Wer ist der Schönste?

Um die Welt reisen, lässig in die Kamera schauen und dafür viel Geld bekommen, so stellen sich viele junge Menschen das Leben eines Topmodels vor. Mittlerweile träumen auch immer mehr Männer von einer Karriere auf dem Laufsteg. Einmal im Jahr kommen rund 20 von ihnen aus ganz Deutschland nach Hamburg, um in der Model Academy das Einmaleins des Berufs zu lernen, eine Art Crashkurs für angehende Models. Chirag Kohli (23) gehört zu ihnen und will hoch hinaus. "Ich möchte zu den ganz Großen gehören und wirklich etwas hinterlassen - für meine Mutter und mich", sagt der Halbinder. Wer es wirklich schafft, kann bei der Gage mit Tagessätzen im vierstelligen Bereich rechnen und davon träumen, auf einem riesigen Plakat in der Stadt zu hängen. In der Model Academy der Hamburger Agentur Modelwerk lernen die jungen Männer, wie man posiert, mit der Kamera flirtet und elegant über den Laufsteg schreitet. Der aus der TV-Sendung "Germanys Next Top Model" bekannte Aldin Zahirovic zeigt den Newcomern den perfekten Gang. Teilnehmer Chirag wirkt nervös, mit dieser Disziplin hat er noch wenig Erfahrung. Schafft er es, mit den anderen mitzuhalten? Viele Agenturen sortieren Models schnell wieder aus, wenn sie nicht sofort überzeugen. Es ist ein gnadenloses Geschäft. Die Branche sucht Gesichter, die noch keiner kennt, aber am liebsten mit Erfahrung. "Wir schicken Jungs, die es ernst meinen, erstmal für mehrere Monate ins Ausland", erklärt Claudia Midolo, Gründerin und Chefin der Agentur Modelwerk. Ob Türkei, Vietnam oder Mexiko: Dort sammeln sie Erfahrungen in der Praxis, verdienen erstes Geld und bleiben gleichzeitig für den westlichen Markt unverbraucht. Immer wichtiger wird außerdem die Reichweite der Models auf Social Media. Chirag bringt bereits mehr als 40.000 Follower auf Instagram mit - ein klarer Vorteil, um gute Jobs zu ergattern. Schon ein paar Schritte weiter auf der Karriereleiter ist der Hamburger Student Tim Prause (24): Er arbeitet für internationale Marken und läuft an diesem Tag auf einem Modeevent für die Marke Hugo Boss. Große Labels präsentieren ihre Kollektionen vor rund 500 geladenen Gästen, darunter Designer und Prominente. Für Tim ist es die Chance, den Entscheidern zu zeigen, dass er es draufhat. "Die Kunst ist es, in Momenten des Drucks ganz leicht zu bleiben," verrät Tim Prause, atmet tief durch - und tritt auf die Bühne in das Scheinwerferlicht.