Neue Reihe in der ARD

"Kommissar Van der Valk": Irgendwo zwischen Steve McQueen und Kevin de Bruyne

von Hans Czerny

Die ARD schickt einen neuen Ermittler ins Rennen: Kommissar Van der Valk arbeitet in Amsterdam und hat es in der ersten von drei Folgen mit dunklen Machenschaften in der Politik zu tun.

ARD
Kommissar Van der Valk – Duell in Amsterdam
Krimi • 01.06.2020 • 21:45 Uhr

36 Folgen der britischen Krimireihe "Van der Valk" – mit bräsig-heiterer Titelmelodie, die gar die Charts erobert haben soll – liefen bei uns zuerst in der DDR, später hauptsächlich dann bei den Privaten. Auch damals waren bereits Serien nach Buch-Bestsellern beliebt. Ein blond gelockter Kommissar namens Barry Foster hatte aber nicht viel mit den hoch geschätzten Vorlagen des britischen Autors Nicolas Freeling zu tun. Auch die Neuauflage, drei Teile à 90 Minuten (am 01., 14. und 21.06.), versucht erst gar nicht, sich an die Vorlagen zu halten, ist aber dennoch recht kompliziert. Der Autor Chris Murray hat die Filme sehr frei "nach Charakteren" Freelings umgesetzt.

Ein nicht mal unsympathisches Häuflein von Detektiven mogelt sich jetzt durch das recht malerisch ins Bild gesetzte Amsterdam. Der Häuptling desselben, Marc Warren als Piet Van der Valk, führt die Truppe an einer eher langen Leine. Weniger als er war kaum je einer angepasst. Er ist zynisch geworden, muss eine schwere Vergangenheit hinter sich haben. Nur so lässt sich beispielsweise sein Urteil: "Politiker müsste man alle erschießen!" schlucken. "Klingt ausgewogen!" antwortet Lucienne (Maimie McCoy), die flotte Kollegin. Und nicht zu vergessen: Der Satz soll natürlich ein wenig auch auf die Handlung der ersten Folge, "Duell in Amsterdam", verweisen, die zwischen den Fronten rechtsradikaler und scheinbar fortschrittlich-liberaler Politiker spielt.

Viele Politbrocken aus dem Amsterdamer Wahlkampf bekommt der Zuschauer zugeworfen, der daran viel zu beißen hat. Denn es ist ja nicht so, dass der Gute auch wirklich der Gute wäre und der Islam- und Schwulenfeind (in dieser Reihenfolge) einfach ein Bösewicht. Die Grenzen sind fließend und die Haltung der Mörder ist es auch. Zudem treffen sie auch noch den Falschen – was Wunder nach durchzechtem Kostüm-Karneval. Es ist dann ein munteres Recherchieren, mit vielen Jumpcuts, das es zu später Stunde zu durchstehen gilt. Das Tempo der Sprecher ist einförmig und hoch, die Mienen sind steinern – besonders bei Marc Warrens Van der Valk, einer Mischung aus Steve McQueen und Kevin de Bruyne.

Ganz nebenbei ist Van der Valk auch ein Frauenheld und Kunstkenner obendrein, was ihm bei der Lösung des Plots sehr zugute kommt. Die Frau aus der Schwulenbar, in die er sich bei seinen Ermittlungen verknallt, weist ihm den Weg derart deutlich, dass man es kaum glauben mag. Aber auch ein Vermeer-Gemälde im Rijksmuseum, das auf die Einsamkeit seiner Betrachterin schließen lässt, kann hilfreich sein. Zu einem guten Fernsehschlaf verhelfen die Anstrengungen des Grachtenkommissars und seiner emsigen Gehilfen auf jeden Fall.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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