08.07.2021 Das Sonnenvitamin

Vitamin D: Schnelltest verrät, ob ein Mangel vorliegt

Von Annette Bulut
Von einem Vitamin-D-Mangel können alle betroffen sein, die weniger als 20 Minuten täglich an der Sonne sind.
Von einem Vitamin-D-Mangel können alle betroffen sein, die weniger als 20 Minuten täglich an der Sonne sind. Fotoquelle: picture alliance / dpa Themendienst | Franziska Gabbert

Vitamin-D-Mangel kommt in Deutschland gerade in den Wintermonaten häufig vor. Grundsätzlich kann jeder betroffen sein, der weniger als 20 Minuten täglich in der Sonne verbringt. Ein einfacher Schnelltest aus der Apotheke kann feststellen, ob ein Mangel an Vitamin D vorliegt.

Noch aussagekräftiger ist die Ermittlung des Vitamin-D-Spiegels per Bluttest bei einem Arzt. Dieser kann außerdem die notwendige Dosierung für ein Vitamin-D-Präparat bestimmen, falls tatsächlich ein Vitamin-D-Mangel im Körpervorhanden ist. Die Entscheidung, ob es tatsächlich sinnvoll ist, Vitamin-D-Präparate zusätzlich einzunehmen, sollte einem Arzt überlassen werden. Nichtsdestotrotz kann ein Vitamin-D-Schnelltest aus der Apotheke einen ersten Anhaltspunkt über einen eventuellen Vitamin-D-Mangel liefern. Er kostet in der Regel je nach Anbieter und Methode zwischen zehn und 25 Euro oder mehr. Der D-Selbsttest ersetzt aber keinen Arztbesuch.

Wie genau funktioniert der Test?

Die Schnelltests aus der Apotheke für Zuhause funktionieren mit unterschiedlichen Verfahren. Bei dem gängigsten Verfahren muss eine kleine Menge Blut, rund drei Bluttropfen, auf eine sogenannte Trockenblutkarte getropftwerden. In dem Test-Kit ist das Blutentnahme-Set enthalten. Die Handhabung ist kinderleicht. Das Ergebnis wird von einem Labor festgestellt. Das Ergebnis kommt nach wenigen Tagen. Ein anderes Test-Paket unterscheidet sich bei der Methode. Es zeigt schon nach zehn Minuten ein Testergebnis an.

Worin besteht der Unterschied zwischen einem Vitamin-D-Test-Kit und einen Bluttest beim Arzt?

Ein Bluttest für Zuhause, um den persönlichen Vitamin-D-Status festzustellen, ist eine zeitsparende Angelegenheit, die aber aus eigener Tasche bezahlt werden muss. Die Krankenkassen bezahlen die Bestimmung des Vitamin-D-Status beim Arzt, wenn ein Verdacht auf eine schlechte Vitamin-D-Versorgung vorliegt. In einem kleinen oder großen Blutbild, dass nur durch eine Blutentnahme bei Arzt gemacht werden kann, werden dabei auch viele andere Blutwerte untersucht undbewertet.

Ab wann sprechen Ärzte von einem Vitamin-D-Mangel?

Ab Werten unter 25 ng/ml (Nanogramm Vitamin D pro Milliliter Blut) kann ein Mensch Störungen im Mineralstoffwechsel bekommen. Eine sehr gute Versorgung für die Knochen liegt vor, wenn die Blutkonzentration des Markers 50 ng/ml beträgt. Ab 400 ng/ml ist von einer Überversorgung die Rede. Bei einem Bluttest wird das 25-Hydroxy-Vitamin-D im Blutserum gemessen.Ein zu niedriger Vitamin-D-Spiegel führt zu einer niedrigeren Kalziumkonzentration im Blut. Bei einem nachgewiesenen Mangel sollte der Vitamin-D-Bedarf von einem Arzt festgelegt werden und die Vitamin-D-Einnahme verschrieben werden.

