Skurriler Heiratsmarkt

"Chinas ungeliebte Frauen": Mit 27 Jahren eine "Übriggebliebene"

Frauen in China, die mit 27 Jahren noch nicht den Richtigen gefunden haben, zählen schnell zur Kategorie "sheng nu". Ein Dokumentarfilm begleitet drei dieser "Übriggebliebenen" auf einem schwierigen wie skurrilen chinesischen Heiratsmarkt.

ARTE
Chinas ungeliebte Frauen
Dokumentation • 10.06.2020 • 21:55 Uhr

Es klingt nicht schön, was sich Qiu Huamei da anhören muss. Die 34-Jährige arbeitet seit Jahren erfolgreich als Anwältin. Nur einen Mann, den hat sie noch nicht gefunden. Und in ihrem Alter gilt das in China als Problem. Eine Heiratsvermittlung soll helfen. Doch die eigentlich vertrauenerweckende Beraterin hat nur derbe Worte für sie übrig. "Sie sind nicht das, was man traditionell eine Schönheit nennt", lautet ein erstes Urteil. Huamei behält die Fassung. "Sie finden, dass sie noch jung aussehen, aber sie machen sich etwas vor. Selbst wenn sie jetzt gleich eine Beziehung eingehen, dann dauert es ein Jahr, bis sie heiraten. Ein weiteres, bis sie schwanger sind. Und mit 36,37 ein Kind bekommen: Sie sind dann eine alte Mutter", so die Beraterin weiter. Huamei verlässt fassungslos die Vermittlung.

Die Dokumentation "Chinas ungeliebte Frauen" lässt staunen: Frauen in China belastet ein seltsames Schicksal. Wie Qiu Huamei, die Anwältin, sind sie oft hervorragend ausgebildet. Doch wenn die Damen mit 27 Jahren noch nicht den Richtigen gefunden haben, gelten sie bereits als schwer vermittelbar. Die israelischen Filmemacherinnen Shosh Shlam und Hilla Medalia zeigen am Beispiel Huameis und zwei weiterer Frauen, wie Chinas Gesellschaft noch immer unter der Ein-Kind-Politik leidet. Weil zudem männliche Nachkommen bevorzugt werden, gibt es fast 40 Millionen weniger Frauen als Männer. Die chinesische Regierung sieht deshalb bereits den sozialen Frieden in Gefahr und drängt die Frauen schon, möglichst jung zu heiraten.

So treibt die Suche nach einem Mann mitunter seltsame Blüten. Jede Woche stehen besorgte Eltern in einem Park auf einem "Heiratsmarkt" und bieten ihre längst erwachsenen Kinder an. Die mit 36 Jahren als "Übriggebliebene" abgewertete Hochschuldozentin Gai Qi indes hat sich für einen Mann entschieden. Um ihr Familienglück zu ermöglichen, nimmt sie einen wesentlich jüngeren Kandidaten aus einer weniger privilegierten Schicht in Kauf. Nur aber darf niemand aus dessen Familie erfahren, wie alt Qi wirklich ist.

Chinas ungeliebte Frauen – Mi. 10.06. – ARTE: 21.55 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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