sei es entschuldigt.

Einen drittes Kinoabenteuer von Jack Reacher wird es nach durchwachsenen Zuschauerzahlen übrigens nicht mehr geben. Stattdessen arbeitet Amazon Prime Video an einer Actionserie über die Geschichten von Autor Lee Child, wie "Hollywood Reporter" im Juli berichtete. Nicht mehr dabei sein wird allerdings Tom Cruise. Seine Besetzung hatte bei vielen Fans der Buchreihe Protest hervorgerufen. Cruise sei für die Rolle des kampfeslustigen Hünen schlichtweg zu klein, so der Tenor der Kritik.

Jack Reacher: Kein Weg zurück – So. 31.10. – ProSieben: 20.15 Uhr