Die Revolution von 1848, die Gründung der Weimarer Republik 1918, das Grundgesetz von 1949, der 17. Juni 1953 – und nicht zuletzt die Maueröffnung von 1989: Sie alle sind Meilensteine der heute existierenden deutschen Demokratie, an die eine "Terra X"-Sonderausgabe auf unterhaltsame Weise erinnert.
Der Fall der Mauer am 09. November 1989 und die Wiedervereinigung im Jahr danach sind wie im Westen das Grundgesetz von 1949 in jedermanns Gedächtnis. Wie jedoch ist es mit der Revolution von 1848 und der Nationalversammlung in der Paulskirche, wie mit dem 17. Juni 1953 und der Niederschlagung des Aufstands durch Sowjetpanzer bestellt? – 175 Jahre nach der ersten deutschen Revolution und 70 Jahre nach dem Aufstand von 1953 erinnert die "Terra X"-Ausgabe: "Kampf um die Freiheit – Fünf Anläufe zur Demokratie" in überlieferten Aufzeichnungen und Interviews an Meilensteine deutscher Emanzipation.
Mirko Drotschmann, der Moderator der 90-Minuten-Sendung sowie der YouTube-Fassung "Drei Anläufe zur Demokratie" (abrufbar ab 18.06.), sieht den Sinn der Sendung nicht bloß in historischen Jahrestagen, sondern darin, dass wir uns vergewissern sollten, "wie schwer es war, in Deutschland eine Demokratie zu etablieren". Rückschläge wie die Rückkehr der Monarchie im 19. Jahrhundert und die Zeit des Nationalsozialismus keineswegs zu vergessen.
"Ich finde es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, was unternommen werden musste, damit wir heute in einem demokratischen Land leben können", sagt Drotschmann. "Demokratie ist nichts Selbstverständliches. Wir sollten sie zu schätzen wissen und uns auch immer wieder fragen, was passieren musste, damit es heute so ist, wie es ist. Wir sollten alles tun, um das zu bewahren, was wir haben."
Für die Vergegenwärtigung besucht Drotschmann historische Schauplätze wie die Paulskirche, die Leipziger Nikolaikirche und den Berliner Reichstag. Er stellt Protagonisten vor und interviewt Augenzeugen des 17. Juni und des Volksaufstands in der DDR von 1989. Für die erste deutsche Revolution und ihr Scheitern steht der deutsche Emigrant und spätere amerikanische Innenminister Carl Schurz. Die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, deren Sohn im Ersten Weltkrieg fiel, erinnert an den Zusammenbruch der Monarchie 1918 und den Beginn der Weimarer Republik. An die Gründung der Bundesrepublik und die Berlin-Blockade durch die Sowjets erinnert Edzard Reuter, dessen Vater Ernst 1948 die berühmten Worte rief: "Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt ..."
Erinnerungen an den 17. Juni und die schwere Zeit danach wecken damalige Demonstranten, die ebenso wie der Kameramann Karl Ammer ihren Protest mit schweren Haftstrafen bezahlten. In Leipzig und Halle erinnern Oppositionelle an die friedliche Revolution in der DDR. Am 09. Oktober 1989 schreckt die Staatsmacht vor 70.000 Demonstranten gerade noch vor einem Blutbad zurück. "Was wir am meisten wollten, war Teilhabe in der Gesellschaft, demokratische Rechte, wählen gehen dürfen, gehört werden, sich versammeln dürfen und überhaupt zur Gesellschaft beitragen", sagt die Bürgerrechtlerin Karin Hattenhauer im Film.
So wird wie von selbst zu Zeiten großer Verunsicherung durch den Krieg in der Ukraine, von wirtschaftlichen Zwängen und aufkommenden Autokratien ein Bogen zur ersten Nationalversammlung in der Paulskirche geschlagen. "Ein Blick in die Geschichte hilft vielleicht zu verstehen, was es bedeutet, demokratische Verhältnisse zu erkämpfen, sie zu etablieren, zu gestalten und zu erhalten", betont dazu der ZDF-Zeitgeschichtsleiter Stefan Brauburger. Es gehe "um die Kultur der Auseinandersetzung und des Kompromisses, um Toleranz und offenen Diskurs, anstelle von Fanatismus oder Diktatur. Dafür bietet die Geschichte reichlich Anschauungsmaterial."
Terra X History: Kampf um die Freiheit – Fünf Anläufe zur Demokratie – Di. 13.06. – ZDF: 20.15 Uhr