Das Thema Gender ist heutzutage mehr als nur ein feministisches Thema, mittlerweile wird Genderforschung in verschiedenen Wissenschaftsbereichen angewendet. In der Medizin und im Sport ist sie sogar notwendig, wie Isabel Hertweck-Stücken in ihrem Film "Nur ein "kleiner Unterschied?" zeigt.
Gender Studies – oder auch Genderforschung – bezeichnet ein Fachgebiet, das die Geschlechterverhältnisse untersucht. Mit der Zeit hat es sich in die Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaft Einzug gehalten und wird immer mehr in Wissenschaftsdisziplinen, wie Medizin oder Biologie, angewendet. Gerade in der Medizin ist die Differenzierung zwischen den Geschlechtern relevant, um Diagnosen und Behandlungen genauer auf die Patientinnen und Patienten abstimmen zu können. Im Rahmen der ARD-Dokureihe "ARD: Wissen" unterstreicht Isabel Hertweck-Stücken mit ihrem Film "Nur ein "kleiner Unterschied"? – Die Entdeckung der Gendermedizin" diese Notwendigkeit anhand des Sports.
Die Dokumentation baut sich um das zentrale Problem auf, wenn es um die medizinische Behandlung von Sporttreibenden oder die Trainingsgestaltung geht: Seit Jahrzehnten wird sich an dem männlichen Modell orientiert. Dass das gesundheitliche Konsequenzen mit sich tragen kann, musste auch Leistungssportlerin Steffi Platt erfahren. Vor dem Ende ihrer Profi-Karriere erlitt sie einen Ermüdungsbruch im Kreuzbein. Der Grund? Bei ihrem jahrelangen Training wurde ihre weibliche Physis nicht berücksichtigt, wodurch ihre Knochenstabilität geschädigt wurde. Gerade von diesem Krankheitsbild sind viele Sportlerinnen betroffen.
Zudem gewährt Hertweck-Stücken Einblicke in den aktuellen Stand der Geschlechterforschung in der Medizin. Zahlreiche Hinweise zeigen auf, dass es Unterschiede bei den verschiedensten Krankheitsbildern – wie Herzerkrankungen und Krebs – gibt. Aus diesem Grund versuchen Gendermedizinerinnen zum Beispiel herauszufinden, warum bei Diabetes-Patientinnen ein höheres Risiko eines Herzmuskelinfarkts besteht.
Sowohl in der Medizin als auch im Sport gewinnt das Thema immer mehr an Aufmerksamkeit. Doch die praktische Umsetzung gestaltet sich schwieriger als gedacht. Nicht zuletzt wegen der hohen Kosten, die durch Genderforschung entstehen. Der Film zeigt auf, was Sachstand und was nötig ist. Er macht aber auch deutlich: Bis zur Umstrukturierung in die personalisierte und genderspezifische Medizin ist es noch ein langer Weg.
ARD-Wissen: Nur ein "kleiner Unterschied"? – Mo. 27.02. – ARD: 22.50 Uhr