Auch die Avantgarde von 1900 begrüßte 1914 den Krieg, Komponisten und Musiker meldeten sich freiwillig an die Front – und kehrten geläutert zurück.
Sie waren die Avantgarde von 1900, lösten das musikalische Dur- und Moll-System auf und erklärten der traditionellen Musik den Krieg, wie etwa Alban Berg und Anton Webern im März 1913 im Saal des bürgerlichen Wiener Musikvereins. Das Konzert endete mit Ohrfeigen im Publikum, mit Pfiffen und schließlich der Räumung des Saals. Doch die neue Kunst verhinderte den überschäumenden Nationalismus und Kriegswillen bei den Komponisten nicht. Die Läuterung kam spät, als Europa bereits in Trümmern lag. Die dreiteilige Dokumentation "Musik in Zeiten von Krieg und Revolution" (WDR) sendet ARTE am 09.09., um 23.20 Uhr und 0.15 Uhr, Teil drei folgt am 16.09., um 22.55 Uhr. Hatte Krieg einen entscheidenden Einfluss auf die Musikgeschichte, wären viele große Werke ohne den Krieg gar nicht entstanden? Die Antwort ist in vielfacher Hinsicht eine schmerzliche Bestätigung.
Folge eins zeigt den Enthusiasmus, den der Krieg zunächst auch in der Musikwelt entfachte. Musiker und Komponisten wurden zu glühenden Patrioten und Soldaten. Doch mit dem Kriegsgeschehen kam die Läuterung. Komponisten wie Alban Berg, Arnold Schönberg, Maurice Ravel und Bela Bartok schufen unter dem Eindruck des Krieges bedeutende Werke. Teil zwei der Dokumentation gilt danach der Wiederentdeckung der lange verbannten und vergessenen russischen Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts. Teil drei zeigt wichtige politische Momente in der Musik und bezieht dabei Künstler wie den Dirigenten Valery Gergiev, die venezolanische Pianistin Gabriela Montero und die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch, einer der letzten Überlebenden des Frauenorchesters von Auschwitz, ein.