Ostermontag am Tatort

"Tatort: Frohe Ostern, Falke" - Wehe, wenn die Bunnies kommen!

05.04.2015, 07.45 Uhr
von Detlef Hartlap
In "Tatort: Frohe Ostern" wird eine österliche Charity-Gala in Sachen Flüchtlingshilfe von der Aktivistengruppe "Bad Easter Bunnies" überfallen.
BILDERGALERIE
In "Tatort: Frohe Ostern" wird eine österliche Charity-Gala in Sachen Flüchtlingshilfe von der Aktivistengruppe "Bad Easter Bunnies" überfallen.  Fotoquelle: NDR/Christine Schroeder

Zweimal Tatort über Ostern. "Die chinesische Prinzessin" am Sonntag wird auch in der Wiederholung nicht wirklich sehenswert. Am Montag aber heißt es: Augen auf und durch. "Frohe Ostern, Falke" ist richtig spannend und die bisher beste Folge mit Wotan Wilke Möhring und Petra Schmidt-Schaller.

Am Anfang steht zu befürchten, dass Ostern mit Weihnachten verwechselt wird. Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und sein Schatten an allen Tatorten Jan Katz (Sebastian Schipper) buchstabieren sich gegenseitig ihr Familienleben vor, wobei Falke gleich ins Stammeln gerät. Sein Sohn? "Ist doch schon 15", murmelt er, und es wird deutlich, dass er nicht daran gedacht hat, ihm einen Osterbesuch abzustatten. Müßig zu erwähnen: Katz schwebt mit seiner kleinen Tochter gerade auf Familienwolke 7.

Rhythmusverschärfung und brillante Soli

Aber das fadeste Intro muss kein Maßstab für nachfolgende Rhythmusverschärfung und brillante Soli sein. Bei der "Hamburg Charity Gala" prallen Welten aufeinander: Satte Wohlhabenheit, die sich ihrer milden Gaben zugunsten von Flüchtlingen und Hilfsorganisationen rühmt und damit vor allem sich selbst feiert – sowie auf der anderen Seite ein Quintett von sinnfällig verkleideten "Bad Easter Bunnies", die derlei Veranstaltungen wohl schon häufiger gestört haben, nie aber mit scharfen Waffen.

Bevor sie in Aktion treten, wird der geneigte Sonntagabend-Tatortzuschauer in eine selten erlebte Phase der Höchstspannung gezogen. Hier die feinen Pinkel, die nichts ahnen, dort die Osterhasen, die sich dem Festsaal nähern wie einem Western-Showdown, nur dass auch sie nicht so recht ahnen können, was sie erwartet.

Petra Schmidt-Schaller im Abendkleid

Unter den Gästen der Gala auch, schön wie nie, Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) im Abendkleid. An ihrer Mimik und ihren Händen lässt sich ablesen, wie deplatziert sie sich in solcher Gesellschaft fühlt. Und doch wird sie, weil es ihr Job ist und ihre Menschlichkeit verlangt, diese Gesellschaft fast im Alleingang retten müssen und eine zarte Übereinkunft, die sie mit einem der Geiselnehmer geschlossen hat, dem Schicksal überlassen.

Denn die militanten Geiselnehmer haben sich nach zwei Morden (die Bunnies töten einen Waffenfabrikanten und, weil es ein Gag sein soll, eine Bunny-Darstellerin) mit der gesamten Gesellschaft vom Saal in kleinere Räume zurückgezogen und warten auf..., ja, auf was eigentlich? Zu den bewährten Methoden der Spannungserzeugung gehört, Verzögerungen herbeizuführen - die Zeit zu dehnen. Das ist auch hier so und eine der wenigen Schwachstellen der Geschichte (Buch und Regie Thomas Stiller).

Wie auch immer, es bleibt spannend, wenn auch auf konventionelle Weise. Draußen vor dem Gebäude marschieren Sonderkommando und Falke auf, drinnen versucht Katharina Lorenz die Dinge zum Positiven zu beeinflussen. Dabei wird sie vom bösen Oberbunny (Thomas Sarbacher) mächtig unter Feuer genommen und doch ist sie jederzeit in der Lage, dem Kollegen Falke die wichtigsten Informationen zu whatsappen.

Eine Dramatik, der man sich schwer entziehen mag

Dank der beim Tatort seltenen Einheit von Ort und Zeit (meist wird ja viel Sendezeit mit sinnlosen Autofahrten verplempert) entsteht eine Dramatik, der man sich schwer entziehen mag. Der Zuschauer hört (und sieht), dass ein unbekannter Dritter im Hintergrund die Fäden zieht und kann sich denken, dass die Stürmung des Gebäudes (auch sie eine arge Geduldsprobe) nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist. 

Petra Schmidt-Schaller ist die Heldin des Tages. Unter den Geiselnehmern, die infolge ihrer Verkleidung schauspielerisch keinen leichten Stand haben, ragt Lasse Myhr heraus.

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