Rapperin über "Global Gladiators"

Sabrina Setlur: "Es ging darum, an meine Grenzen zu gehen"

von Maximilian Haase

Sabrina Setlur meldet sich zurück – und zwar gleich in doppelter Hinsicht. Nach ihrer Teilnahme in der ProSieben-Show "Global Gladiators" soll ein neues Album auf den Markt kommen. Im Interview erklärt die Rapperin, warum sie sich jahrelang aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und was bei "Global Gladiators" die größte Herausforderung war.

Noch immer ist sie die erfolgreichste Rapperin Deutschlands: Trotz der jungen wilden Konkurrenz von Schwester Ewa bis Sookee bleibt Sabrina Setlur, ehemals Schwester S. und Teil von 3p, an der Spitze – zumindest was die Plattenumsätze angeht. Über zwei Millionen verkaufter Tonträger zwischen 1995 und 2007 sprechen für sich. Dabei scheint es seit über zehn Jahren musikalisch ruhig um die Frankfurterin, die sich zuletzt aber zumindest in TV-Shows wie "Promi Shopping Queen" oder "Grill den Henssler" öffentlich zurückmeldete. Bevor nun im nächsten Jahr ihr großes Comeback-Album erscheinen soll, begab sich die 44-Jährige für das nächste ProSieben-Promiformat "Global Gladiators" (ab 23.8., immer donnerstags, 20.15 Uhr) nach Thailand. Was sie an dem Action-Abenteuer reizte, verrät Sabrina Setlur im Interview.

prisma: Seit drei Jahren treten Sie wieder vermehrt in der Öffentlichkeit auf, vor allem im TV. Warum hörte man davor so wenig von Ihnen?

Sabrina Setlur: Ich brauchte diese kreative Pause, weil es unwahrscheinlich viel Kraft kostete, viele Jahre auf der Bühne zu stehen und mehrere Alben aufzunehmen – körperlich wie psychisch. Auch lag das Interesse der Medien irgendwann nicht mehr an meiner Musik, sondern an Dingen, die mir nicht wichtig waren. Die Reißleine zog ich, bevor ich anfing, das zu hassen, was ich liebe, meinen Lebensinhalt. Deshalb kann ich jetzt wieder viel freier durchstarten.

prisma: Sie arbeiten aktuell an einem neuen Album?

Setlur: Genau, wir stecken gerade mitten in der Produktion. Auf Biegen und Brechen muss ich nichts rausbringen, um irgendwen glücklich zu machen. Wichtig ist, dass ich zufrieden bin, dass das Album mich widerspiegelt. Auch wenn das immer schwierig zu sagen ist: Ich denke, dass es Anfang nächsten Jahres erscheinen wird.

prisma: Würden Sie es denn als Comeback bezeichnen?

Setlur: Nein. Die Leute sagen immer, auch beim Arzt und sonstwo: "Es ist so schade, dass du keine Musik mehr machst!". Das hat doch kein Mensch gesagt! Es ist doch menschlich, wenn man sich eine Pause nimmt. Es gab auch keinen großen Abschied, wie das viele andere machen, um dann doch leider wiederzukommen (lacht). Ich war einfach klammheimlich weg, um Pause zu machen. Deshalb habe ich auch kein Comeback. Mit Augenzwinkern sage ich immer: Ich komme wieder, ob ihr es wollt oder nicht.

prisma: Wird sich musikalisch bei Ihnen nach über zehn Jahren etwas ändern?

Setlur: Ich werde nicht anfangen, Schlager zu singen, auch nicht auf Englisch (lacht). Sondern meinem Stil treu bleiben, den ich beherrsche – also deutscher Sprechgesang. Damit bin ich großgeworden, das bin ich. Aber klar: Die Zeiten haben sich geändert, entsprechend wird das Album klingen. Die Texte werden nicht die von vor 20 Jahren sein, meine Gefühle und Person haben sich geändert.

prisma: Darf man in dem Zusammenhang den Klischeebegriff "reifer" verwenden?

Setlur: Durchaus, das finde ich legitim. Natürlich bin ich heute reifer als mit 19. Wenn ich noch so wäre, würde ich anfangen zu heulen und zu schreien (lacht)! Sonst hätte ich die Pause nicht gebraucht. Sie müssen sich vorstellen: Ich habe weder meinen 20. noch meinen 30. Geburtstag so richtig mitbekommen. Weil ich dauerhaft unterwegs war. Irgendwann fragte meine Schwester, was ich eigentlich an meinem 40. machen will. Da bekam ich erst mal einen halben Herzinfarkt. Vorher war Alter keine Frage.

prisma: Jetzt ist es eine?

Setlur: Das Alter muss nicht immer der Person entsprechen. Nur weil jemand über 40 ist, heißt das nicht, dass er gesetzter ist und Familie hat. Manche legen nicht auf die Zahl wert, sondern saugen das Leben auf. Ich fühle mich in vielen Dingen sehr alt, weil einen das Musikbusiness auch dazu macht. In vielen Sachen lerne ich aber auch immer wieder dazu.

prisma: Mussten Sie dabei auch einen bestimmten Ruf, der die Berichte über Sie dominierte, abstreifen?

