Tatort
18.06.2023 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Stuttgart auf Droge

Von Eric Leimann

Das Stuttgarter Revier mit Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) servierte Humor bisher in kleinen Dosen über kurze, trockene Dialoge. Im "Tatort"-Krimi "Die Nacht der Kommissare", dem letzten vor der Sommerpause, wagen sich die Macher an eine skurrile Nacht mit einem Ermittler auf Droge heran.

Seit 2008 sind Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) im Dienst der Stuttgarter Mordkommission unterwegs. Anfangs in Sachen Qualität eher ein Mittelklasse-Standort der "Tatort"-Familie, in den letzten Jahren jedoch meistens eine Bank in Sachen starke Plots, exzellent ausgearbeitete Drehbücher und auch – oft in den Gastrollen – tollem Schauspiel. Die beiden Kommissare, ein älterer "Loner" mit Geheimnis (Lannert) sowie ein junger Familienvater, der mittlerweile auch zum mittelalten "Loner" geworden ist, waren dabei eher solide "Presenter" der Handlung, was in diesem Fall keineswegs als Kritik zu verstehen ist. Im Gegenteil: Müller und Klare fügten sich in ihrer Zurückhaltung als Ermittler perfekt ein, indem sie die Geschichten glänzen ließen. In ihrem 30. Fall versuchen sie nun etwas Neues. Der "Tatort: Die Nacht der Kommissare" erzählt von einer Ermittlung, in der Lannert im Zuge eines Alleingangs unter Drogen gesetzt wird.

Als Bootz seinen Kollegen in der Absturz-Bar von Jan Hanika (Frederic Linkemann) und seiner Thekenfrau Jessy Schwanitz (Rilana Nitsch) findet, steht der deutlich unter dem Einfluss einer halluzinogenen Droge. Um im Fall eines mutmaßlichen illegalen Betäubungsmittel-Deals mit Todesfolge weiterzukommen, braucht Bootz dringend die Hilfe seines Kollegen. Er muss wissen, was Lannert bei seiner Ermittlung kurz vor seiner Reise ins Reich veränderter Realitäten herausgefunden hat. Doch auch der hinzugezogene Gerichtsmediziner Dr. Daniel Vogt (Jürgen Hartmann, diesmal in einer etwas größeren Rolle) tut sich schwer damit, Art der Substanz, Dauer ihrer Wirkung und eventuelle Tricks, wie man Lannerts Ausnüchterung vorantreiben könnte, zu prognostizieren.

Münsteraner Erzählstrukturen ohne Liefers und Prahl

Es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig: Lannert, sonst König trockener One-Liner, redet sich in diesem Skurril-Krimi um Kopf und Kragen. Er schüttet verbale Liebe über seinen Kollegen und dem Leben allgemein aus. Dazu kommt sein "Streben nach Höherem", das sich in teils waghalsigen Kletterpartien ausdrückt, was zum Running Gag dieser Folge wird, die tatsächlich während einer Nacht spielt. Kleiner Fun Fact: Richy Müller, immerhin 67 Jahre alt, wollte als früherer Leistungsturner mal zu den Olympischen Spielen in Montreal (1976).

Doch zurück zur Handlung: Während die Kommissare plus Gerichtsmediziner die Stuttgarter Nacht durchforsten, treffen sie auf merkwürdige Gestalten, die mit dem vermutlichen Drogengeschäft zu tun haben könnten. Nicht nur das Pärchen aus der kriminellen Bar ist verdächtig. Auch eine übellaunige Bauernfamilie (Therese Hämer, Valentin Erb und Klaus Zmorek als erwachsener Sohn) scheint in ein schwer zu durchschauendes Geschäft verwickelt. Zu allem Überfluss kommt dann noch ein asiatisches Restaurant mit deutschem Tarnnamen ins Spiel, dessen Rolle in der Stuttgarter Nacht ebenfalls nicht ganz klar ist. Wird Thorsten Lannert, der seine Kollegen schwer nervt, im Laufe der auf 90 Minuten verdichteten "Tatort"-Nacht noch mal klar im Kopf werden?

Richy Müllers Schauspiel lebt normalerweise von seiner Reduktion aufs Wesentliche. In Rollen, in denen wenig geredet wird, ist Müller oft am besten. Diesmal hat ihm Autor Wolfgang Stauch, einer der besten "Tatort"-Autoren und in den letzten Jahren für Meisterwerke wie "Anne und der Tod" (ebenfalls Stuttgart) oder "Vier Jahre" (Köln) verantwortlich, eine echte Quatsch-Rolle auf den Leib geschrieben, in der Müller mal ganz anders sein darf.

Leider ist der "neue Lannert" eher ein Downgrade und der ganze Krimi, mit dem das "Tatort"-Publikum in die Sommerpause geschickt wird, ein missglückter Schmunzelkrimi. Fast wirkt es, als würden Münsteraner Erzählstrukturen kopiert, die im "Original" oft schon ernüchternd platt sind. Sind dann auch noch die falschen Schauspieler am Werk, also nicht Liefers und Prahl, gerät "Die Nacht der Kommissare" (Regie: Shirel Peleg) vollends zum fahrigen Schmunzelkrimi, der an eine schlechte Version des Lars Becker-ZDF-Unikums "Nachtschicht" mit schwächeren Figuren erinnert. Nein, dieser Stuttgarter Versuch eines sommerlichen Humorkrimis ist leider in die Hose gegangen. Kann bei der hohen Qualitätsdichte aus schwäbischer Produktion aber halt auch mal passieren.

Tatort: Die Nacht der Kommissare – So. 18.06. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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