The Girl King
09.07.2018 • 21:55 - 23:35 Uhr
Spielfilm, Historienfilm
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prisma-Redaktion
Graf Johan von Oxenstierna (Lucas Bryant) möchte Königin Kristina Wasa (Malin Buska) heiraten.
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Kristinas Mutter, Maria Eleonora von Brandenburg (Martina Gedeck), soll ihre Tochter überreden, endlich zu heiraten.
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Komtess Ebba Sparre (Sarah Gadon, li.) mit Königin Kristina Wasa (Malin Buska, re.): Im strengst lutherischen Königreich Schwedens ist für ihre Leidenschaft kein Platz.
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Als Kristina (Malin Buska) nach dem Tod ihres Vaters den schwedischen Thron besteigt, sieht sie sich in einem Labyrinth von Macht und Tradition gefangen.
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Graf Johan von Oxenstierna (Lucas Bryant, li.), Königin Kristina Wasa (Malin Buska, Mi.) und Kanzler Axel Oxenstierna (Michael Nyqvist, re.)
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Königin Kristina Wasa (Malin Buska) mit ihrem Berater, Kanzler Axel Oxenstierna (Michael Nyqvist)
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Hint
Synchronfassung, Produktion: Marianna Films, Triptych Media, Starhaus Filmproduktion, Galafilm Productions, Anagram Film & TV AB, Bayerischer Rundfunk, ARTE, Online verfügbar von 09/07 bis 16/07
Originaltitel
The Girl King
Produktionsland
Deutschland / Finnland / Kanada
Produktionsdatum
2015
Kinostart
Do., 21. Juli 2016
Spielfilm, Historienfilm

Majestätischer Scherz und Schmerz

Von Andreas Günther

Mika Kaurismäki verspottet frech den Historienfilm und malt mit ihm gleichzeitig ein vielschichtiges Porträt der berühmt-berüchtigten Kristina von Schweden.

Wie ein Musikstück setzt "The Girl King" gleich zu Anfang die vorherrschende Tonart. Orgelgedröhn begleitet ein Schriftbild zum Jahr 1632 und dem anhaltenden Dreißigjährigen Krieg. Hoch zu Ross bleckt König Gustav II. von Schweden (Samuli Edelmann) die Zähne und haut bös mit dem Degen zu. Da kracht eine Muskete. Die Kugel dringt in den Monarchenkörper ein und am Rücken mit Blut wieder aus, seine Majestät fällt sterbend und irre im Gesicht zuckend in den Dreck. Comichaft zugespitzt und mit Anflügen der Farce drückt der finnische Regisseur Mika Kaurismäki, Aki Kaurismäkis älterer Bruder, ein tiefes Misstrauen gegenüber geschichtlichem Pathos aus. Er tauscht den Historienfilm gegen die Historienposse. Trotzdem gelingt ihm das Biopic über Gustavs Nachfolgerin Kristina als kritische Respektsbezeugung vor einer Respektlosen. ARTE zeigt das ungewöhnliche Werk nun als TV-Premiere.

Diese Kristina verliert nicht nur früh den Vater, sondern hat es auch mit ihrer Mutter Maria Eleonora (Martina Gedeck) nicht leicht: Zwei Jahre hat sie den einbalsamierten Leichnam ihres Gatten neben sich im Bett liegen gehabt, beschützt von Liliputaner-Wächtern mit etwas zu großen Hellebarden. Für Reichskanzler Axel Oxenstierna (Michael Nyqvist) ist klar: Aus diesen kaputten Verhältnissen muss die Tochter schleunigst errettet werden. Gemäß dem väterlichen Willen erzieht er Kristina wie einen Jungen und streng protestantisch.

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Doch die Teenagerin Kristina (Malin Buska) verdreht schon beim Namen Luther die Augen und schwärmt stattdessen für den rationalistischen Philosophen Descartes (Patrick Bauchau). Als sie mit 18 Jahren den Thron besteigt, hält sie vor den blümerant dreinblickenden Hofschranzen eine ganz und gar selbst geschriebene und ziemlich provozierende Thronrede, zieht in der Folge ihr männlich-ledernes Reiterdress kaum aus und führt Beratungen mit dem Kronrat grundsätzlich mit ihren Stiefeln auf dem Tisch durch.

Weil die willensstarke Kristina ihre Freiheit bewahren will, kommt eine Ehe gar nicht infrage. Ohnehin gilt ihre erotische Zuneigung der Hofdame und Comtesse Ebba Sparre (Sarah Gadon), der sie den Posten des "königlichen Bettgefährten" verleiht. Das bereitet dem Reichskanzler arges Kopfzerbrechen, hat er doch für seinen aalglatten Sohn die Königsposition an Christinas Seite vorgesehen.

Derbe Flüche ("Beim Arsche Gottes!") sind für die burschikose Königin kein Tabu. Aber es gibt auch leise und charmante Scherze. Wenn Kristina ihrer Ebba amourös-komplizenhaft zuzwinkert, ist das auch ein ironisch-amüsierendes Signal ans Publikum. Doch nicht um den Preis des Verzichts auf Vielschichtigkeit. Die Würde des Schmerzes der Königin, dass ihre gleichgeschlechtliche Liebe kaum lebbar ist, erfährt ebenso Achtung wie die Würde Ebbas, die sich Kristinas Begehren unterwerfen muss. "The Girl King" feiert witzig bis trashig den Frühfeminimus und behält dabei die verheerenden Folgen von Herrschaftswillkür und Machtzwängen stets scharf im Auge.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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