Volkskrankheit Vitamin-D-Mangel

Von einem Vitamin-D-Mangel können alle betroffen sein, die weniger als 20 Minuten täglich an der Sonne sind. Allgemein heißt es, dass bestimmte Menschenbesonders häufig von einem Vitamin-D-Mangel betroffen sind: Hochbetagte, die sich fast ausschließlich in geschlossenen Räumen aufhalten, Senioren in Altenheimen, Bettlägerige. Allerdings gilt Deutschland generell als Vitamin-D-Mangelland. Der Mangel an Vitamin D3 ist also hoch und könnte also fast schon als Volkskrankheit bezeichnet werden. Das durch die Pandemie bedingte häufige zu Hause bleiben im Lockdown hat die Versorgungssituation sicherlich nicht verbessert. Ob der Körper ausreichend mit Vitamin D versorgt ist, kann der Betroffene nicht bemerken. Im Übrigen bleiben viele Patienten auch trotz eines sehr niedrigen Vitamin-D-Spiegels gesund. Es ist bisher nicht geklärt, warum das so ist. Besonders empfehlenswert ist die Messung bei Diabetes mellitus und den Vorstufen, Magen-Darm-Erkrankungen, Osteoporose und, wie bereits erwähnt, längerer Bettlägerigkeit.

Senkt Vitamin D3 die Sterblichkeit?

Die Gabe von Vitamin-D-Produkten senkt offenbar auch die Sterblichkeit, wie eine Übersichtsstudie 2011 vermutet. Allerdings sollten Krankheiten nicht auf eine mangelnde Vitamin-D-Versorgung reduziert und die Gabe von Vitamin-D-Tabletten oder Vitamin-D3-Tropfen als Allheilmittel ansehen. Laborchemische Analyse und Empfehlung des Arztes sind die beiden wichtigen Säulen, die eine etwaige medizinische Notwendigkeit für Vitamin-D-Supplements bilden.

Vitamin-D-Präparate sind unterschiedlich dosiert

Ein ärztlich festgestellter Vitamin-D-Spiegel gibt Auskunft über die Menge, die individuell verabreicht werden muss. Der Arzt kann dann die empfohlene Höchstmenge festlegen. Vitamin D3 ist in hoher Dosierung verschreibungspflichtig. Geringere Dosierungen mit einer Internationalen Einheit von 1.000 sind ohne Rezept in Apotheken erhältlich, aber auch nicht so wirksam.

Experte: Empfehlungen unterscheiden sich

"Die Entscheidung, wann es tatsächlich sinnvoll ist, Vitamin-D-Produkte zusätzlich einzunehmen, ist nicht einfach, denn die medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen unterscheiden sich teilweise erheblich. Fachleute raten häufig erst zur Einnahme von zusätzlichem Vitamin D, wenn eine mangelhafte Versorgung festgestellt wurde, die nicht durch Ernährung und Sonnenbaden ausgeglichen werden kann", betont Dr. Johannes Schenkel, Ärztlicher Leiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Ein Mangel an Vitamin D3 kann durch eine Blutuntersuchung beim Hausarzt festgestellt werden.Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen Vitamin-D-Arzneimittel nur unter bestimmten Bedingungen. Wenn kein erheblicher Mangel besteht oder keine Krankheiten vorliegen, die beispielsweise mit Vitamin D3 Tropfen gezielt behandelt werden können, ist es keine Kassenleistung. "Ob Vitamin D in der individuellen Situation Teil einer Kassenleistung sein kann oder welche Möglichkeiten es für eine optimale Vitamin-D-Versorgung gibt, darüber können unsere Beraterinnen und Berater Ratsuchende informieren", sagt Schenkel. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D nur für bestimmte Personengruppen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt dies, wenn "eine Verbesserung des Vitamin-D-Status weder durch die Eigensynthese noch über die Ernährung erzielt werden kann".

