Neue ARD-Reihe

"Die Küstenpiloten": Flugzeugmechanikerin mit Flugangst

Flugzeugmechanikerin Swantje wird von ihrem Vater übergangen. Stattdessen soll ihr Bruder den kleinen Flugplatz bekommen. "Kleine Schwester, großer Bruder", die erste Folge einer neuen Reihe in der ARD, ist eine starke Familiengeschichte mit merkwürdigen Nebenfiguren.

ARD
Die Küstenpiloten – Kleine Schwester, großer Bruder
Reihe • 06.11.2020 • 20:30 Uhr

Die Flugzeugmechanikerin Swantje (Nadine Boske) ist schockiert: Ihr Vater Hauke Hansen (Jan-Gregor Kremp, bekannt aus der ARD-Reihe "Der Alte"), Besitzer eines kleinen Flugplatzes in Büsum, will sie übergehen und seinem Sohn Sönke (Hannes Wegener) das kleine Familienunternehmen überschreiben. Ausgerechnet Sönke! Der Sönke, der sich seit Ewigkeiten nicht hat blicken lassen, und der absolut unzuverlässig ist. Swantje ist außer sich, als sie die Nachricht erfährt. Doch so leicht lässt sie sich in der ersten Folge der neuen ARD-Freitagsreihe "Die Küstenpiloten" mit dem Titel "Kleine Schwester, großer Bruder" nicht unterkriegen.

Dabei war die unerwartete Ankunft Sönkes zunächst ein Segen für das kleine Familienunternehmen: Swantje kann nach einer Bruchlandung nicht mehr fliegen, und Vater Hauke hat Probleme mit seinen Augen. Den Hansens fehlen Piloten. Sönke übernimmt die Flüge, plant Renovierung und Umbau – und sogar einen Kredit bei der Bank. Hauke will ihm den Platz überschreiben – und das, obwohl Swantje doch diejenige ist, die sich seit Jahren um den Flugplatz kümmert.

Die Begründungen des Vaters, warum Sönke anstatt Swantje den Platz übernehmen soll, klingen wie aus einem alten Film: Er sei der Erstgeborene, er sei ein Kerl, sie solle sich lieber einen Mann suchen, und auf Frauen sei sowieso kein Verlass. Autsch. Da fehlen sogar der geschwätzigen Wirtin Fenja (Anja Antonowicz) die Worte. Schon bald merkt Swantje jedoch, dass Sönke, der verdächtig rasch die Verantwortung übernehmen will, sich seltsam verhält und – ziemlich offensichtlich – etwas verheimlicht.

"Die Küstenpiloten – Kleine Schwester, großer Bruder" gräbt tief in den Rollenklischees: Der Sohn darf den Platz übernehmen, weil er ein Mann ist, obwohl er offensichtlich weniger geeignet ist als die Tochter. Dass die selbstbewusste Swantje noch ein Wörtchen mitzureden hat, ist zu erwarten – sie hat sich den Flugplatz schließlich verdient. "Das ist mein Flugplatz", platzt ihr schon mal der Kragen. Also stellen sich die Mechanikerin und ihre Tochter Jule (Marta Laubinger), die Pilotin werden will, gegen die beiden Männer. Pure Frauenpower auf dem Flugplatz.

Daneben spielt auch Swantjes Flugangst eine große Rolle. Wird sie diese überwinden können? Bei der Angstbewältigung steht ihr Bruder ihr zur Seite – es ist einer der stärksten Szenen zwischen Schwester und Bruder in diesem Film. Ansonsten gehört die Bühne vor allem Hauptdarstellerin Nadine Boske: Fast die ganze Folge ist auf Swantje zugeschnitten, was aufgrund Boskes schauspielerischer Leistung nicht schlimm ist. Die Nebenfiguren werden kaum gezeigt, und wenn, dann in recht merkwürdigen Situationen.

Etwas fehl am Platz wirken beispielsweise die Brautleute, die sich anfangs vermählen möchten. Die Braut hat Zweifel an der Hochzeit – und steht immer wieder wie bestellt und nicht abgeholt in voller Brautmontur vor Swantje. Mal entscheidet sie sich für die Hochzeit, mal dagegen. Da weiß auch Swantje oft nicht mehr zu sagen als: "Turbulenzen kommen immer unerwartet."

Allerdings ist die Familiengeschichte in sympathischem, norddeutschem Charme eingebettet: Die Figuren werfen nur mit plattdeutschen Begriffen wie "Dösbaddel", "besnacken" und "Moin" um sich, manchmal hat man sogar Mühe, sie zu verstehen. Die Figurennamen (Swantje, Sönke, Hauke, Jule, Fenja und Kalle) sind typisch nordisch gewählt. Zudem prägen fantastische Bilder die ARD-Reihe: Gedreht wurde auf Büsum, Sankt Peter-Ording und Helgoland, und durch die Flugszenen dürfen die Zuschauer die Gegend regelmäßig von oben genießen.

Eine Woche später zeigt das Erste die zweite Folge "Mütter und Töchter", in der es vor allem auch um Swantjes Mutter geht, die bis dahin noch keine Rolle spielt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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