"Das verschwundene Kind"

"Der Amsterdam-Krimi": Hannes Jaenicke auf Schimanskis Spuren

Der Sohn der Nachbarin des deutschen Ermittlers Alex Pollack in Amsterdam wird entführt. Die Entführer verlangen, dass der der einheimische Kommissar Bram de Groot aus dem Verkehr gezogen wird.

ARD
Der Amsterdam-Krimi: Das verschwundene Kind hrte Kind
Krimi • 11.06.2020 • 20:15 Uhr

Im vierten "Amsterdam-Krimi" werden die deutsch-holländischen Ermittler Pollack und de Groot (Hannes Jaenicke und Fedja van Huêt) überraschender Weise noch einmal mit dem Steuerskandal aus der Vorfolge konfrontiert. Kaum ist Pollack von einer Bootstour auf den Amsterdamer Grachten zurückgekommen, die er sich für eine allein stehende Nachbarin und deren Jungen zum Geburtstag ausgedacht hat, erhält er ein seltsames Telefonat: Er möge doch binnen einer Stunde den Kollegen de Groot "aus dem Verkehr ziehen", andernfalls werde das soeben entführte Kind der Nachbarin sterben. Gerade mal eine Stunde lassen die Entführer Pollack Zeit. "Wir sehen und hören alles", sagt die Stimme noch. Klingt arg bedrohlich und gibt große Rätsel auf. Der Fall "Das verschwundene Kind" grenzt an eine Groteske.

Standen im vorherigen Film Hacker und deren Steueroasen-Recherchen im Mittelpunkt, so weisen im neuen Fall vor allem Handys fortwährend die Spur. Sie dienen als Lockvögel und setzen falsche Fährten auf beiden Seiten. Mit der Aufdeckung der Steuerstraftaten hält das Handy-Gedöns dann aber kaum Schritt.

Dabei ist der Deutsche in holländischen Diensten so aufwendig wie märchenhaft etabliert. Hätte ihn sein alter Freund de Groot nicht ein weiteres Mal zur Amsterdamer Polizei geholt und seine Dienstverpflichtung verlängert, würde er wohl immer noch im Technikkeller des LKA Düsseldorf schmachten. Schade nur, dass Jaenicke nun unterbrochen den Macho in der Nachfolge eines Götz George als Schimanski machen muss, auch sein Parka-Verschnitt erinnert ein wenig daran.

Dabei hätte er gerade in den leiseren, gefühlvolleren Szenen seine Stärken. Siehe die Grachten-Bootsfahrt mit der Nachbarin und die kurze Freundschaft mit ihrem später entführten Sohn. Jaenickes Pollack liebt es, mit dem Motorrad unterm Rundhelm durch Amsterdam zu rasen, er schnappt sich – einfach mal so – das Handy einer Bloggerin, und das Motorrad entwendet er einem Kiffer, angeblich auf Zeit. "Da ich mittlerweile offiziell zur Corona-Risikogruppe gehöre", sagt der gerade 60 gewordene Jaenicke, "freut es mich, dass ich fast alle Stunts immer noch selber machen kann."

Auch die Idee mit dem Plot um skandalöse Steueroasen deutscher Großkonzerne in Übersee und deren partizipierendem Umschlagplatz Amsterdam geht auf Jaenicke zurück. So gesehen ist es eigentlich schade, dass man ihn nicht im fernen Panama, in Guam oder auf den Cayman Islands recherchieren ließ – das wäre sicher ein Stunt-schöner, Fernweh-gesättigter internationaler Steuerkrimi geworden. So aber führen alle Wege zuletzt brav zu den Stadtoberen im Rathaus von Amsterdam. Die Handlung dreht sich nach dem Motto: "Wasch mir den Pelz, aber mach' mich nicht nass!" vielfach im Kreise, sodass man Pollacks gelegentlich ausgestoßenem Seufzer: "Wir beginnen wieder bei Null" nur allzu gut beipflichten kann. Weniger Hektik und ein tiefer gehender Plot, das wären die Wünsche für künftige Folgen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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