Setlur: Ich sag mal, wie es ist: Es ist mir egal, was die Leute denken oder sagen. Von Anfang an wurde mir sehr klar, dass es nur zwei Arten von Leuten gibt: Jene, die mich hassen, und jene, die mich mögen. Aber ich bin nicht da, um es irgendwem recht zu machen. Meine Aufgabe war es nie, irgendein Image zu vertreten. Schaut man etwa die Geschichte von 3p an, waren wir immer sehr auffällig. Hätte Moses P sich einen Blumenkranz auf den Kopf gelegt, wären wir nicht anders wahrgenommen worden. Ich konnte nie beeinflussen, wie die Menschen von mir als Person denken. Wenn mich jemand nicht mag, ist das legitim, das gilt ja umgedreht genauso – es gibt viele Menschen, die ich in meinem Leben nicht brauche. Wichtiger ist mir, dass ich selbst in den Spiegel schauen kann.

prisma: Ist das der Grund, warum man Sie zwar im Fernsehen sieht, aber seit "Popstars" in keinerlei Castingshows mehr?

Setlur: Bei "Popstars" wollte ich damals schauen, wie diese Casting-Industrie funktioniert. Da ich selbst nie gecastet wurde, wollte ich sehen, wie es hinter den Kulissen solcher Shows ausschaut. Natürlich bekam ich danach viele Anfragen, aber für mich persönlich ist dies nicht die richtige Art, Musik zu machen.

prisma: Inwiefern?

Setlur: Es gibt schon sehr gute Formate. Aber ich persönlich möchte kein Juror sein. Ich bin kein A&R, ansonsten würde ich jetzt in einer Plattenfirma sitzen und entscheiden. In derlei Sendungen zu sitzen und zu entscheiden, wer ein Star ist und wer nicht, fand ich für mich selbst immer etwas überheblich. Wer bin ich, das zu entscheiden?

prisma: Für Musik ist das Fernsehen also nicht geeignet?

Setlur: Es gibt einfach kaum noch gute Musikformate. Nur noch Reality-Formate. Da fällt es natürlich schwer, mit sich auszumachen, was man im TV eigentlich machen will.

prisma: Warum haben Sie sich für die "Global Gladiators" entschieden?

Setlur: Als die Anfrage kam, dachte ich: auf gar keinen Fall! Reality kam für mich gar nicht infrage. Nachdem ich mich aber näher damit befasst hatte und mit der Produktionsfirma gesprochen hatte, änderte sich das. Es ging mir vor allem um die physische und psychische Herausforderung. Darum, an meine Grenzen zu gehen. Zum anderen fragten mich ständig Leute, wie ich denn wirklich bin.

prisma: Konnten Sie das in der Show zeigen?

Setlur: Das wird niemand in tausend Jahren erfahren, das können Sie auch bei Ihrem besten Freund nicht. Ich dachte mir, ich packe das beides unter einen Hut. Damit die Leute sehen können, wie ich in extremen Situationen reagiere.

prisma: Wie groß war die Befürchtung, sich als Promi zum Affen zu machen?

Setlur: Im Vorfeld dachte ich mir: Du kannst dich nur zum Affen machen, wenn du auch ein Affe bist. Sei wie du bist. Verstell dich nicht. Je länger du dich verstellst, desto schneller kommt raus, dass du das nicht bist.

prisma: Gelang Ihnen das?

Setlur: Ich sagte mir: Wenn ich kotzen muss, dann kotze ich. Wenn ich weinen muss, dann weine ich. Aber ich werde mich nicht verstellen. Klar ist es anders, als in Frankfurt zu sitzen, wo ich nicht vom Hochhaus springe bei 40 Grad und mit tausenden Kameras. Aber das war auch ein Reiz. Vor allem: Menschen, die sich in solchen Situationen verstellen können, haben für mich Oscarpotenzial.

prisma: Was war die größte Herausforderung bei den "Global Gladiators"?

Setlur: Ich hatte großen Respekt davor, dass die Kameras 24 Stunden durchgängig laufen würden. Das nahm ich dann aber in Kauf. Man konnte sich nicht verstellen oder verstecken. Zudem war alles länger und extremer als meine anderen Formate. Vier Wochen lang im Container mit acht verschiedenen Menschen muss man erst mal klarkommen. Ich bin aber auch keine 15 mehr. Ich bin auf genügend Veranstaltungen, wo es eine Menge Vollidioten gibt. Trotzdem sage ich nicht zu jedem: Hau ab! Viele Sachen nimmt man einfach hin, ich muss niemanden verändern oder belehren. Obwohl ich mich über die Sauberkeit im Container schon aufregte (lacht)!

prisma: Das war schlimmer als die Challenges?

Setlur: Ja, bei acht Leuten im Container ist es vorprogrammiert, dass jemand wie ich, die Sauberkeit liebt, an ihre Grenzen kommt. Die waren jetzt nicht dreckig, aber da lässt halt jeder Zeug liegen. Das ist ein Charakterzug, den ich von meinem Vater habe: Dass man nur klar denken kann, wenn um einen herum kein Chaos herrscht. Deshalb habe ich mich immer gefreut, wenn ich den Scheiß-Container verlassen konnte. Die Challenges draußen waren weniger anstrengend als die Challenge, den Leuten beizubringen: Räumt mal euren Scheiß weg (lacht)!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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