ZDF-Krimi

"Kommissarin Lucas – Die Unsichtbaren": Leider fehlt es an Spannung

von Hans Czerny

Wer ist der Tote, der in der Nacht Richtung tschechischer Grenze gebracht wird? Auf Kommissarin Lucas kommt ein schweres Stück Arbeit zu.

ZDF
Kommissarin Lucas – Die Unsichtbaren
Krimi • 29.08.2020 • 20:15 Uhr

Ein Toter wird in Richtung Tschechien an die Grenze gebracht. Was mag das bedeuten, und vor allem: Wer hat den Mann wohl umgebracht? Auf Kommissarin Ellen Lucas (Ulrike Kriener) kommt in ihrem 30. Fall seit 2003 ein schweres Stück Arbeit zu – fast so schwer wie die Arbeit, die alltäglich die legalen und die illegalen Bauarbeiter auf der Baustelle eines dubiosen Regensburger Baulöwen verrichten. Eine blutige Arbeit, wie sich herausstellen wird, gefährlich und schlecht bezahlt.

Der Bauunternehmer Bäucker, "Bau-Bäucker", trägt stets einen Trachtenjanker – und darunter eine unsichtbare weiße Weste. Philip Moog, der Darsteller dieses zweifellos korrupten Menschen, macht das gut. Mit leicht gefärbtem "Mia-san-mia"-Gehabe scheint er über jeden Mordverdacht erhaben. Krimikenner ahnen schon: Zu Recht, weil er erstens viel zu verdächtig daherkommt und weil er über der weißen Weste auch noch eine Tarnkappe trägt, die ihn überaus unsichtbar macht.

Die Drecksarbeit machen andere für ihn: Subunternehmer, hier aus Slowenien, Kapos, die sich nicht widersprechen trauen und aus lauter Angst vor Entdeckung ihrer illegalen Umtriebe schweigen, und eben die Arbeiter selbst, aus Balkanländern wie Rumänien oder Albanien. Dieser Samstagskrimi (Regie: Sabine Bernardi) ist an Skandalen äußerst reich, irgendwann wird noch jeder Aspekt der illegalen Arbeit im Dialog beklagt. Die Kommissarin muss viel predigen – da kommt die Spannung viel zu kurz. Ein deftiger Politkrimi will aus dem braven Stück nicht werden. Dafür gibt es eine gewitzte letzte Szene: Tilo Prückner als Ellen Lucas' Regensburger Vermieter gibt beim Renovieren im Treppenhaus auf die Frage, was zu tun sei, wenn in der Welt gar nichts mehr stimme, den opportunistischen Bescheid: "Da wählt ma das geringste Übel!" – Wieder einmal wird man die Rolle und ihren Spruch nicht mit dem Schauspieler selbst verwechseln dürfen.

Leider fehlt es an Suspense, an allmählich aufgebauter Spannung. Von Anfang an weiß man, was da unter den Nägeln aller brennt. Der wahre Hergang aber, so trostlos er auch sein mag mit dem Arbeitertod in der Fremde, erweist sich fast als schieres Nebenprodukt. Stattdessen wird ersatzweise ein immerwährender Zweikampf hochgezogen zwischen der redlichen Kommissarin mit dem sorgenvollen Blick und einem von Beginn an äußerst zwielichtigen Staatsanwalt (Steven Scharf), der sich der Lukas unaufhörlich schleimend als Helfer anerbietet. Wiederkehrende Sätze, wie: "Ich hab' mich über Sie erkundigt und nur Gutes gehört. Darf ich mit Ihnen zusammenarbeiten?" muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

Viele trockene Interviews, ein wenig Kompetenzgerangel auf dem Revier und nur wenig Lokalkolorit machen aus diesem Krimi eine Sozialreportage, die letztlich niemanden vom Hocker reißt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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