"taff"-Moderator im Interview

Daniel Aminati: "Für Erfolg brauchst du eine gewisse Reife"

von Sarah Kohlberger

Seit 25 Jahren sendet ProSieben das Boulevard-Magazin "taff". Immerhin seit elf Jahren ist Moderator Daniel Aminati mit dabei. Im Interview spricht er über die Vorteile einer Live-Sendung und Höhen und Tiefen.

"Täglich, aktuell, frisch und frech": Aus diesen Wörtern entstand 1995 das Akronym "taff" – und daraus ein Boulevard-Magazin auf ProSieben. Noch heute, 25 Jahre später, strahlt der Sender das Format montags bis freitags, von 17.00 Uhr bis 18.00 Uhr, aus – und kann nun am Freitag, 29. Mai, ein ordentliches Jubiläum feiern (17.00 Uhr: reguläre "taff"-Sendung, 18.00 Uhr: Livestream auf Facebook, 19.30 Uhr: Spezial in der Live-Quiz App QUIPP). Nicht ganz so lange, aber doch immerhin seit elf Jahren, steht Daniel Aminati als Moderator regelmäßig im "taff"-Studio. Im Interview findet der 46-Jährige eine Erklärung für den jahrelangen Erfolg des Magazins, blickt zurück auf seine prägende Zeit als Boygroup-Mitglied und erklärt, was die Gesellschaft aus der aktuellen Corona-Zeit lernen könnte.

prisma: Seit 25 Jahren ist das Boulevard-Magazin "taff" bereits bei ProSieben auf Sendung. Sie sind seit März 2009 dabei. War das geplant, dem Format so lange treu zu bleiben?

Daniel Aminati: Als Entertainer, der ich seit fast 30 Jahren bin, weiß man nie, was passiert. Das ist das Los eines Künstlers. Deswegen hätte ich am Anfang nicht damit gerechnet, so lange einem Format zu dienen. Mit "taff" und vorher noch "Galileo" bin ich jetzt schon seit fast 14 Jahren bei ProSieben.

prisma: Gab es besonders witzige Momente bei "taff", an die Sie sich gerne zurückerinnern?

Aminati: Da gibt es einige. Das Tolle an "taff" ist, dass es eine Live-Sendung ist und ich ein lebhaftes Naturell habe. Mein Vater ist Afrikaner, und meine Mutter ist Deutsche, daher habe ich sehr viel Energie. Eine Live-Sendung, gerade wenn es ein Boulevard-Format ist, bietet schon viele Möglichkeiten für Spaß. Dementsprechend gibt es viele witzige, spontan entstandene Momente, in denen ich aus dem Bauch heraus agiere.

prisma: Können Sie sich an eine bestimmte Situation erinnern?

Aminati: Früher haben wir noch bei der Verabschiedung die Sieger unseres Gewinnspiels verkündet. Einmal hat meine Kollegin einen Reim vorgelesen: "Thomas Hein, aus Frankfurt am Main, wer könnte das sein?" Dann guckte sie mich an und ich sagte: "Deine Mutter." Das kam im Netz gut an und wurde millionenfach angeklickt. Ich wusste gar nicht, was ich da gesagt habe, ein Kumpel hat mich damit immer aufgezogen. Seitdem wurde ich, wenn es um Mutter-Sprüche ging, immer mit ins Boot geholt. Ach, und natürlich habe ich mich 2013 sehr gefreut, dass "taff" für den Bambi nominiert wurde. Wir haben zwar nicht gewonnen, aber wir wurden zumindest nominiert (lacht).

prisma: Zum ersten Mal lief "taff" am 29. Mai 1995 auf ProSieben. Erinnern Sie sich, was Sie 1995 gemacht haben?

