Teenie-Komödie bei ProSieben

"Love, Simon": Der lange Weg zum Coming-out

von Sven Hauberg

Die Teenie-Komödie "Love, Simon" hat das Leben vieler Jugendlicher verändert, denn sie gab ihnen den Mut, sich zu outen. ProSieben zeigt den Film als Free-TV-Premiere.

ProSieben
Love, Simon
Drama • 30.05.2020 • 20:15 Uhr

Man sagt das oft so leicht: dass ein Buch, eine neu entdeckte Band oder eben ein Film das Leben verändern können. Manchmal stimmt das tatsächlich. "Also, jetzt ist es raus", schrieb eine junge Frau bei Letterboxd, einem sozialen Netzwerk für Filmfans, nachdem sie "Love, Simon" gesehen hatte. "Ich bin bi. Ich habe das noch nie jemandem gesagt." Ein anderer erzählte, er habe sich eben bei seinen Eltern als schwul geoutet, "Simon" sei Dank. Nun ist "Love, Simon" (2018), den ProSieben nun erstmals im Free-TV zeigt, nicht der erste Film, der eine schwule Liebes- und Coming-Out-Geschichte erzählt. Aber es ist die erste schwule Teenie-Komödie, die von einem großen Hollywood-Studio (20th Century Fox) produziert wurde. Ein Umstand, den man gar nicht hoch genug bewerten kann.

Denn: Wer schaut sich all die anderen schwul-lesbischen Dramen, die immer wieder auch hierzulande ihren Weg in die Kinos finden, eigentlich an? "Moonlight" etwa, hochgelobter Oscar-Gewinner von 2016, war eine der am wenigsten besuchten Produktionen überhaupt, die in der langen Geschichte der Academy Awards als Bester Film ausgezeichnet wurden. "Love, Simon" hingegen wurde zu einer der erfolgreichsten Teenie-Romanzen der letzten Jahrzehnte. Und das wahrscheinlich vor allem, weil die Geschichte, die der Film erzählt, auf den ersten Blick ziemlich normal ist.

"Love, Simon" hat zunächst alle Zutaten, die eine Rom-Com für Teenies so braucht: super lockere, aber doch irgendwie auch nervige Eltern, Highschool-Partys mit zu viel Alkohol, coole Football-Spieler und ziemlich peinliche Lehrer. Das volle Programm eben, nur ist das hier vor allem Rahmenhandlung für die Coming-out-Geschichte des 17-jährigen Simon (Nick Robinson). Simon hat noch nie jemandem gesagt, dass er schwul ist. Als sich im Internet ein Mitschüler von ihm outet, der sich nur "Blue" nennt, fängt Simon an, dem Unbekannten zu schreiben. "Ich bin genau wie du", erzählt er ihm und versteckt sich dabei ebenfalls hinter einem Pseudonym.

Irgendwann merkt Simon, dass er sich in diesen Blue verliebt hat und versucht fortan, herauszufinden, wer sich hinter dem Avatar verbirgt. Ist es der Klassenkamerad mit dem süßen Lächeln, der niedliche Typ vom Diner ums Eck oder der schüchterne Kerl, der mit Simon im Schul-Musical singt? Regisseur Greg Berlanti führt Simon und mit ihm das Publikum immer wieder auf falsche Fährten, die sich allesamt als ziemlich enttäuschend für Simon erweisen. Dass Simon am Ende des Films Blue dann doch noch begegnen wird, ist von Anfang an klar – was das Happy End nicht weniger bezaubernd macht.

Bis dahin ist es für Simon jedoch ein steiniger Weg. Ein Mitschüler outet ihn vor der ganzen Schule, Simons Beziehung zu seiner besten Freundin geht fast in die Brüche – und seinen Eltern (Jennifer Garner und Josh Duhamel) muss er sein Geheimnis auch noch irgendwie offenbaren. So ist "Love, Simon" dann doch mehr als nur ein klassischer Teenie-Film. Denn auch 2020 ist eine Komödie mit einer schwulen Hauptfigur eben noch nicht alltäglich, ist ein Coming-Out für jeden 17-Jährigen noch immer ein unglaublicher Kraftakt. "Ich find's einfach unfair, dass nur Schwule sich outen müssen", schreibt Simon einmal an Blue. "Wieso ist hetero die Normalität?"

"Love, Simon" ist dennoch weit davon entfernt, ein Problemfilm zu sein. Regisseur Berlanti, der als Showrunner von Superheldenserien wie "Arrow" und "The Flash" bekannt wurde, macht aus seiner Verfilmung des Romans "Nur drei Worte" eine zuckersüße, romantische und immer wieder wahnsinnig komische Liebesgeschichte. Man darf nicht vergessen: Teile der Gesellschaft sind noch immer homophob – oder, im besten Fall, einfach nur ignorant. Das macht "Love, Simon" zu einem Film, der vor allem heute, in Zeiten, da Rechtsextreme gegen Homosexuelle hetzen, eigentlich auf jedem Lehrplan stehen sollte. Denn manchmal kann ein einziger Film tatsächlich das Leben besser machen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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