37°-Reportage

Plattgemacht: "Die Bagger jage ich mit dem Nudelholz davon"

von Andreas Schoettl

Erst kam die Wende, dann Abwanderung und Überalterung. In Suhl-Nord in Thüringen verlieren die letzten Verbliebenen ihre Heimat. Ihr ganzer Stadtteil wird abgerissen.

ZDF
37°: Plattgemacht
Dokumentation • 19.03.2019 • 22:15 Uhr

Suhl liegt etwa 70 Kilometer südlich von Erfurt. Aus dem Ort in Thüringen wurde eine Vorzeigestadt – in den 1960er- und 1970er-Jahre, also in den DDR-Zeiten. 56.000 Einwohner hatte Suhl damals, heute sind nach einer schweren Phase der Wende rund 37.000 geblieben. Der Aderlass der Abwanderung traf besonders den Stadtteil Suhl-Nord. In der ehemals als modern geltenden Plattenbausiedlung sind von 14.000 Bewohnern nur noch 3.650 übrig. Doch auch die letzten Verbliebenen sollen nun gehen. Ihre Heimat wird "Plattgemacht", wie der Film von Gregor Eppinger und Anna Grün heißt. Im Rahmen von "37°" ist die Reportage nun im Zweiten zu sehen.

Die Autoren haben mehr als ein Jahr lang Menschen wie Christine begleitet. Seit 27 Jahren wohnt sie in Suhl-Nord. Die 51-Jährige hat hier in ihrer Platte viel erlebt. Die Kinder sind im Grau der Betonsilos groß geworden. Deren ehemaligen Jugendzimmer, in denen einst die Poster von Star-Idolen hingen, gibt es längst nicht mehr. Zweimal schon wurde eine Wohnung Christines während erster Maßnahmen der Stadt gegen den Leerstand abgerissen. Nun soll sie schon wieder umziehen. Doch Christine mag nicht mehr weichen. Sie sagt: "Sollen die Bagger doch kommen. Die jage ich mit dem Nudelholz davon."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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