Aminati: In dem Jahr wurde ich Mitglied der ersten deutschen Boyband "Bed & Breakfast". Das war für mich eine sehr aufregende Zeit. Zuvor habe ich bereits als Backgroundtänzer gearbeitet, und dann durfte ich plötzlich in der ersten Reihe stehen. Damit habe ich nicht gerechnet. Durch die Kooperationen mit VIVA und BRAVO landeten wir relativ schnell in den Charts, und ehe ich mich versah, spielten wir vor ausverkauften Häusern. Das war eine aufregende Zeit für einen 23-jährigen Burschen. Als Boyband durch die Länder zu touren, war wie die geilste Klassenfahrt, die ich je erlebt habe.

prisma: Inwiefern hat diese Erfahrung Ihr Leben geprägt?

Aminati: Es war für mich ein einschneidendes Erlebnis, erst viel Erfolg zu haben, diesen dann aber relativ schnell wieder zu verlieren. Wir haben innerhalb von ein paar Jahren eine Million Platten verkauft und waren sehr erfolgreich. Aber dadurch hat sich auch mein Wesen verändert. Ich glaubte auf einmal, besser zu sein. Die Tatsache, dass ich ein "Star" war, hat auch eine gewisse Oberflächlichkeit zutage gebracht. Wie sagt man so schön: Wer hoch fliegt, der kann auch tief fallen. Das war bei mir so. Mir fällt das heute bei vielen jungen Künstlern auf, auch bei jungen Moderatoren. Da merke ich dann: Erfolg verändert ein Wesen. Für Erfolg brauchst du eine gewisse Reife.

prisma: Was haben Sie aus diesen Höhen und Tiefen gelernt?

Aminati: Mit beidem muss man umgehen lernen. Es hat mich sehr viel Kraft gekostet, mich aus diesen Tälern, aus den Sinnkrisen und aus der Schuldenfalle wieder hochzuziehen. Ich habe es unter anderem mit dem Einstieg in die ProSieben-Welt geschafft. Das war für mich ein großes Geschenk, und es ist ein großes Privileg, so lange bei ein und demselben Fernsehsender arbeiten zu dürfen. Das weiß ich sehr zu schätzen. Ich bewege mich nun auf Augenhöhe mit allen Menschen, egal ob sie als Raumpfleger oder als Geschäftsführer tätig sind. Da mache ich keinen Unterschied. Mensch ist Mensch. Das hat mich sowohl der Erfolg als auch die Niederlage gelehrt.

prisma: 25 Jahre sind im schnelllebigen Privatfernseh-Geschäft eine Ewigkeit. Wie konnte sich "taff" derart lange behaupten?

Aminati: Ein Erfolgsgeheimnis ist, dass "taff" einen bunten Strauß an Themen bedient. Auf der einen Seite bieten wir boulevardeske, auf der anderen Seite auch reportagige und servicelastige Beiträge. Diese Stunde "taff" hat mehrere Farben der Unterhaltung. Außerdem steht die Sendung auch in gewisser Form für Verlässlichkeit. 25 Jahre lang läuft "taff" nun schon um 17 Uhr, die Menschen können sich darauf verlassen. Und ein drittes Erfolgsgeheimnis ist, dass die Sendung live ist. Das heißt, man hat natürlich den Druck, täglich aktuell, frech und frisch Beiträge zu realisieren, aber es heißt auch, dass ein tolles, großes Redaktionsteam daran arbeitet, immer am Nabel der Zeit zu sein. Für uns Moderatoren ist es ein großer Unterschied, ob die Sendung aufgezeichnet oder live ist, das hat eine ganz andere Energie.

prisma: Wie wirkt sich dieser Unterschied aus?

Aminati: Ich durfte Dinge machen, die bei einer aufgezeichneten Sendung niemals durchgegangen wären. Die Zuschauer konnten sehen, dass wir tatsächlich frech und lustig sind. Manchmal ist das eine Gratwanderung zwischen witzig und auch ein bisschen peinlich, aber das ist eben live, und das ist das Schöne daran. Ich muss da immer an die Outtakes denken, die bei Filmen oft während oder nach dem Abspann eingespielt werden. Die Schauspieler lachen sich kaputt, und dadurch wirken sie authentisch. In aufgezeichneten Sendungen wirkt alles so durchgetaktet und perfekt, und das Perfekte ist in meinen Augen so vorhersehbar. Ich glaube, Menschen mögen es gerne, wenn ab und zu etwas passiert, was aus der Norm schlägt.

prisma: Wie wird das große "taff"-Jubiläum gefeiert? Corona verhindert ja eine große Party ...

