"Tatort: Wo ist nur mein Schatz geblieben?"

Abgang mit Knalleffekt für Lürsen und Stedefreund

von Eric Leimann

Nach 18 gemeinsamen Jahren machen die Bremer "Tatort"-Ermittler Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) gemeinsam Schluss. Wie sie wohl ihren finalen Abgang am Ostermontag organisieren?

ARD
Tatort: Wo ist nur mein Schatz geblieben?
Kriminalfilm • 22.04.2019 • 20:15 Uhr

Tote im oder unter dem Asphalt – wahlweise Beton – weisen im Krimi stets aufs organisierte Verbrechen hin. "Schwere Gamaschen verpassen" nannte man zu Al Capones Zeiten die Idee, Leichen auf frisch "gegossenen" Baustellen verschwinden zu lassen, auf dass sie niemals gefunden werden. Als die Kommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) zu Beginn ihres letzten "Tatort"-Falles also die Leiche einer jungen Frau unter der Straßendecke finden und sich die Tote zudem als Mitarbeiterin einer Immobilien-Entwicklungsfirma erweist, schrillen die Alarmglocken bei Ermittlern und Zuschauern.

Tatsächlich wirkt jene Firma, die vom jungen Elternpaar Vera Berlov (Violetta Schurawlow) und Roger Stahl (Kostja Ullmann) geleitet wird, ein wenig verdächtig. Dass etwas faul sein könnte, lässt auch die schattenhafte Anwesenheit zweier weiterer Ermittler vermuten: Die ebenso haltlos wie diabolisch wirkenden BKA-Beamten Herr Maller (Robert Hunger-Bühler) und Kempf (Philipp Hochmair) sehen zu Beginn des Thrillers aus der Hansestadt fast wie die gefährlichsten Protagonisten aus, die der letzte "Tatort" mit Lürsen und Stedefreund nach 18 Dienstjahren zu bieten hat.

Man kennt es aus dem Bremer Revier: Die Plots sind kühn gebaut, es wird eine Menge "behauptet". Aber – Bremen ist auch immer für eine Überraschung im positiven Sinne gut. Zugespitzt wird das Geheimnis von "Wo ist nur mein Schatz geblieben?" durch die Tatsache, dass Stedefreund die merkwürdigen BKA-Beamten von früher zu kennen scheint und offensichtlich auch in einer gewissen Abhängigkeit zu jenen "Bad Boys" des Rechtsstaates steht. Jedenfalls macht sich Inga Lürsen ernsthafte Sorgen um den Kollegen.

Die Bremer Episoden, oft unter der Verantwortung Florian Baxmeyers (hier: Ko-Autor und Regisseur) entstanden, waren zuletzt die Wundertüte unter den deutschen "Tatort"-Standorten. Da wurde schon mal der Gedanke ins Spiel gebracht, dass echte Vampire mitten unter uns leben (die vorangegangene Folge "Blut" vom Oktober 2018) oder die Stasi nach wie vor machtvolle Strippen in Deutschland zieht ("Schlafende Hunde", 2010). Sogar wenn sich Bremen dem Modethema "Künstliche Intelligenz" widmete, erhielt die Ausführung ("Echolot", 2016) etwas tolldreist Mutiges, latent Trashiges – und in diesem Fall schlechte Kritiken. Doch es ging auch anders. Manchmal kamen aus Bremen überraschend feine und mutige Krimis, wie das leise, sehr konzentriert gebaute Sozialdrama "Im toten Winkel" (über den Pflegenotstand, 2018) oder "Alle meine Jungs", ein faszierendes, Scorsese-artiges Drama einer verschworenen Parallelgesellschaft unter Müllmännern.

Insgesamt war Bremen in Sachen "Tatort" ein bisschen wie Las Vegas. Man hatte stets eine gute Show auf Lager. Ob sie allerdings geschmackvoll, hochklassig oder einfach nur "laut" war, darüber schieden sich die Geister. Wie die Zeit von Lürsen und Stedefreund inhaltlich faktisch zu Ende geht, ist seit Längerem Gegenstand diverser Spekulationen. Nur so viel sei verraten: Es wird einen Abgang mit Knalleffekt geben. Das übliche, eher schmale Budget der Bremer Ermittler wurde für das Finale an der Weser ein wenig aufgestockt, war zu erfahren. Mit Lürsen und Stedefreund verliert die deutsche Krimilandschaft zwei Ermittler, die sich selten in den Vordergrund spielten, aber immer für einen unterhaltsamen Abend gut waren. Es gibt durchaus Krimigesichter im deutschen Fernsehen, die Selbiges nicht von sich behaupten können.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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