23.06.2021 Ursachen, Symptome und Behandlung

Vitamin-D-Mangel: Wie erkenne ich ihn und was kann ich tun?

Von Brigitte Bonder
Bei nachweislichem Mangel helfen Vitamin-D-Präparate aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt. Die Einnahme sollte mit dem Arzt abgestimmt werden.
Bei nachweislichem Mangel helfen Vitamin-D-Präparate aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt. Die Einnahme sollte mit dem Arzt abgestimmt werden. Fotoquelle: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Bei einem Vitamin-D-Mangel im Säuglings- und Kindesalter werden die Knochen unzureichend mineralisiert, sie bleiben weich und können sich verformen. Mediziner sprechen von Rachitis. Insbesondere bei älteren Menschen können durch unzureichende Vitamin-D-Versorgung die Knochen weich werden. Es besteht die Gefahr einer Osteoporose, und das Risiko von Knochenbrüchen steigt.

Wie entsteht ein Vitamin-D-Mangel?

Vitamin D ist eigentlich ein Hormon und tritt in verschiedenen Formen auf. Für die Knochen ist das Vitamin D3, das Cholecalciferol, besonders wichtig. Vitamin D3 ist unter anderem in fettigem Seefisch, Eidotter und Milchprodukten enthalten. "Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung kann Vitamin D in Deutschland mit der Nahrung kaum in ausreichender Form aufgenommen werden", betont Prof. Dr. Stefan Schewe, niedergelassener internistischer Rheumatologe aus München und Vorstandsmitglied der Deutschen Rheuma-Liga. "Daher spielt die Synthese des Vitamins in der Haut eine wichtige Rolle."

Unter dem Einfluss der UV-Strahlen des Sonnenlichts erfolgt die körpereigene Vitamin-D-Bildung. Dabei wird Cholesterin über Zwischenschritte in Cholecalciferol umgewandelt und aktiviert. In hiesigen Breiten reicht die Kraft der Sonne jedoch nur in den Sommermonaten aus, um genügend Vitamin D in der Haut zu bilden. "In den 'R-Monaten' von September bis April kann eine ergänzende Einnahme in Tablettenform auch bei ausgewogener Ernährung sinnvoll sein", erklärt Prof. Stefan Schewe. "Insbesondere bei älteren Menschen steigt der Bedarf aufgrund des fortschreitenden Knochenabbaus. Zudem lässt die Fähigkeit der Haut, durch Sonnenlicht Vitamin D zu generieren, im Alter nach." Auch bei Säuglingen besteht die Gefahr eines Mangels an Vitamin D.

Welche Symptome deuten auf einen Vitamin-D-Mangel hin?

Eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung kann in extremen Fällen zu Störungen des Knochenstoffwechsels führen, so dass die Knochen nicht ausreichend mineralisiert werden. Bei Kindern kann durch den Vitamin-D-Mangel die sogenannte Rachitis auftreten. "Erste Anzeichen sind Muskelbeschwerden, im weiteren Verlauf können sich Verformungen der Beine entwickeln", erklärt Prof. Heide Siggelkow, Osteologin am Endokrinologikum Göttingen und Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie e.V. Bei Säuglingen zeigen sich erste Symptome im Alter von zwei bis drei Monaten. Sie sind schreckhaft oder unruhig, außerdem schwitzen sie stark am Hinterkopf. Knochenverformungen gehören ebenfalls zu den Symptomen des Krankheitsbildes. Sie können an der Wirbelsäule auftreten, weiterhin flacht der Schädel ab, und Hand- sowie Fußgelenke verbreitern sich. Der sogenannte "Rosenkranz" entsteht durch Auftreibungen am Knorpel-Knochen-Übergang der Rippen und entlang beider Seiten des Brustbeins. Diese Deformierung ist tastbar und zeigt eine bereits stark ausgeprägte Rachitis bei Kindern an.

Auch im Alter besteht die Möglichkeit von Skelettveränderungen. Experten sprechen von Osteomalzie, einer schmerzhaften Knochenerweichung. "Bei einem extremen Vitamin-D-Mangel können Muskelbeschwerden oder Knochenschmerzen auftreten", betont Prof. Heide Siggelkow. Zunächst zeigen sich zumeist Symptome wie belastungsabhängige Schmerzen in den Gelenken, Betroffene klagen über Muskelschwäche und sind schnell erschöpft. "Die Ursachen sollte man von einem Arzt abklären und behandeln lassen." Bei fortschreitender Osteomalzie können sich die erweichten Knochen verbiegen, auch die Gefahr für Knochenbrüche steigt.

Wie lässt sich ein Vitamin-D-Mangel feststellen?

Bei der Erstellung eines Blutbilds können auch die Werte für Vitamin D im Körper geprüft werden. Die Bestimmung des Vitamin-D-Status erfolgt durch die Messung von 25-Hydroxyvitamin-D kurz 25(OH)D, im Blutserum. 25(OH)D ist ein Vorläufer des aktiven Vitamin D, es kann in den Einheiten nmol/l oder ng/ml angegeben werden.

Welcher Wert zeigt den Mangel an Vitamin D an?

