München Mord - Ausnahmezustand
17.10.2020 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Kriminalfilm
Lesermeinung
Gisbert (Sigi Zimmerschied, l.) ist ein Urgestein aus Giesing, ein Seher, etwas verrückt.  Doch Kommissar Schaller (Alexander Held, r.) kommt bestens mit dem möglichen Zeugen aus. Er weiß ihn zu verhören.
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Kommissar Schaller (Alexander Held) lässt sich von seinen Kollegen die genaue Adresse des Fundorts der Leiche im Münchner Viertel Giesing geben. Nach dem Fußballspiel ist dort die Hölle los. Die Fans stürmen die dortigen Kneipen zur Besprechung des Spiels.
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Harald (Marcus Mittermeier, l.) ist es unmöglich, aus der Zeugin Birgel (Barbara de Koy, r.) auch nur ein vernünftiges Wort herauszubekommen. Kennen tut sie den Toten schon, aber die Giesinger sind skeptisch gegenüber der Polizei.
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Die Kommissare Ludwig Schaller (Alexander Held, l.) und Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen, r.) sprechen mit ihrem Gerichtsmediziner die ersten Informationen zum Leichenfund durch.
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Originaltitel
München Mord
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Fernsehfilm, Kriminalfilm

Hauptrolle: Giesing

Von Wilfried Geldner

Gleich nach einem hoch verlorenen 60er-Spiel wird im Hausgang der Giesinger Metzgerei Gerlinger ein Toter entdeckt. Die Kommissare von der Münchner Mordkommission haben alle Hände voll zu tun, um dem Täter auf die Spur zu kommen – und dringen dabei tief in die Fan-Seelen ein.

Die Prämisse ist hinlänglich bekannt: dort der reiche Mia-san-mia-Verein des FC Bayern, der gar nicht mehr weiß, wohin mit den Millionen, hier der arme Arbeiterclub aus Giesing, der trotz eines "Scheich" genannten Mäzens dauerhaft am Hungertuch nagt und vor lauter Masochismus am liebsten in die vierte Liga absteigen würde, weil's eh wurscht ist – Hauptsache, es macht Spaß.

Giesing, so behauptet jedenfalls der neueste "München Mord"-Film mit dem fantastischen Ermittlertrio Alexander Held, Bernadette Heerwagen und Marcus Mittermeier, ist fest in Sechziger-Händen, der Verein ein Zustand, der seine ganz eigenen Geschichten erzählt. "Ausnahmezustand" halt – einer, in dem schon mal ein Mord passieren kann.

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Da liegt sie also die Leiche, gewandet in einem 1860er-Trikot, im Hausflur der Metzgerei Gerlinger in der Tegernseer Landstraße. Der Harald (Marcus Mittermeier) hat gerade noch den Todesschrei gehört, ist dann aber nur noch auf die Eierlikör-selige Nachbarin Claudia Birgel gestoßen. Eine schwierige Zeugin, wie der herbeigerufene, diesmal sehr Guru-hafte Hauptkommissar Schaller in Gestalt des wieder umwerfenden Alexander Held feststellen muss. Da macht er den Profiler, der Gelbwurstliebhaber mit der Vorliebe fürs Grüne drin. Lässt erst mal den Lehrling eine Ladung Bierdosen umwerfen zur Probe draußen im Gang und empfindet dann nach, wie das gewesen sein muss mit dem Mord in München: Einen Kampf suggeriert er, bei dem das Opfer im Blumenkübel ertrank. Die Fußballfans, schenkt man dieser Krimi-Comedy Glauben, schenken ihren Frauen zum Dank an tristen Fußball-Samstagen immer Blumen, so sollte man wissen.

Ein Denkmal für den "Zustand '60"

Ach, wären die Sechziger bloß auch so ein eingespieltes Team wie die Drei von der Münchner "Mord". Teamwork at it's best, jeder macht seine Sach' – und am Ende wird der Täter, ein armer Kerl selbstredend und völlig ungerecht behandelt, auch gefasst. Zwischendurch gibt auch noch Zangel, der Chaf (Christoph Süß), seinen Senf dazu, der über den Schaller die für ihn minderwertigen 1860er-Karten an die Kollegen Flierl und Neuhauser weitergegeben hat.

Jan Fehse, der Regisseur, hat nach dem Drehbuch von Friedrich Ani und Ina Jung aus dem traurigen Spiel ein pralles, volksstückhaftes Sittengemälde gemacht, das – 2019 gedreht – dem "Zustand" 1860 ein schönes Denkmal setzt. Manches scheint überholt, die Zeiten für 1860 werden besser, wie man hört. Schon setzen sich gar die Streithansl, der Geldgeber und der Vorstand, zusammen. Vom Trainer, an dem sich im Film die Gemüter schier todbringend erhitzen, erst gar nicht zu reden.

Der Edelfan plädiert für die Genussscheine des Scheichs

Dass die Geschichte dann doch eher ein wenig dünn endet, machen die vielen Vorstadt-Typen mehr als wett: die georgische Friseuse, die es ganz arg wieder in ihre Haimat zieht (Dorka Gryllus), die Bedienung im "Kronenstüberl", die ihren Wirt so charmant wie unermüdlich deckt (Liane Forestieri), die versoffene Nachbarin (Barbara de Koy) und der ausdauernd für die Genussscheine des Scheichs plädierende Edelfan namens "Breitner" (Jürgen Tonkel). Die Hauptrolle aber haben das Giesinger Stadion, über dem der Mond so einsam strahlt und in dem der Profiler Schaller ganz alleine einen auf Publikum macht (als hätten sie im Herbst '19 schon die Pandemie geahnt), aber auch die vielen Fans im Hintergrund, die mit viel Hingabe die Fankulisse der "Blauen" geben.

Was aussieht wie ein weiterer Abgesang aus dem ewigen Giesinger Fußball-Purgatorium, ist dann doch eine weitere Feier des Mythos Sechzig. Sollte die Wirklichkeit die Fiktion aber doch irgendwann noch eines Besseren belehren, freut's einen jeden sicher umso mehr.

München Mord – Ausnahmezustand – Sa. 17.10. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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