Film im ZDF

"So einfach stirbt man nicht": Familiendrama ohne Fokus

von Julian Weinberger

Der Vater ist noch gar nicht richtig tot, schon verteilen die Töchter sein Erbe. Blöd nur, dass der Totgeglaubte wenig später putzmunter durch den Olivenhain hüpft.

ZDF
So einfach stirbt man nicht
Drama • 16.07.2020 • 20:15 Uhr

Als sich Lotte (Ursula Karven), Rebecca (Sandra Borgman) und Steffi (Anja Schiffel) am Flughafen treffen, hat jede der drei Schwestern ihr Päckchen zu tragen. Während Lotte noch immer mit ihrem Ex-Mann im Clinch liegt, ist Rebecca überfordert von der Betreuung des Kindes ihres neuen Freundes. Und Steffi trägt mit ihrer pubertierenden Tochter Jule (Laetitia Adrian) einen Kampf nach dem anderen aus. Auch der Anlass, der die Geschwister nach Mallorca führt, ist alles andere als erfreulich. Ihr Vater Kurt (Michael Gwisdek) liegt nach einem Herzinfarkt im Koma. Die Frauen rechnen mit einem Abschied – und einem saftigen Erbe. Ganz so leicht macht es ihnen ihr Vater im ZDF-Film "So einfach stirbt man nicht", der nun als Wiederholung zur Primetime gezeigt wird, aber dann doch nicht.

Angekommen auf der Südseeinsel, treffen die Schwestern auf ihre Mutter Renate (Michaela May). Die hat nervlich völlig am Ende ihrem komatösen Ehemann gestanden, dass Rebecca gar nicht seine Tochter sei, sondern einer lange zurückliegenden Affäre entsprang. Das Geständnis wird umso mehr zum Problem, als Kurt wider Erwarten aufwacht. Verärgert zieht der Senior mit Rebeccas Ziehsohn Jonas (Jude West) von dannen und beschließt obendrein, einen Olivenhain von der mysteriösen Amazone Carla Cortez (Natalia Wörner) zu kaufen. Während die Kinder sich ob des schwindenden Erbes sorgen, ist Renate in ihrer Ehre getroffen und will sich scheiden lassen.

Mit "So einfach stirbt man nicht" hat sich Regisseurin und Drehbuchautorin Maria von Heland einiges vorgenommen. Im Kern zeigt der 90-Minüter eine Familie, die zwar nach außen hin intakt scheint, bei genauerem Hinsehen aber deutliche Risse aufweist. Die Beziehung der Eheleute Kurt und Renate hat sich im Laufe der Jahre festgefahren. Während sie ihre Affäre jahrelang geheimgehalten hat, erfreut sich Kurt an einem mehr oder weniger ernst gemeinten Techtelmechtel mit Carla. Auch die mittlerweile erwachsenen Kinder sind sich fremd geworden. Ihre Suche nach Zusammengehörigkeit und das Schwelgen in Erinnerungen ist eine der wenigen Stärken des Films.

Denn leider gibt sich von Heland mit der Aufdröselung der Familienverhältnisse und den darin innewohnenden Wunden und Konflikten nicht zufrieden. Stattdessen dichtet sie dem Film abstruse Handlungsstränge hinzu, die einen unglaubwürdigen Gesamteindruck hinterlassen. Beinahe jedem Charakter ist auf Mallorca eine unverhoffte Liebesgeschichte vergönnt. Lotte bandelt mit dem behandelnden Arzt ihres Vaters an und Rebecca findet Gefallen an Anwalt Daniel (Max Hemmersdorfer). Wäre dem nicht schon genug, verbindet die beiden letzteren noch ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das alles verändert.

"So einfach stirbt man nicht" hätte ein homogenes und berührendes Familiendrama werden können. Doch durch die vielen Nebenschauplätze verliert der Film seinen Fokus und verzettelt sich am Ende doch gehörig. Da helfen auch die geradezu sensationell hochkarätige Besetzung und ein Herzschmerz-Finale mit Taschentuch-Garantie nicht. Weniger wäre in diesem Fall definitiv mehr gewesen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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