Als Korrespondent und Kriegsreporter hat der US-amerikanische TV-Journalist Bob Woodruff die Schrecken dieser Welt gesehen. In der Doku-Reihe "Rogue Trip" besucht er einst krisengeschüttelte Regionen wieder – gemeinsam mit seinem Sohn.
Er hat die Schrecken dieser Welt gesehen: Krieg, Tod und Verderben. Bob Woodruff war beispielsweise 1989 als Dolmetscher hautnah dabei, als die chinesische Regierung auf dem Tian'anmen-Platz in Peking ein Massaker anrichtete. Spätere Einsätze als Kriegsreporter kosteten ihn beinahe das Leben. Woodruff erlitt im Januar 2006 bei einer Bombenexplosion im Irak schwerste Verletzungen. 36 Tage lang lag der damalige Korrespondent der "ABC News" im künstlichen Koma.
Dem heute noch mit zahlreichen Narben im Gesicht gezeichneten 58-Jährigen wäre es nicht zu verdenken, würde er nie mehr eine Region betreten, die nicht als absolut sicher gilt. Doch der erfahrene TV-Journalist macht genau das Gegenteil. In der neuen sechsteiligen Doku-Serie "Rogue Trip" bereist er genau jene Länder, die unter anderem als die titelgebenden Schurkenstaaten verschrien sind. Ab Freitag, 24. Juli, ist die Produktion von National Geographic exklusiv beim Streamingdienst Disney+ zu sehen.
Und Woodruff treibt sogar eine seltsame Motivation. Anders als in seiner früheren Berufung als Korrespondent und Reporter sucht er nicht etwa die Gefahr. Er will aufklären. Darüber, dass auch an den scheinbar schlimmsten und verrufensten Ländern dieser Erde, Schönheit und Freude zu finden ist. Der erfahrene und weitgereiste Journalist bekennt: "Jeder Ort auf dem Planeten hat unabhängig von seiner Vergangenheit die Kraft, zu überraschen, zu erstaunen und zu inspirieren." Beibringen will er sein Wissen vor allem einer Person: seinem Sohn Mack. Der 28-jährige Fotograf begleitet seinen Vater durch Länder wie Kolumbien, Äthiopien, den Libanon, Pakistan, Papua-Neuguinea und schließlich Ukraine.
Abenteuer mit Guerilla-Kämpfern
Anders als bei vergleichbaren Formaten wie "Ozzy & Jack's World Detour" oder zuletzt in einer deutschen Variante mit "Pocher und Papa auf Reisen" meidet Woodruffs informativer wie aufregender Vater-Sohn-Trip ansonsten ausgelatschte Touristenpfade. Nun gut, Ziele wie Pakistan, Papua-Neuguinea oder die Ukraine gelten auch nicht unbedingt als vorrangige und besonders beliebte Urlaubsziele.
So verschlägt es die beiden Reisenden zum Start sogleich in den Dschungel Kolumbiens. Rund 50 Jahre lang tobte in weiten Teilen des Landes bis 2016 ein bewaffneter Krieg zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Nun seilen sich die Woodruffs mit ehemaligen Guerilla-Kämpfern gemeinsam an einem Wasserfall ab. Berührungsängste kennt vor allem Vater Bob nicht. Das führt neben schon normaleren Abenteuern wie Paragliding oder einer Kanu-Fahrt mit Eingeborenen auch zu amüsanten Szenen beispielsweise bei einem Festessen bei einem Stamm tief im Regenwald des Amazonas. Trotz des Aufeinanderprallens der Kulturen fühlen sich beide Reisenden pudelwohl. Und Bob ist an seinem Ziel: "Nur weil mir etwas passiert ist: Ich wollte nicht, dass meine Kinder deswegen in Angst aufwachsen", so der Vater.
Dabei bleibt "Rogue Trip" nicht nur abenteuerlich und familiär versöhnend. In unsicheren Zeiten voller Vorurteile und Zweifel wirkt er geradezu völkerverbindend. Beim Blick über ein traumhaftes Tal in Pakistan sinniert der Reporter darüber, dass er zuletzt in dem Land gewesen war, als er über den Krieg in Afghanistan berichtete. Die Schönheiten der Natur habe er dabei kaum vernommen. Eine pakistanische Begleiterin ist sichtlich stolz und begeistert angesichts seiner Worte. Sie sagt: "Die Medien, die hierherkommen, interessieren sich nur für Krieg. Von den positiven Seiten des Landes erfährt die Welt sonst kaum etwas." Vater und Sohn Woodruff ändern das.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH