Biopic "Astrid"

Das junge Mädchen, das Astrid Lindgren wurde

von Kai-Oliver Derks

Sie schrieb Geschichten über die Räubertocher Ronja, den frechen Michel aus Lönneberga und glückliche Kinder in Bullerbü. Doch wie wurde Astrid Lindgren zu dieser wunderbaren Kinderbuch-Autorin? Ein Biopic blickt auf ihre Jugendjahre.

ZDF
Astrid
Drama • 21.05.2020 • 20:15 Uhr

"Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf" – auf so einen Namen muss man erst einmal kommen. Und mit ihm auf dieses Mädchen erfinden, das Kinder in aller Welt begeisterte wie kein zweites aus der Jugendliteratur. "Pippi Langstrumpf" war der Debütroman von Astrid Lindgren. Er wurde in 70 Sprachen übersetzt, die Filme mit Inger Nilsson in der Hauptrolle begeistern bis heute Millionen Menschen in aller Welt. Schlicht "Astrid" heißt die filmische Biografie der Regisseurin und Autorin Pernille Fischer Christensen, die das ZDF nun als Free-TV-Premiere zeigt. Es geht um die Jugendjahre der Astrid Ericsson und damit um die Frage: Wie wurde aus dem Mädchen aus Vimmerby jene große Autorin, die so viele wunderbare Geschichten ersann?

In vielen Interviews und in ihrer Autobiografie erzählte Astrid Lindgren bereitwillig über ihre Kindheit und Jugend. Und so ist das, was Pernille Fischer Christensen in ihrem Film schildert, nicht neu. Und doch lohnt diese aufregende, amüsante und informative Zeitreise zurück in die 20er- und 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

Gerade einmal 16 Jahre ist Astrid (Alba August). Sie verlebt eine weitgehend glückliche Kindheit mit ihren Eltern (Marie Bonnevie, Magnus Krepper). Ein aufgewecktes und vor allem selbstbewusstes Mädchen, das die für die damalige Zeit ungewöhnliche Chance auf eine gute Schulbildung erhält. Dann bietet sich ihr die Gelegenheit, eine Ausbildung als Assistentin des Herausgebers der örtlichen Zeitung zu beginnen. Ihr Chef, der Redakteur Blomberg (Henrik Rafaelsen), nimmt sich ihrer an. Er erkennt ihr Talent. Und er verliebt sich in sie, die 30 Jahre jünger ist. Eine filmisch gefährliche Situation, die Pernille Fischer Christensen auf elegante Weise zeigt.

Denn trotz des Altersunterschieds trägt diese Beziehung, was auch der Wirklichkeit entsprach, keine Züge eines wie immer gearteten Missbrauchs. Im Gegenteil: Astrid ist es, die den Kontakt durchaus fördert und verführerisch den deutlich älteren Mann betört. Doch dann wird sie schwanger. Ein Skandal, da Blomberg zwar in Trennung lebt, aber noch verheiratet ist. Auch auf sein Drängen hin verlässt Astrid ihre Heimat. Ihr Kind, Lasse, muss sie anonym in Kopenhagen gebären und 1926 in die Hände einer Pflegefamilie geben. Nur selten kann sie ihn sehen, Schritt für Schritt entfernt er sich von ihr.

"Astrid" ist ein äußerst charmanter, sensibler Film. Geradlinig und eingängig erzählt, manchmal kitschig, manchmal traurig, aber nie auf vordergründige emotionale Effekte aus. Dass man mit Neugier und Freude dem Geschehen folgt, liegt nicht nur an der leichten Hand der Regisseurin, sondern auch an der brillanten 25-jährigen Hauptdarstellerin Alba August, Tochter des dänischen Regisseurs Bille August und der Schauspielerin und Regisseurin Pernilla August. Sie ist derzeit auch in der dänischen Netflix-Serie "The Rain" zu sehen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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