"Man müsste sie aufhängen"

"Tagesschau"-Chefsprecher Jan Hofer klagt über Anfeindungen

von teleschau

Seit 15 Jahren präsentiert Jan Hofer dem ARD-Fernsehpublikum die "Tagesschau". Dass dieser Job nicht nur angenehm und in den letzten Jahren sogar härter geworden ist, erklärte der Chefsprecher nun in einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Wie Hofer verrät, bekomme er inzwischen scharfe Anfeindungen zu spüren. Bis hin zu handfesten Drohungen: "Man müsste sie aufhängen", zitierte er exemplarisch eine erschreckende Entgleisung.

"Die ersten Male schlafen Sie schlecht, das kann ich Ihnen sagen. Und irgendwann gucken Sie das nicht mehr an, sonst halten Sie das nicht aus", erläuterte der 69-Jährige. Die Hemmschwelle sei niedriger geworden: Heute sei es sehr viel einfacher, eine Mail zu schreiben als früher, als man noch einen Brief schreiben musste. "Ich stehe ja für das 'System' – für die 'Tagesschau' und deren Berichterstattung. Ganz unabhängig davon, ob ich direkt beteiligt bin oder nicht. Aber so ist das eben. Das müssen Sie aushalten lernen", erklärte Hofer.

Jan Hofer ist schockiert über das Künast-Urteil

Auch privat habe er bereits negative Erfahrungen machen müssen. "Ich führe ein normales Familienleben. Ich passe höllisch auf, dass meine Kinder nicht in die Presse kommen", erläuterte er. "Aber wenn es bei mir privat nicht so gut läuft, habe ich wochenlang die Boulevard-Typen vor der Tür stehen. Das ist alles nicht so angenehm. Damit muss man aber fertig werden."

Explizit Stellung bezog Hofer auch zu dem umstrittenen Richterspruch über Beleidigungen, denen sich Renate Künast in sozialen Medien ausgesetzt sah. Die Grünen-Politikerin hatte gegen Hasskommentare zivilrechtliche Schritte einleiten wollen, das Gericht lehnte ihre Klage jedoch ab. Begründung: Die fraglichen Äußerungen seien noch hinnehmbar.

"Dieses Urteil empfinde ich persönlich als eine Katastrophe. Ich kann nicht verstehen, dass so etwas möglich ist, dass ein deutsches Gericht so etwas zulässt", zeigte sich Hofer fassungslos. "Es gibt eine Grenze. Und in diesem Fall war diese Grenze in einigen Aussagen für mein Empfinden überschritten. Dass ein Gericht das anders sieht, kann ich nicht nachvollziehen."

Für die Zukunft der "Tagesschau" wünscht sich Jan Hofer, dass sie sich nicht dem Mainstream anpasse. "Verändert euch, bleibt zeitgemäß, kümmert euch um soziale Medien – aber bleibt der Linie treu", riet er.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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