Sportlerporträt zum 40. Geburtstag

"Nowitzki – Der perfekte Wurf": Zurücklehnen und genießen

von Eric Leimann

Seit 20 Jahren spielt ein Mann aus der fränkischen Provinz, ein zurückhaltender Lulatsch aus dem Basketball-Entwicklungsland Deutschland, in der sagenumwobenen amerikanischen Profiliga NBA. Und Nowitzki spielt dort nicht nur, er prägte den amerikanischen Basketball über mittlerweile 20 Profijahre. Der Deutsche ist einer der besten Spieler und ein ungewöhnlicher dazu. Eine Saison, so sagt er, wird er nach dieser noch dranhängen – denn Dirk Nowitzki feierte am 19. Juni seinen 40. Geburtstag. Wer Sebastian Dehnhardts bärenstarkes Porträt "Nowitzki – Der perfekte Wurf" von 2014 noch nicht gesehen hat – der Bayerische Rundfunk wiederholt den Film über einen der in jeder Hinsicht größten Söhne des Landes am Tag nach dessen Geburtstag.

BR
Nowitzki – Der perfekte Wurf
Dokumentarfilm • 20.06.2018 • 22:45 Uhr

Holger Geschwindner ist Dirk Nowitzkis langjähriger persönlicher Trainer und Berater. Wer all die Geschichten über den "verrückten Professor" (O-Ton von Nowitzkis Ex-Kollegen Michael Finley) noch nicht kannte, wird nicht glauben, was er hier sieht. Nowitzki musste sich zu Jazz bewegen, Froschsprünge durch die ganze Halle machen und nach Geschwindners mathematischen Berechnungen den "perfekten Wurf" trainieren. Um "Krümmungsradien" geht es dabei. Der studierte Mathematiker und ehemalige Kapitän der deutschen Basketballnationalmannschaft erklärt seine Theorien später in die Kamera – mithilfe seines selbstgeschriebenen Computerprogramms. Man kann darüber den Kopf schütteln, man kann aber auch köstlich darüber lachen.

Wer bereits davon gehört hat, wer Nowitzkis Karriere bis hierhin verfolgte, der bekommt nun endlich auch Bilder zu all diesen Geschichten geliefert. Es ist die Bestätigung dieses "angewandten Unsinns" in Farbe. Und das macht "Nowitzki – Der perfekte Wurf" so besonders: Fans des Sports, Fans des "Blonden", dürfen sich zurücklehnen und genießen, nochmals alle Stationen einer großen Karriere abklappern, von den verlorenen NBA-Finalspielen 2006 bis zur erfolgreichen Revanche gegen die Miami Heat fünf Jahre später. "Nowitzki – Der perfekte Wurf" zeigt die Entwicklung eines 14-jährigen sportbegeisterten Jungen bis hin zum weltberühmten und dennoch bescheidenen Familienvater.

Regisseur Sebastian Dehnhardt ("Klitschko") begleitete über zwei Jahre hinweg den Würzburger, interviewte prominente Begleiter wie die Basketball-Stars Kobe Bryant, Steve Nash und Jason Kidd, die Verantwortlichen von Nowitzkis Team, den Dallas Mavericks, sowie die Familie des Fahnenträgers des deutschen Olympia-Teams 2008.

Es ist ein schönes Gemälde mit musikalischen Farbtupfern aus mal ranzigem Blues-Rock, der den weißen Basketballer sogar ungewohnt cool dastehen lässt, oder lustig-fipsigen Tönen, die der provinziellen Herkunft Nowitzkis ein Augenzwinkern verleihen.

"Er lässt die Menschen an sich ran", sagt einer der Interviewten über den fränkischen Riesen. In den USA, wo (Basketball-)Stars gerne den abgehobenen Pfau geben, hat man das längst begriffen. Höchste Zeit, dass Nowitzkis Geschichte auch hierzulande mal groß erzählt wurde.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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