Viel wurde über den großen Schatten gesprochen, der über dieser WM liegt, nun erklingen die Hymnen, und der Ball rollt – trotz problematischer Umstände. Mit dem Eröffnungsspiel Katar gegen Ecuador startet die umstrittene Weltmeisterschaft – und für das ZDF beginnt ein journalistischer Spagat.
Der Anfang vom Ende einer großen Sportkommentatoren-Karriere findet unter besonderen Bedingungen statt. Béla Réthy, für viele Fußballfans nicht weniger als die Stimme des ZDF, hört nach der Weltmeisterschaft auf. Seit der Europameisterschaft 1996 kommentiert der 66-Jährige die großen Turniere, keines war jemals so umstritten wie die WM in Katar. Réthy kommt die undankbare Aufgabe zu, das Eröffnungsspiel des Gastgebers gegen Ecuador aus al-Chaur zu kommentieren – samt einer Eröffnungsfeier, in der die Inszenierung des Emirats Katar vermutlich ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.
Tote Bauarbeiter, Menschenrechtsverletzungen, eine WM in der Wüste und dann auch noch Hürden in der Berichterstattung. Für das ZDF bleibt der Spagat zwischen Sportjournalismus und dem Benennen der Missstände eine große Herausforderung. Meistern sollen sie unter anderem das Sportmoderatoren-Duo, bestehend aus Jochen Breyer und Katrin Müller-Hohenstein, das sich ab 15.30 Uhr aus Mainz meldet. Der Anstoß erfolgt dann um 17 Uhr. Als Experten zu Gast auf dem Lerchenberg sind Gladbach-Profi Christoph Kramer, Per Mertesacker, seines Zeichens Weltmeister 2014, und die Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft Martina Voss-Tecklenburg.
Erst Mitte August fasste der FIFA-Ratsausschuss den einstimmigen Beschluss, dass auch Katar sein Eröffnungsspiel erhält. Nach ursprünglichem Spielplan wäre die Begegnung gegen Ecuador die dritte des Turniers gewesen, doch die Gastgeber pochten auf ein alleiniges Highlight zum Auftakt.
Aus rein sportlicher Perspektive versprechen die Namen zum Auftakt keinen Knüller. Im al-Bayt Stadium darf man wohl vor allem auf den Auftritt Katars gespannt sein, als Gastgeberland musste sich der Golfstaat nicht in der Qualifikation beweisen. In den Testspielen im Herbst setzte man sich etwa mit 2:1 gegen Nicaragua und 2:0 gegen Guatemala durch. Als Achtungserfolg lässt sich sicher das 2:2-Unentschieden gegen Chile Ende September verbuchen.
Ecuador hingegen qualifizierte sich als Vierter hinter den großen Fußball-Nationen Brasilien, Argentinien und Urugay in der Südamerika-Gruppe und geht favorisiert in die Partie. Mit dem Leverkusener Piero Hincapie gilt ein Bundesligaspieler in der Abwehr der Ecuadorianer als gesetzt.
Die Fußball-Weltmeisterschaft findet vom 20. November bis 18. Dezember statt. 48 der insgesamt 64 WM-Begegnungen werden im Free-TV gezeigt, die restlichen Spiele laufen exklusiv bei MagentaTV. ARD und ZDF zeigen alle Partien der deutschen Nationalmannschaft sowie die Halbfinals und das Finale.
sportstudio live – FIFA WM 2022 Katar – Ecuador – So. 20.11. – ZDF: 15.30 Uhr