Jürgen Klinsmann: "Der deutsche Fußball ist am Boden"
Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann findet harte Worte zum Zustand des deutschen Fußballs: "Wir sind in einem richtigen Loch", sagte der Experte bei RTL.
Mit ihm begann nach Krisenjahren der Aufschwung der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der im Weltmeistertitel 2014 mündete. Nun diagnostiziert Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann eine abermalige tiefe Krise des hiesigen Profi-Fußballs: "Relativ einfach gesagt: Wir sind in einem richtigen Loch. Der deutsche Fußball ist am Boden, nach der komplett verkorksten Weltmeisterschaft und der verkorksten Nations League. Dass dann jetzt dazu kommt, dass die Bundesliga-Teams sich so früh verabschieden aus den europäischen Wettbewerben – mit Ausnahme der Eintracht – das ist schon ein herber Rückschlag", sagte der 54-Jährige der Mediengruppe RTL.
"Da kommen jetzt viele Sachen zusammen, es wird richtig herb", fand der frischgebackene RTL-Experte deutliche Worte. So schaue er "immer ein bisschen von außen drauf", so der in den USA lebende Klinsmann: "Und wir haben nach wie vor einen riesen Respekt in der Welt. Aber es fragen sich mittlerweile schon viele Leute 'was geht denn bei euch ab?'. Es ist ungewöhnlich." Zwar könne man mal "ein Turnier vergeigen, aber nicht so wie in Russland. Und du kannst natürlich auch mal so eine Turnierform wie jetzt die Nations League als Dritter abschließen mit den zwei Hammer-Mannschaften, die du hast. Aber dass jetzt alle anderen Komponenten auch noch dazu kommen, ist natürlich herb. Und da fragt man sich jetzt schon 'was ist das Nächste?"
Ob hinsichtlich der Nationalmannschaft mit der aktuellen Kadernominierung Besserung in Sicht ist, kommentierte Klinsmann bei RTL ebenfalls: "Ich denke, es ist nicht nur der Jogi selbst, es ist der ganze DFB, die Leute, die dort arbeiten und das gesamte Umfeld der Nationalmannschaft, die sich diese Fragen stellen müssen." Es sei "schon ein Signal, zu sagen, wir probieren es jetzt mit einer neuen Form, wir haben ein paar Spielern mitgeteilt, dass wir ohne sie planen". Zwar hoffe er persönlich, dass "sie nicht ganz draußen sind, weil du brauchst die Spieler immer wieder" – aber: "Die Entscheidung zu sagen, wir machen einen Neuanfang mit einer jungen, teilweise unerfahrenen Mannschaft, ist mutig", so Klinsmann.
Die Entscheidung Jogi Löws zu beurteilen, der die Nationalspieler Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels aussortierte, hält Jürgen Klinsmann für "ganz, ganz schwer". Er fände "es schade, weil sie sind ja nicht alt", so der frühere Nationalspieler und Weltmeister. "Sie sind nach wie vor in der vollen Blüte ihrer Karriere. Ich hoffe, dass die Tür auf jeden Fall auf bleibt, weil du weißt wirklich nicht, was ist in ein paar Monaten. Kann ja sein, dass die ihre persönliche Kurve nach oben bekommen, und dann rufst du die wahnsinnig gerne an in einem halben Jahr."
Klinsmann wird am Mittwoch beim Länderspiel zwischen Deutschland und Serbien erstmals als TV-Experte im Einsatz sein.
Quelle: teleschau – der Mediendienst