Aminati: Richtig, wir feiern eher im kleinen Kreis: Am 29. Mai in unserer Sendung um 17.00 Uhr und anschließend mit einer Facebook-Party auch nochmal online. Dass es "taff" 25 Jahre gibt und ich schon elf Jahre dabei sein darf, ist Feier genug. Wir haben in unser aller Leben schon so viel gefeiert, wir freuen uns jetzt einfach, wenn es langsam wieder in Richtung Normalität geht. Man muss nicht immer die Korken knallen lassen, um Dinge hochleben zu lassen.

prisma: Bei "taff" ist das Coronavirus wie in anderen Sendungen seit vielen Wochen Dauerthema. Ist man nicht irgendwann genervt davon?

Aminati: "Genervt" ist ein großes Wort. Wir können alle verstehen, dass das Thema ein allumfassendes ist, und dass wir von morgens bis abends informiert werden können, wenn wir das wollen. Aber wir haben alle die Möglichkeit, selber für uns zu entscheiden, wie wir Dinge konsumieren. Jeder hat eine Eigenverantwortung, und das heißt auch, selbst zu bestimmen, was für eine Rolle Corona im Leben spielt. Dass ab und an das Wort "genervt" fällt, ist klar. Aber was ich immer wieder in den letzten Wochen gesagt habe: Es fallen keine Bomben. Das wäre das Schlimmste, was passieren kann. Und wir sind nicht in den Favelas von Brasilien, und wir sind nicht in den Corona-Hotspots in Spanien oder Italien, uns geht es hier noch verhältnismäßig gut. Ich bin ein Mensch, der das Glas halb voll und nicht halb leer sieht. Das ist auch die Art, wie ich moderiere: optimistisch.

prisma: Wie beeinflusst Corona Ihren Berufsalltag?

Aminati: Die Produktionsfirma Ratpack und ich haben vor einigen Wochen Filmrechte von einem Boxer erworben. Ich habe mich auch schon intensiv auf die Rolle vorbereitet. Allerdings liegt diese Produktion gerade im Stillstand. Und danach muss erst mal überlegt werden, wie das Filmgeschäft wieder zum Laufen gebracht werden kann. Als Schauspieler muss ich also abwarten, wie sich das Ganze entwickelt.

prisma: Und in den anderen Bereichen, in denen Sie arbeiten?

Aminati: Bis auf den kurzen Stillstand in der Schauspielerei hat sich meine Arbeit eigentlich nicht viel verändert. Mein Homeworkout und das "Mach dich krass"-Training kann ich sogar intensiver von zu Hause aus machen. Ich kann kostenloses Training anbieten, so haben Menschen weiterhin einen Zugang dazu. Und für "taff" fahre ich immer wieder nach München. Da war der einzige große Unterschied, dass die Redaktion sehr ruhig war, weil kaum Leute da waren. Ansonsten habe ich die Momente, die etwas ruhiger waren, für Kreativität genutzt. Ich arbeite an verschiedenen Konzepten. Nächstes Jahr wird es eine Tour geben, wo ich als Solokünstler das Thema Motivation auf die Bühne bringe. Außerdem werde ich ein Buch veröffentlichen.

prisma: Die Online-Workouts gewinnen in Zeiten von Corona an Bedeutung. Ist das eine erfolgreiche Alternative zum Fitnessstudio?

