"Exclusiv im Ersten"

"Markt macht Medizin": Krankenhäuser nach der Corona-Krise

Die ARD-Reportage "Markt macht Medizin" legt offen, dass viele Krankenhäuser auch nach der Corona-Krise noch immer nach ausschließlich marktwirtschaftlichen Prämissen betrieben werden. Doch es regt sich Widerstand.

ARD
Exclusiv im Ersten: Markt macht Medizin
Reportage • 20.07.2020 • 22:00 Uhr

Die Corona-Krise erwies sich als Lackmustest für die Krankenhäuser dieses Landes. Geht es nach dem Gesundheitsminister und breiten Teilen der Öffentlichkeit, haben die Kliniken die Herausforderung der Pandemie bravourös gemeistert. Doch wie sehen die Zustände abseits des Applauses für Pflegekräfte und Co. aus? Dieser Frage nähert sich die ARD-Reportage "Exclusiv im Ersten: Markt macht Medizin". Die Filmemacher Ursel Sieber, Markus Pohl und Lisa Wandt stellen dem überall aufbrandenden Lob die harte Klinikrealität entgegen – und meinen: "Ohne massive staatliche Zuschüsse hätten die Kliniken der Corona-Krise nicht standgehalten."

Noch immer werden der Reportage zufolge die Kliniken kaputtgespart, noch immer bestimmt der kapitalistische Wettbewerb auch das Gesundheitswesen. Ein Umlernen gebe es kaum, vielmehr würden selbst die Corona-Zuschüsse an so mancher Stelle zur Profitmaximierung eingesetzt. Zwar hätten sich viele Ärzte und Pfleger während der Corona-Krise gefreut, mehr Zeit für ihre Patienten zu haben. Doch der Alltag kehre langsam wieder ein – und damit die alten Sorgen: Abteilungen, die kein Geld bringen, werden heruntergefahren, während lukrative Bereiche, wie Operationen, ausgebaut werden – und bisweilen unnötige Behandlungen nach sich ziehen, wie der Film anhand eines Mannes zeigt, der nach einem Eingriff zum Pflegefall wurde.

Obwohl viele Angestellte an den großen Krankenhäusern nach Corona ein Umdenken fordern, blieben Durchtaktung der Behandlungen, Verdichtung der Arbeit, volle Operationssäle und vor allem Pflegekraftmangel die dringlichsten Probleme, so der Film. Hinzu komme eine drohende Privatisierungswelle öffentlicher Kliniken nach der Pandemie. Zu Wort kommen in der Reportage auch Politiker, die eine Abkehr vom rein betriebswirtschaftlichen Krankenhaus fordern. Denn das, so der Film, könnte vor allem die Patienten in Gefahr bringen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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