Der Arzt kann den Vitamin-D-Mangel per Blutuntersuchung diagnostizieren. "International wurde festgelegt, dass ein Wert von mehr als 30 Nanogramm pro Liter optimal ist", weiß Prof. Heide Siggelkow. "Ein Mangel liegt bei weniger als 15 Nanogramm pro Liter vor." Allerdings ist Vitamin D immer im Zusammenhang mit anderen Werten zu sehen. "Es gibt Patienten, die haben trotz eines sehr hohen Vitamin-D-Spiegels eine nicht ausreichende Kalziumaufnahme", gibt die Endokrinologin ein Beispiel. "Das liegt daran, dass jeder Körper anders arbeitet." Aktuellen Forschungen zufolge gibt es auch verschiedene Gruppen an sogenannten "Verstoffwechslern". Einige erzeugen bereits aus sehr wenig Sonne ausreichend Vitamin D. Andere wiederum sind oft draußen und haben trotzdem einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel.

Welche Ursachen hat ein Vitamin-D-Mangel?

Das Sonnenvitamin wird zum Großteil in der Haut unter Einwirkung der UV-Strahlung gebildet. Eine Unterversorgung kann daher insbesondere bei Menschen auftreten, die sich nicht oder kaum draußen aufhalten können. Menschen mit dunkler Hautfarbe zählen ebenfalls zur Risikogruppe, da sie weniger Vitamin D bilden können als Menschen mit heller Haut.

Besonders gefährdet sind ältere Menschen, da die Fähigkeit der Vitamin-D-Bildung in der Haut mit zunehmendem Alter nachlässt und bis auf die Hälfte reduziert werden kann. Außerdem verbringen viele Ältere weniger Zeit in der Sonne. Durch diese Einschränkung der Sonnenbestrahlung nimmt die Vitamin-D-Bildung noch zusätzlich ab. Betroffen sind insbesondere mobilitätseingeschränkte oder pflegebedürftige Menschen. Bei diesen Personengruppen kommt es häufiger zu ernsthaften Unterversorgungen, die durch die zusätzliche Einnahme von Vitamin-Präparaten ausgeglichen werden kann.

Gefährdet sind auch Säuglinge. Sie werden grundsätzlich nicht einer direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt, da sich ihr Hautschutz erst noch entwickeln muss. Da der Vitamin-D-Gehalt in der Muttermilch sehr gering ist, erhalten Säuglinge in der Regel ab der zweiten Lebenswoche für ein Jahr lang geeignete Vitamin-D-Präparate zur Rachitisprophylaxe.

Welche Folgen kann ein Vitamin-D-Mangel haben?

Vitamin D spielt eine wichtige Rolle für den Erhalt und Wiederaufbau der Knochen. Es unterstützt die Aufnahme des Minerals Kalzium vom Darm ins Blut. Experten gehen davon aus, dass rund 25 Prozent des über die Ernährung zugeführten Kalziums ins Blut übergehen. Ohne den positiven Einfluss von Vitamin D wäre es nur die Hälfte. Eine langfristige Unterversorgung an Vitamin D hat oftmals einen Mangel an Kalzium zur Folge. Der Körper löst das benötigte Mineral aus den Knochen, die durch diesen Prozess weich werden können. Experten sprechen dann von Osteomalzie. Besonders im hohen Alter kann der Vitamin-D-Mangel zur Entstehung von Osteoporose beitragen.

Bei einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung im Säuglings- oder Kindesalter können die Knochen weich bleiben und sich sogar verformen. Im schlimmsten Fall entsteht die Mangelkrankheit Rachitis. Dabei handelt es sich um eine Störung der Knochenentwicklung.

Was ist bei Kindern mit Vitamin-D-Mangel zu beachten?

Besonders wichtig ist Vitamin D für Säuglinge, da der Vitamin-Gehalt der Muttermilch nicht ausreicht, um den täglichen Bedarf zu decken. Wegen ihrer empfindlichen Haut sollen sie zudem nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. So findet keine körpereigene Vitamin-D-Bildung statt. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung während des gesamten Säuglingsalters zur Rachitis-Prophylaxe die Gabe eines Vitamin D-Präparats mit 10 bis 12,5 µg Vitamin D – und zwar unabhängig von der Jahreszeit.

Welche Präparate helfen bei Vitamin-D-Mangel?

Im Vordergrund steht die körpereigene Bildung Vitamin-D-Bildung in der Haut durch Sonneneinstrahlung. Eine Einnahme von Vitamin-D-Präparaten wird nur empfohlen, wenn eine unzureichende Versorgung nachgewiesen wurde. Eine Abstimmung der Einnahme mit dem Arzt ist sinnvoll. Laut Prof. Stefan Schewe reicht eine tägliche Dosis von 800 Einheiten in vielen Fällen aus. Unkritisch sei eine tägliche Zufuhr von bis zu 2.000 Einheiten, sofern keine Vorerkrankungen wie beispielsweise Nierensteine vorliegen. Entsprechend dosierte Präparate sind in Apotheken sowie in Drogeriemärkten erhältlich. "Vitamin D kann jedoch auch überdosiert werden", warnt Prof. Schewe. "Bei einer dauerhaft erhöhten Einnahme können sich kalziumhaltige Nierensteine oder 'Kalkablagerungen' im Gewebe bilden."