Aminati: Ich glaube, es ist einfach schöner, wenn Menschen gemeinsam etwas unternehmen. Das zeigt uns auch die Corona-Zeit: Wir sind eine Gemeinschaft, wir sind soziale Wesen, und am schönsten ist es, wenn wir zusammen sind. Das ist der Mensch. Manche Dinge werden online aber auch vereinfacht. Corona hat gezeigt, dass wir Meetings der Umwelt zuliebe auch online abhalten könnten anstatt zu fahren oder sogar zu fliegen. Ich glaube schon, dass es Vor- und Nachteile des Online-Angebots gibt, aber ich bleibe dabei, dass der Mensch nach Möglichkeit beisammen sein sollte und nicht getrennt. Das Fitnessprogramm habe ich 2015 gestartet – dass man von zu Hause aus trainieren kann, ist nichts Neues. Aber es ist jetzt verstärkt worden. Sonst galt immer: Wo Fitness draufsteht, da kann man Fitness machen. Zu Hause bin ich zu Hause, da geht kein Fitness. Jetzt wissen wir: Wir können doch etwas flexibler sein.

prisma: Ähnlich wie bei Konzerten ...

Aminati: Richtig. Aber da denke ich, dass ein Live-Erlebnis die Musik noch mal anders transportiert. Es ist online möglich, aber wenn du dir ein Sinfonieorchester in der Philharmonie anhörst, klingt das ganz anders, als wenn du zu Hause im Wohnzimmer sitzt.

prisma: Was glauben Sie, könnte die Gesellschaft von der Coronakrise lernen?

Aminati: Wir sitzen alle in einem Boot. Das sehe ich auch selber an meiner Person: In den Erfolgsmomenten in jungen Jahren habe ich mich für etwas Besseres gehalten. Und Krisen zeigen, wie sehr wir alle gleich sind. Wir alle haben unsere Ängste und Sehnsüchte, wir alle streben nach Bedeutung. Aber am Ende lernen wir, dass wir nicht ohne einander können. Ich finde es schade, dass Krisen manchmal sein müssen, um uns solcher Dinge bewusst zu werden.

prisma: Was erhoffen Sie sich für die Zeit nach Corona?

Aminati: Ich hoffe, dass diese Krise uns nicht zu schnell wieder in gewohnte Bahnen fließen lässt und dass wir zukünftig etwas empathischer miteinander umgehen werden. Dass wir nicht in den Supermärkten naserümpfend an den Leuten vorbeigehen, die die Regale einräumen. Man muss auch nicht jedes Mal "Danke" sagen, aber es geht generell um eine respektvollere Haltung. Ich finde, wenn wir das hinbekommen, hatte die Krise doch auch etwas Positives.

prisma: Früher wollten Sie auch mal Fußball-Profi werden. Wie beurteilen Sie den Start der Bundesliga – finden Sie die Geisterspiele gut?

Aminati: Ich bin ein großer Fußballfreund und ich verfolge seit meiner Kindheit samstags die Bundesliga. Der perfekte Samstagabend war für mich früher um 18 Uhr die Bundesliga, um 20.15 Uhr "Wetten, dass ..?" und dann ein Klitschko-Kampf. "Wetten, dass ..?" gibt es leider nicht mehr, die Klitschkos boxen auch nicht mehr, also bleibt mir nur noch die Bundesliga.

prisma: Und?

Aminati: Ich habe sie nach den Lockerungen wieder angeschaut, aber es ist ohne Fans einfach nicht dasselbe. Ich muss gestehen, für mich ist es ein bisschen widersprüchlich, dass die Spieler angehalten werden, nach Möglichkeit nicht zu jubeln, aber dann gegeneinander spielen und natürlich nah am Mann stehen. Aber vielleicht erfährt mancher, der den Fußball genauso liebt wie ich, eine schöne Ablenkung, und solange es einigermaßen kontrolliert ist, was die Ansteckungsgefahr angeht, dann ist es okay. Es bedeutet auch wieder einen Schritt näher Richtung Normalität. Aber meines Erachtens nach hätte man es lassen sollen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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