Mišel Matičević kehrt als Kommissar wegen des Mordes an einer Teenagerin in seine Heimat der Lausitz zurück. Hier verfolgen ihn alte Traumata, die Verlorenheit der dort verbliebenen "Seelen" und eine mörderische Hitze. "Lauchhammer – Tod in der Lausitz" ist eine deutsche Miniserie mit "True Detective"-Anklängen.
Mitten im Sommer ist in der ehemaligen Bergbauregion der Lausitz ein halbwüchsiges Mädchen ermordet worden. Aus Cottbus reisen die LKA-Ermittler Maik Briegand (Mišel Matičević) und Annalena Gottknecht (Odine Johne) an. Briegand kommt selbst aus der Gegend, hat eine Tochter im Alter des Opfers aus einer gescheiterten Ehe dort und trifft zudem auf seinen berenteten, desillusionierten Vater und einen Bruder, dem es offenbar auch nicht wirklich gut geht. "Lauchhammer – Tod in der Lausitz" ist eine Miniserie in sechs Folgen à 45 Minuten Spielzeit, die nun bei ARTE ihre Premiere feiert. Das von Frauke Hunfeld ("Tod im Internat") und Silke Zertz ("Gefährliche Wahrheit") erdachte Drehbuch trägt ähnlich wie beim Braunkohle-Bergbau, der die Lausitz-Region früher stark prägte, Schicht für Schicht alter "Geheimnisse" ab, um parallel die persönlichen Dramen des gut besetzten Ensembles (unter anderem Jacob Matschenz und Marc Hosemann in Nebenrollen) zu entfalten.
Unter der Regie von Till Franzen ("Weinberg", "Wolfsland") wird dabei mal wieder der Versuch unternommen, hinter einer vordergründigen Krimihandlung ganz viel Drama-Subtext zu transportieren: Was macht eine "landschaftlich" ausgebeutete Region mit ihren Bewohnern, wenn die riesigen Bagger des Braunkohleabbaus plötzlich stillstehen? Was hat der Klimawandel, die große Hitze mit all dem zu tun? Und ein bisschen DDR-Vergangenheit wird gleich auch noch mit hineingepackt. Für all diese persönlichen Erzählbögen nehmen sich die drei Stunden Handlung viel Zeit – was in einigen gut gespielten, angenehm langsam inszenierten Begegnungen und Dialogen mündet.
Dass im Zuge dieser Ambitionen den Autorinnen die Krimihandlung etwas holzschnittartig geriet und jede Folge mit einem scheinbar eilig "einberufenen" Cliffhanger endet, schmälert jedoch das hitzig-authentische "True Detective"-Gefühl der Serie, welches den Macherinnen und Machern als atmosphärisches Vorbild gedient haben dürfte. Und doch: Wer den stets charismatischen Mišel Matičević in der tragenden Hauptrolle besetzt, liegt mit seinem Ergebnis meistens nicht ganz daneben. Sofern das eine oder andere Krimi-Klischee nicht stört, sieht man hier einen stimmungsvollen Landschaftskrimi aus einer bislang kaum erzählten deutschen Randregion.
Der Ausstrahlungsmodus von "Lauchhammer" ist etwas kompliziert – daher hier der Reihe nach: Zuerst kann man die kompletten sechs Teile in der ARTE-Mediathek anschauen: ab Donnerstag, 1. September. Einen Tag später ist die Serie dann auch in der ARD-Mediathek verfügbar. Linear zeigt ARTE die Serie an zwei Abenden. Die Folgen eins bis drei laufen am Donnerstag, 8.9., ab 20.15 Uhr. Die Episoden drei bis sechs sind dann eine Woche später auf dem gleichen Sendeplatz finden. Eine lineare Ausstrahlung wird es aber auch im Ersten geben: an drei Mittwochabenden in Doppelfolgen am 28.9, 5.10 und 12.10, jeweils 20.15 Uhr. Außerdem wird zur Serie ab Sonntag, 28. September, in der ARD-Mediathek noch eine vierteilige Dokumentation abrufbar sein. Sie trägt den Titel "Hinter dem Abgrund – Leben in der Lausitz".
Lauchhammer – Tod in der Lausitz – Do. 08.09. – ARTE: 20.15 Uhr