ARD-Komödie

"Eltern mit Hindernissen": Immer Chaos mit der Patchwork-Familie

Leicht überdreht, aber dennoch nicht unrealistisch schlägt sich die Patchwork-Familie Wiedemann im dritten Teil der Reihe mit dem Nachzügler-Baby, Emanzipationskämpfen und nervigen Großeltern herum. Ihr dabei zuzusehen, macht Spaß.

ARD
Eltern mit Hindernissen
Komödie • 03.06.2020 • 20:15 Uhr

Nach "Familie mit Hindernissen" (2017) und "Trauung mit Hindernissen" (2018) lädt die Patchwork-Familie Wiedemann zum dritten Mal Zuschauer zum fröhlichen Chaos ein. Lehrerin Katrin (Nicolette Krebitz) lebt mit ihrem Kollegen Philip (Hary Prinz) in zweiter Ehe mit ihren beiden halbwüchsigen Kindern zusammen. Ungeplant wurde sie mit über 40 noch mal schwanger, nun steht die Geburt des Babys unmittelbar bevor. Ein durchaus heikler Zeitpunkt, denn Katrin wurde der Schuldirektorenposten von ihrer scheidenden Chefin Dr. Schulze Stadler (Sophie Rois) zugesichert. Vorausgesetzt natürlich, sie schafft das mit dem Baby. Nach einer Sturzgeburt und vielen durchwachten Nächten sind die Eheleute Katrin und Philip dann aber doch ziemlich "durch". Die zweifelnde Direktorin fragt ausgerechnet Philip, ob er seine Frau übergangsweise vertreten können, indem er den Posten erst mal offiziell übernimmt – und später zurücktritt.

Philip sagt zu, hat aber nicht damit gerechnet, dass seine Frau von dieser Nachricht tief erschüttert ist. Als der Streit zwischen den Eheleuten eskaliert, landet Töchterchen Isalie versehentlich in der Babyklappe. Sie "auszulösen", ist gar nicht so einfach. Fortan stehen die Wiedemanns unter Beobachtung des Jugendamtes. Dass in deren Haus mal wieder pures Chaos herrscht, weil sich die Teenie-Tochter Saskia (Emilie Neumeister) übersehen fühlt und Sohn Leo (Luis Kurecki) nur noch vor der Spielkonsole hängt, ist einem positiven Urteil der strengen Jugendamtsmitarbeiterin Frau Hödl (Milena Dreißig) nicht zuträglich. Als dann auch noch Katrins egozentrischer Vater (Pater Prager) und ihre wunderlich werdende Ex-Schwiegermuter (Daniela Ziegler) einziehen ins Haus, ist das Wiedemannsche Chaos perfekt.

Familienkomödien wie diese, bei denen Katastrophen im Drehbuch-Minutentakt vom Himmel regnen, haben oft ein Problem: Sie wirken klischeehaft und gerne auch mal unrealistisch. Doch dieser Plot, zum dritten Mal von Autorin Sophia Krapoth ("Immer wieder anders") in Drehbuchform gegossen, schafft etwas ganz Erstaunliches. Obwohl in ihren "Hindernissen"-Filmen alles ein wenig zu überdreht scheint, findet sich in den einzelnen Szenen wie auch der gesamten Geschichte viel Wahrheit: die heutige "egozentrische" Großelterngeneration, die eigentlich mehr Arbeit macht, als bei der Aufzucht der Enkel zu helfen, der Geschlechterkampf um Emanzipation, der in einer liberalen Lehrerfamilie, in der man sich die Aufgaben teilt, natürlich nicht offen ausgesprochen werden darf – und die Selbstüberforderung einer Mutter, die gleichzeitig nicht auf ihre Karriere verzichten will.

All diese Themen werden unter der Regie von Anna-Katharina Maier, die schon den zweiten Teil inszenierte, wunderbar beiläufig und schnurrig leicht herausgearbeitet. Ein großes Lob geht auch an das starke Ensemble, aus dem die wunderbare Nicolette Krebitz mit ihrem authentischen Spiel noch mal ein bisschen heraussticht. Man würde sich durchaus freuen, diese Familie noch ein Stück weiterzuverfolgen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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