Wenn Ungerechtigkeit spaltet: Wie zerrissen ist die deutsche Gesellschaft?
Wie "gerecht" ist Deutschland? Ein Soziologe wagt eine düstere Prognose: Die Spaltung wird weiter voranschreiten.
Nach Angaben des "Internationalen Gerechtigkeitsindex", der versucht, Gerechtigkeit objektiv zu messen, liegt Deutschland auf dem siebten Platz. Das klingt ordentlich. Besser in diesem Ranking schneiden unter anderem Norwegen, Schweden und Dänemark sowie Österreich und die Schweiz ab. Dass dieses Deutschland, von dem es von oberster Stelle aus heißt, seine Bürgerinnen und Bürger würden dort "gut und gerne" leben, diesen Stellenwert halten wird können, darf jedoch bezweifelt werden. Zumindest nach Ansicht mancher Experten. Der Soziologe Michael Hartmann etwa wagt eine düstere Prognose. Er sagt: "Die gesellschaftliche Spaltung, die Deutschland gerade durchläuft, ist sehr ähnlich vor etwa 20 Jahren in Großbritannien und den USA abgelaufen. Vereinfacht kann man sagen, dass wir in unserer Entwicklung immer etwa 20 Jahre hinter diesen Ländern liegen und uns momentan auf deren Spaltung zubewegen."
Nun bleibt die Aussage Hartmanns eine sehr subjektive Meinung. Ob sie wohl eintreffen wird, beantwortet der Film "Die zerrissene Gesellschaft: Wenn Ungerechtigkeit spaltet" von Julia Zipfel freilich nicht. Interessant anzusehen ist jedoch, wie einige Anzeichen doch auf eine finstere Zukunft weisen. So gelingt hierzulande ein Aufstieg aus dem sogenannten Arbeitermilieu in die gut verdienende, Ton angebende Elite nur in den seltensten Fällen. In der Konsequenz könnte eine Gesellschaft, die von struktureller Ungleichheit geprägt ist, schneller aus einer Balance geraten, heißt es.
Im Anschluss an die Wissenschaftsdokumentation am Donnerstagabend bei 3sat diskutiert Gert Scobel ein verwandtes Thema. Ab 21 Uhr hinterfragt der Gastgeber unter anderem, woher die vielfältigen Spaltungen der globalen Gesellschaft kommen, und wie man ihnen effektiv entgegenwirken könnte.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH