"Neo Magazin"-Spezial

"Böhmermanns perfekte Weihnachten": Mit Nazi-Oma und Hipster-Familie

An kritischen Beiträgen und satirischen Stücken zur Lage der Nation mangelte es Jan Böhmermanns "Neo Magazin Royale" auch in diesem Jahr sicher nicht. Sei es seine Bürgerrechtsbewegung im Netz, sei es die Veralberung des sächsischen "Hutbürgers" oder die grandiose Hymne auf das "Paketprekariat" – vortrefflich verstanden sich der 37-Jährige und sein Team darauf, die ambivalenten Themen des Deutschlands 2018 in gesellschaftspolitisches Entertainment zu verpacken.

Zum Abschluss des Jahres darf es daher etwas entspannter sein. Kurz vor dem Fest der Liebe feiert auch der Moderator im Fernsehen "Böhmermanns perfekte Weihnachten". Das ab 14.12. in der Mediathek abrufbare halbstündige "Neo Magazin"-Spezial, das ZDFneo am Donnerstag, 20.12., zu mitternächtlicher Stunde um 0.00 Uhr ausstrahlt, darf gut und gerne in der beliebten deutschen TV-Tradition der Weihnachtssketche betrachtet werden.

"Weihnachtsstress? Das muss nicht sein. Es reicht völlig, wenn Weihnachten bloß perfekt wird" – schon die Ankündigung verspricht einen Fernseh-Heiligabend à la Loriots "Weihnachten bei Hoppenstedts" oder Familie Heinz Beckers "Alle Jahre wieder". Mit dem Unterschied, dass sich Böhmermanns wenig besinnliches Fest gleich mehreren Versuchen nähert, den Heiligen Abend zu verbringen.

Und so quält sich die Hipster-Familie samt 12-jähriger Influencer-Tochter und selbstgemachten Bockwürsten durch ein kaum festliches Essen, da finden sich vier Singles lieber zum peinlichen Feiern zusammen, als allein zu sein, da beschäftigt sich der technikversessene Proll lieber mit seiner Dolby-5.1-Anlage als mit seiner Freundin – während der migrantische DHL-Bote und der Familienvater in ärztlicher Bereitschaft draußen arbeiten müssen.

Klar, dass nichts so läuft, wie gedacht: Die alte "Nazi-Oma" singt das Horst-Wessel-Lied und will die "Messer-Migranten" dorthin zurückhaben "wo sie hergekommen sind" ("Was, nach Dortmund?"), der Yuppie-Single referiert über die missbrauchten Knaben des Dresdner Kreuzchores von der Weihnachtsplatte ("Das hört man denen aber nicht an") und die Gans schmeckt auch nicht jedem ("Wie ein gebackenes Kondom" – "Ja, aber wie ein leckeres Kondom").

Unter Beteiligung unter anderem von Jan Böhmermann, Jasmin Schwiers, Valerie Niehaus, Sophie Passmann, Florentin Will, Giulia Becker und Ralf Kabelka liefert "Böhmermanns perfekte Weihnachten" eine für "Neo Magazin"-Verhältnisse überaus brave Satire, die den alljährlichen Versuch, fröhlich zu sein, aber gut auf den Punkt bringt: "Einmal im Jahr ist es soweit: Die Menschen des untergehenden Spätkapitalismus öffnen ihre Herzen."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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