Bärenstarker Thriller aus Deutschland, der sich in seiner fiesen Logik erfrischend echt anfühlt: Rosalie Thomass, Friedrich Mücke und Thomas Loibl kämpfen um eine Sporttasche mit 600.000 Euro. Der für den "Deutschen Fernsehpreis" nominierte Film tritt im Rahmen des 3sat-Publikumspreises 2021 an.
Was haben Sascha Alexander Geršak und Thomas Loibl gemeinsam? Wer nicht weiß, von wem die Rede ist, sollte an dieser Stelle kurz die Bilder der beiden Männer googeln. Die Rede ist von zwei Schauspielern, bei deren Auftauchen in einem deutschen Fiction-Produkt klar ist, wer der Mörder ist – nämlich sie. Im Falle des in authentischer Sprache gehaltenen, spannenden Thrillers "Jackpot" (2021) ist Thomas Loibls Spoiler-Wirkung zu vernachlässigen. Denn gleich zu Beginn erschießt seine Figur einen Widersacher, der dem kriminellen Geldeintreiber über 600.000 Euro geklaut hat. Blöderweise bringt der Mord das Geld nicht zurück, denn der Dieb hatte seinen Fluchtwagen auf einem Behindertenparkplatz abgestellt – und wurde kurz darauf von Abschleppdienst-Mitarbeiterin Maren (Rosalie Thomass) entfernt.
Die SWR-Produktion "Jackpot", die auch als einer von drei "Bester Fernsehfilm"-Wettbewerbern für den "Deutschen Fernsehpreis" nominiert war, läuft nun im Rahmen des 3sat-Publikumspreises 2021. Traditionell zeigt der Kultursender gegen Jahresende noch einmal die stärksten TV-Filme des Jahres. 2021 laufen zwischen 20. und 25. November elf der zwölf beim 33. FernsehfilmFestival Baden-Baden nominierten Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die liebenswert handfeste Maren befindet sich in einer Art Rehabilitations-Modus. Der nette, ältere Gerhard (Hilmar Eichhorn) hat die junge Frau eingestellt, obwohl sie zuvor im Knast saß. Und Maren braucht diesen Job, weil ihr Mann Dennis (Friedrich Mücke) nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt und das Laufen erst mühsam wieder lernen muss. Als Maren die Tasche mit dem vielen Geld im Wagen findet, nimmt sie es mit nach Hause. Man könnte Dennis' kostspielige Therapie damit bezahlen. Als dieser von dem "Glücksfund" seiner Frau erfährt, will er mit Abschleppunternehmer Gerhard sprechen, um die Sache rückgängig zu machen. Gleichzeitig ist Fiesling Henning (Loibl) längst auf der Spur der "Abschlepper", um sich die 600.000 wiederzuholen ...
"Jackpot" ist ein Film, wie man ihn leider allzu selten aus Deutschland zu sehen bekommt. Eine wunderbar ausgedachte Kurzgeschichte mit Thrillerhandlung, bei der man ob ihrer Wendungen und vielen kleinen Szenen nebst stimmiger Charakterschilderungen nie das Gefühl hat, dem tausendsten Krimi- oder Thrilleraufguss beizuwohnen. Der Film riecht und schmeckt nach amerikanischen Kurzgeschichten von Raymond Carver oder Cormac McCarthy, an dessen von den Coen-Brüdern verfilmter Meister-Krimi "No Country For Old Men" dieser kleine und gemeine Film aus Deutschland ein bisschen erinnert.
Erdacht hat ihn ein junger Drehbuchautor, den man in Zukunft dringend auf dem Schirm haben sollte: Frédéric Hambalek, geboren 1986 in Karlsruhe, schrieb schon den brillanten Albrecht Schuch-Krimi "Der Polizist und das Mädchen" (ZDF, 2018) sowie zwei Folgen der Serie "4 Blocks". Inszeniert hat "Jackpot" Emily Atef, die nicht nur den vielfach preisgekrönten Romy Schneider-Film "3 Tage in Quiberon" in ihrer Biografie stehen hat, sondern auch herausragende Krimis wie den Frankfurter "Tatort"-Fall "Falscher Hase", der – wohl kein Zufall – ebenfalls schon an die Kunst der Coen-Brüder erinnerte.
Schauspielerin Rosalie Thomass gefiel an der Rolle unter anderem, dass hier endlich mal Figuren zu sehen sind, die weder aus einer bürgerlich reflektierten Mitte der Gesellschaft kommen, noch aus jenen prekären Verhältnissen, wie sich eben jene bürgerliche Gesellschaft, diese prekären Verhältnisse vorstellt.
"Jackpot" riecht und schmeckt nach amerikanischen Kurzgeschichten von Raymond Carver oder Cormac McCarthy, an dessen von den Coen-Brüdern verfilmter Meister-Krimi "No Country For Old Men" diese SWR-Produktion ein bisschen erinnert. Erdacht hat sie ein junger Drehbuchautor, den man in Zukunft dringend auf dem Schirm haben sollte: Frédéric Hambalek, geboren 1986 in Karlsruhe, schrieb schon den brillanten Albrecht Schuch-Krimi "Der Polizist und das Mädchen" (ZDF, 2018) sowie zwei Folgen der Serie "4 Blocks".
Inszeniert hat "Jackpot" Emily Atef, die nicht nur den vielfach preisgekrönten Romy Schneider-Film "3 Tage in Quiberon" in ihrer Biografie stehen hat, sondern auch herausragende Krimis wie den Frankfurter "Tatort"-Fall "Falscher Hase", der auch schon an die Kunst der Coen-Brüder erinnerte. Atef führt auch bei Ulrich Tukurs übernächstem Murot-"Tatort" Regie, der 2022 zu sehen sein wird.
Jackpot – Sa. 20.11. – 3sat: 20.15 Uhr