Wie lange dauert es, einen Vitamin-D-Mangel zu beheben?

In der Regel kann der Vitamin-D-Mangel in kurzer Zeit behoben werden. Unter ärztlicher Kontrolle werden zumeist eine Woche lang hochdosierte Präparate eingenommen, um den Vitamin-D-Spiegel auf das gewünschte Niveau zu heben. Anschließend erfolgt eine Stabilisierung mit geringeren Einnahmemengen. Rund vier Wochen nach Therapiebeginn sollte das Blut auf den Vitamin-D-Spiegel hin untersucht werden.

10 Fakten über Vitamin-D-Mangel

Vitamin D wird zum Großteil durch die Sonne in der Haut gebildet. Insbesondere im Winter, aber auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen oder Säuglingen, kann es zu Mangelerscheinungen kommen.

  • Was sind die Ursachen für Vitamin-D-Mangel?

Vitamin D kann im Rahmen der Ernährung nicht in ausreichender Menge aufgenommen werden. Daher spielt die durch Sonnenstrahlung geförderte, körpereigene Vitamin-D-Bildung in der Haut eine wichtige Rolle. In den Wintermonaten reicht die Kraft der Sonne jedoch nicht aus, und viele Menschen haben einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel.

  • Woran erkennt man einen Vitamin-D-Mangel?

Bei längerem, schwerem Mangel an Vitamin D können Symptome wie Muskelbeschwerden oder Knochenschmerzen auftreten. Bei Säuglingen können auch extremes Schwitzen und Unruhe auftreten.

  • Warum ist Vitamin D so wichtig für den Körper?

Vitamin D – und hier insbesondere Vitamin D3 – spielt eine wichtige Rolle für den Erhalt und Wiederaufbau der Knochen. Es unterstützt die Aufnahme von Kalzium ins Blut. Welche Folgen kann der Vitamin-D-Mangel haben?

Eine Unterversorgung an Vitamin D und Vitamin D3 hat zumeist einen Mangel an Kalzium zur Folge. Langfristig kann dies dazu führen, dass der Körper das benötigte Mineral aus den Knochen löst und diese weich werden können.

  • Was ist Osteomalzie?

Die Knochen im menschlichen Körper befinden sich in einem ständigen Auf-, Ab- und Umbauprozess. Bei einer Osteomalzie ist dieser Vorgang gestört, in der Folge können die Knochen weich werden und sich verformen. Ursachen sind zumeist ein Vitamin-D-Mangel oder Störungen des Vitamin-Stoffwechsels. Die Krankheit tritt zumeist bei älteren Menschen auf.

  • Was ist eine Rachitis?

Treten im Kindesalter Störungen des Knochenstoffwechsels auf, kann dies zu Knochenverformungen (beispielsweise an der Wirbelsäule oder am Schädel) führen. Ein typisches Symptom einer fortgeschrittenen Rachitis ist der Rosenkranz, also spürbare Auftreibungen an den Rippen.

  • Was ist bei Säuglingen zu beachten?

Babys werden nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt und erhalten über die Muttermilch nicht ausreichend Vitamin-D. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher die Einnahme eines Vitamin-D-Präparats im ersten Lebensjahr. Wann sollte man zum Arzt?

Dauerhafte Muskelbeschwerden und Knochenschmerzen sollten vom Arzt abgeklärt werden. Zu den Risikogruppen für Vitamin-D-Mangel zählen insbesondere ältere Menschen und Säuglinge, aber auch Personen, die sich gar nicht oder nur vollständig bekleidet draußen aufhalten.

  • Was hilft bei Vitamin-D-Mangel?

Wichtig für eine ausreichende Versorgung ist die körpereigene Bildung in der Haut durch Sonneneinstrahlung. In der Regel reicht es aus, täglich rund 15-25 Minuten mit bloßen Armen draußen zu sein. Sonnenschutzmittel schränken die Vitamin-D-Bildung jedoch stark ein. Bei nachweislichem Mangel helfen Vitamin-D-Präparate aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt. Die Einnahme sollte mit dem Arzt abgestimmt werden.

  • Wie schnell steigt der Vitamin-D-Spiegel?

In der Regel kann der Mangel durch die kurzzeitige Einnahme von hochdosierten Präparaten innerhalb eines Monats reguliert werden. Eine Überdosierung ist allerdings möglich und sollte vermieden werden.

Weitere Informationen:

Über die Autorin: Brigitte Bonder ist seit über zehn Jahren als freie Journalistin für reichweitenstarke Tageszeitungen und Special-Interest-Magazine tätig. Ihr Schwerpunkt liegt seither auf wissenschaftlichen Themen, wie Medizin, Technik und Naturwissenschaften. Für das Ressort Reise ist sie unter normalen Umständen jeden Monat für ihre Leser unterwegs und recherchiert vorwiegend zu naturnahen und nachhaltigen Erlebnissen in Deutschland.

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