Diese Gruppen sind häufig betroffen

Bei nahezu allen über 80-Jährigen stellen Mediziner einen Vitamin-D-Mangel fest. Krankheit oder Immobilität können diesen Mangel verstärken.Auch beiFrauen in den Wechseljahren kann der Vitamin-D-Spiegel durch die Hormonschwankungen leiden. Sie gehören ebenfalls zur Vitamin-D-Mangel-Risikogruppe.Trotzdem ist bei vielen anderen Personengruppendie Vitamin-D-Produktion nicht ausreichend.Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind mehr als die Hälfte der Deutschen unterversorgt mit Vitamin D. Betroffen ist häufig, wer nicht genug direkte Sonneneinstrahlung auf unbedeckte Haut lässt oder durch Sonnencreme zu wenig UV-B-Strahlen auf die Haut bekommt. Der Mangel kann zunächst durch einen einfachen Vitamin-D-Bluttest aus der Apotheke leicht selbstfestgestellt werden. Dieser misst das 25-OH-Vitamin D im Blut. Auch Kinder können bereits einen zu geringen Wert haben. Die repräsentative EsKiMo-Studie verweist auf die teils kritische Versorgung von Kindern mit Vitamin D, Jod und Eisen.

Gesunde Ernährung hat wenig Einfluss bei Vitamin-D-Mangel

Das Vitamin ist eigentlich ein Hormon. Vitamin D – auch Sonnenvitamin genannt, weil der Mensch es nur in Verbindung mit Sonnenlicht über die Haut im Körper produzieren kann –wird fast ausschließlich durch natürliche UV-B-Strahlung produziert. Hingegen können UV-A-Strahlen sogar die körpereigene Bildung von Vitamin D stören. Nur in wenigen Lebensmitteln ist Vitamin D3 enthalten.Deshalb gelangt nur ein sehr kleiner Teil der benötigten Vitamin-D-Menge über eine ausgewogene und frische Nahrung in den Körper.Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung ist für jeden Menschen sehr wichtig: für die Knochengesundheit und für ein gut funktionierendes Immunsystem. Eine der wichtigsten Formen von Vitamin D gehört Vitamin D3 (Cholecalciferol).

Vitamin D sorgt für gesunde Knochen und Muskelkraft

Vitamine und Mineralstoffe gehören zu den Mikronährstoffen. Sie liefern zwar keine Energie, wie die Makronährstoffe Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße, haben aber trotzdem wichtige Aufgaben. Mit einem gesundenLebensstil werden deshalb nicht nur die Abwehrkräfte gestärkt, sondern auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgebeugt. Aber: die zusätzliche Einnahme von Vitamin D3 bietet keinen Herz-Kreislauf-Schutz und ist daher hierfür nicht angezeigt.

Eine optimale Vitamin-D-Versorgung fördert sowohl die Knochengesundheit als auch die Muskelkraft. Vitamin D3 ist bei älteren Menschen für die Vorbeugung gegen Osteoporose deshalb von Bedeutung. Es fördert die Aufnahme von Calcium und somit die Knochenhärte. Eine immunstärkende Wirkung hat Vitamin D hoch dosiert ab einer 20.000er iE (internationale Einheit). Diese Dosierung muss aber von einem Arzt verschrieben werden. Er achtet auch drauf, dass das Vitamin nicht überdosiert wird. Bei einer Überdosierung können gravierende gesundheitliche Schäden im Körper des Menschen auftreten.Vitamin-D3-Präparate können eine Vitamin-D-Mangel ausgleichen. Damit es zu keiner Überdosierung kommt, istärztliche Beratung in jedem Fall sinnvoll. Den individuell benötigten Vitamin-D-Wert sollte ein Mediziner festlegen. Ein Schnelltest ist daher nur ein erster Hinweis, ob es nötig ist einen Arzt aufzusuchen.

Weitere Informationen:

Über die Autorin: Annette Bulut ist Diplom-Journalistin und hat eine Rundfunkausbildung in Köln absolviert. Nach beruflichen Stationen in Düsseldorf und München als Kommunikationsberaterin ist sie seit vielen Jahren freie Journalistin mit Schwerpunkt Medizin, Gesundheit und Ernährung. Sie schreibt regelmäßig Beiträge für Online- und Printmedien. Ihr Ziel: Gesundheitsthemen verständlich und lebensnah mit vielen nützlichen Informationen zu vermitteln.

Das könnte Sie auch interessieren