Nach zwei Jahren Kunstpause kehrt die Freiburger "Tatort"-Kommissarin Ellen Berlinger in Mainz zurück. Außer Starschauspielerin Heike Makatsch bietet das Feiertags-"Special" Durchschnittliches mit prätentiöser Geste. So geht der "Tatort" kaputt.
Schau an! Da ist sie ja schon wieder! Wie frisch aus dem Osterei gepellt ... Gerade mal zwei Jahre sind vergangen, da tritt Heike Makatsch auch schon an, um ihren zweiten "Tatort"-Fall als Kommissarin Ellen Berlinger zu lösen. Zwei Jahre? Aber ja, so ist das, wenn die ARD eine Star-Schauspielerin engagiert, um dann und wann ein "Special" für einen "Event"-Programmplatz wie Ostermontag zu drehen. Fragt sich nur, was so speziell sein soll an dieser alleinerziehenden Schlechte-Laune-Ermittlerin, die abweisender ist als jede Teflonpfanne. Eigentlich ist diese Krimi-Produktion, die handstreichartig von Freiburg nach Mainz verlegt wurde, sogar ziemlich gewöhnlich. Sieht man von der prätentiösen Attitüde ab, mit der hier das Besondere gewollt wird.
Wie in Makatschs durchwachsenem Debüt-Krimi – der Film lief 2016 ebenfalls am Ostermontag – sind es auch in "Zeit der Frösche" (Buch: Marco Wiersch und Florian Oeller) Sorgen und Nöte Jugendlicher, die sich zu einem handfesten Verbrechensfall auswachsen. Die 16-jährige Schülerin Marie (Aniya Wendel) ist nach einer Party spurlos verschwunden. Zeitgleich alarmiert der Fund eines blutdurchtränkten Kinderpullis die taffe Ellen Berlinger und ihren sensiblen Kollegen Martin Rascher (Sebastian Blomberg).
Während sich ihr bedrückt wirkender Partner von einer alten Mordserie eingeholt wähnt, wittert die genervte Kommissarin eine nicht weniger verstörende Spur. Der Kapuzenpulli, der in der Altkleidersammlung sichergestellt wurde, könnte Ellens 13-jährigem Neffen Max (Luis Kurecki) gehören. Ist der sozial auffällige Mathe-Nerd etwa in einen Mord verwickelt? Auch er ist seit der Feier verschwunden. Seine Mutter, Ellens Schwester Maja (Jule Böwe), gibt sich aber nur abweisend und auffällig unbesorgt.
Dabei war Ellen Berlinger ja eigentlich wegen der Schwester nach Mainz gekommen – um Unterstützung bei der Betreuung ihrer kleinen Tochter zu haben. So zumindest geht die dramaturgische Krücke, mit der erklärt wird, warum der Freiburg-"Tatort" kein Freiburg-"Tatort" mehr ist. Der eigentliche Grund: Weil in der Zwischenzeit an der Dreisam das neue Schwarzwaldgespann um Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner die Arbeit aufgenommen hat, ist dort kein Platz mehr für eine weitere Sonntagskommissarin. So kehrt also die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt auf die "Tatort"-Landkarte zurück. Fast 40 Jahre nachdem Nicole Heesters die Oberkommissarin Marianne Buchmüller spielte.
Ob die Mainzer "ihren" Sonntagskrimi ins Herz schließen werden? Kalt und unnahbar ist alles in Szene gesetzt (Regie: Markus Imboden). Solch enigmatische Geheimnisträger wie die bindungsscheue Berlinger ("Ich bin zu verkorkst für dich!") mit ihren vaterlosen Kindern anzubieten und dann alle zwei Jahre mal eine Krimifortsetzung zu drehen, bei der die Zuschauer den gedanklichen Anschluss herstellen sollen: Mit Verlaub, das grenzt an Arroganz. So geht man mit der "Tatort"-Marke nicht um.
Ärgerlich auch, wie hier vom schwierigen Alltag alleinerziehnder berufstätiger Mütter erzählt wird – und dann suggeriert wird, eine solche Herkulesaufgabe ließe sich in der Improvisation organisieren. Wenn Ellen Berlinger spät abends noch mal ermitteln muss, ist zufällig der Kita-Erzieher auf eine Flasche Feierabendbier da, der als Babysitter einspringen kann: "Die Windeln sind oben in der Kommode."
Wäre dieser angebliche "Event-Tatort" nur einer wie der mit Til Schweiger, der verlässlich halb Hamburg in Schutt und Asche legt! So etwas kann man wenigstens aufrichtig kacke finden und sich dran reiben. Am zweiten Berlinger-Fall ist aber wie schon beim ersten überhaupt nichts Signifikantes zu finden. Hier wird nur das Gewöhnliche hinter einen düsteren Farbfilter gepackt, und es wird ein Geheimnis um alles gemacht, auf dass bloß keiner mitbekommt, dass hinter all der Geheimniskrämerei nicht viel ist. Außer "Tatort"-Durchschnitt von eitler Beliebigkeit. 2020 dann vielleicht schon in Ihrer Stadt!