Kölner Fall aus dem Jahr 2018

"Tatort: Bausünden": Krimi nach alter Schule aus der Konserve

von Eric Leimann

Schon wieder Köln: Da erst am Pfingstmontag ein neuer "Tatort" aus Weimar gesendet wird, zeigt die ARD einen Krimi aus dem Jahr 2018. Zwei Frauen sind weg – eine ist tot, die andere verschwunden. Was ist in einem Hotel am Rhein passiert? Ballauf und Schenk ermitteln. Die Kölner Kommissare sind in diesem Jahr übrigens schwer beschäftigt, denn 2020 gab es bereits drei neue Fälle aus der Domstadt zu sehen. Zwei davon führen das Einschaltquoten-Ranking an.

ARD
Tatort: Bausünden
Kriminalfilm • 31.05.2020 • 20:15 Uhr

Die Empfangschefin eines Kölner Nobelhotels wurde vom heimischen Balkon gestürzt. Gleichzeitig sucht der traumatisierte Afghanistan-Veteran Lars Baumann (Hanno Koffler) nach seiner verschwundenen Ehefrau. Die arbeitet für ein Architekturbüro, das für die Fußball-WM 2022 in Katar baut. Just in jenem Hotel, in dem das Mordopfer arbeitete, organisierte die unauffindbare Frau Baumann Treffen zwischen FIFA-Funktionären und ihren Chefs. Die altersgrauen Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) fahnden in diesem Old-School-Krimi nach dem Zusammenhang zwischen zwei "Frauengeschichten". Ex-Soldat Baumann ist ihnen dabei keine große Hilfe. Während seiner ersten Vernehmung springt er den Ermittlern aus dem fahrenden Wagen. Das Erste zeigt den nächsten neuen "Tatort" am Pfingstmontag, am Sonntag steht ein Kölner Fall aus dem Jahr 2018 auf dem Programm.

Schon der Beginn ist ziemlich 90er-Jahre mäßig. Zum gut abgehangenen Jazzrock von Altmeister Klaus Doldinger, dem 83-jährigen Kultkomponisten des "Tatort-Themas – er hat im Mai gerade wieder ein neues Album veröffentlicht! – schwenkt die Kamera über aufs Bett drapierte Sexspielzeug. Während Doldingers Saxofon bläst, sieht man, wie es hinter der milchglasigen Duschkabine zwischen Mann und Frau zur Sache geht. Es ist der Auftakt zu einem "Tatort", der vor allem die ganz konservativen Krimifreunde beglückte.

Eine Leiche, die später noch vom Balkon fliegt, trägt den Namen Marion Faust. Eine Hotelmitarbeiterin, die der verschwundenen Susanne Baumann immer wieder Nachrichten auf dem heimischen Anrufbeantworter hinterließ. Offensichtlich hatten die Tote und die Verschwundene etwas Dringendes zu regeln. Ballauf und Schenk ermitteln im Umfeld des Architekturbüros Könecke & Partner, für das nicht nur Susanne Baumann, sondern auch ihr nicht allzu umgänglicher Gatte Lars arbeiten. Was hat die umstrittene Fußball-WM in Katar mit dem Fall zu tun? Werden Ballauf und Schenk gar "undercover" zu den Wüstensöhnen reisen?

Um es vorwegzunehmen: Vieles in diesem ästhetisch arg konservativen Krimi bleibt so, wie man es aus früheren Krimi-Jahrzehnten kennt. Die Ermittler frotzeln zwar ein wenig, bleiben aber mit vollem Ernst bei der Sache. Private Geschichten? Fehl am Platze. Auch die Verdächtigen werden zu beständiger, etwas anachronistisch wabernder Spannungsmusik Doldingers bedächtig vorgeführt und müssen sich in Drehbuch-Vernehmungsstanzen erklären. Alles ziemlich altmodisch, aber leider nicht im guten Sinne.

Ein bisschen könnte das am Personal liegen. Autor Uwe Erichsen (Jahrgang 1936) schrieb schon Krimis für die WDR-Kommissare Haferkamp und Schimanski. Regisseur Kaspar Heidelbach, geboren 1954, setzte 1997 den ersten Fall der Ermittler, den "Tatort: Willkommen in Köln", in Szene. Mehr als 600 Drehtage verbrachte Heidelbach ("Das Wunder von Lengede") seitdem am Set mit Ballauf und Schenk. Nichts gegen altmodische, gut gemachte Krimis. Der schwache "Tatort: Bausünden" bietet vor allem TV-Retro-Feeling. Bei der Erstausstrahlung im Januar 2018 kam das indes gut an: Mehr als 11,5 Millionen Zuschauer schalteten ein.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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