Krimi im Ersten

"Tatort" in Dresden: Malen nach Zahlen

01.03.2016, 06.30 Uhr
von Detlef Hartlap
Bloß nicht am Dirndl packen: Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach) trifft bei Sängerin Laura (Sina Ebell) weder Stil noch Ton.
BILDERGALERIE
Bloß nicht am Dirndl packen: Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach) trifft bei Sängerin Laura (Sina Ebell) weder Stil noch Ton.  Fotoquelle: MDR/Andreas Wünschirs

Die "Goldene Henne" ist ein Medienpreis, mit dem vornehmlich ostdeutsche Publikumslieblinge bedacht werden. Dass man mit dieser Henne, die tatsächlich wie eine solche aussieht, auch jemanden erschlagen kann, ist die, Pardon, amüsanteste Botschaft des ersten Tatorts aus Dresden.

Ansonsten dominieren langatmige Dialoge und haufenweise Biedersinn, was nicht nur an den gelegentlichen Volksmusikeinspielungen liegt, die einen vollvertrottelten Fan namens Walther Ungerland (Michael Specht) an den Rand der Ekstase bringen.

Dresden ist echt schön

Wir lernen: Dresden ist, zumal um den Zwinger herum, echt schön; auf der Elbe verkehren Touri-Dampfer, deren Gäste applaudieren, wenn geschossen wird; das Schlagergeschäft ist, wer hätte das gedacht, keine heile Welt, und das Polizistinnenleben kann Auf einen Schlag, so der Titel des Stücks, ganz schön mies werden.

Das ist aber erst der äußere Kitschring, der sich um einen Fall mit einer, später zwei Leichen zieht. Im Innern sieht es so aus: Die alleinerziehende Oberkommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) hat die erwartbaren Probleme mit einem Sohn, der an der Schwelle zur Pubertät steht.

Oberkommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels) hat ein Kind in Gestalt eines Mannes zu Hause, der beruflich gerade nicht so erfolgreich ist; Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach) muss den Doofmann vom Dienst geben, der weder mit Internet, Kaffeeautomat noch mit seinen Damen zurechtkommt.

Einzig Polizeianwärterin MMM (Maria Magdalena Mohr alias Jella Haase) darf so etwas wie einen vorwitzigen und nachvollziehbaren Charakter spielen, wofür sie denn auch gleich und nicht nur einmal bestraft wird.

Schade um die guten Schauspieler

Für eine Versuchsanordnung wie bei diesem Tatort (Drehbuch: Ralf Husmann) gibt es in den Spiele-Abteilungen der Kaufhäuser ein Vorbild: Malen nach Zahlen.

Schade um die guten Schauspieler, die alle Besseres verdient hätten. Andererseits, mussten sie sich auf den Tatort einlassen?

Das könnte Sie auch interessieren