ZDF-Doku

"Wir im Krieg – Privatfilme aus Hitlers Reich": Familienalltag im NS-Staat

von Wilfried Geldner

Das ZDF zeigt weiteres Material aus Schmalfilmen aus dem Zweiten Weltkrieg, die jahrzehntelang auf deutschen Dachböden in Kartons und Kisten lagerten.

ZDF
Wir im Krieg – Privatfilme aus Hitlers Reich
Dokumentation • 28.04.2020 • 20:25 Uhr

Anlässlich des 80. Jahrestags des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs zeigte der ZDF-Zeitgeschichtler Jörg Müllner im vergangenen Jahr, wie viel Schmalfilmgut aus jener Zeit auf deutschen Dachböden in Kartons und Kisten Jahrzehnte lang gelagert hatte. Der Vorrat ist offenbar so groß, dass es jetzt zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren noch einmal Nachschub gibt. Dank der mit eigener Hand gedrehten "Privatfilme aus Hitlers Reich" (ZDF) entsteht ein anderes Bild, als es die Propaganda-Wochenschauen im NS-Staat vermitteln wollten.

Wer es sich leisten konnte, filmte mit noch teurem Kodak- oder Agfa-Material auf Schmalfilm mit acht oder 16 Millimeter Breite. Für die Dokumentation wurden die Aufnahmen technisch neachbearbeitet. Jedoch sind es meist keine Untergrundfilme, zum Vorschein kommt eine eher angepasste oder unbeschwerte Sicht aufs Dritte Reich – in Form von Ausflugs-, Hochzeits- oder anderen Familienidyllen. Zu dokumentieren, wie man das eigene Gebäude mit Tarnfarbe schützte und so den Bombenangriff überstand, war eher die Ausnahme als die Regel. In diesem Rahmen bekommen die Aufnahmen eines Zahlmeisters in der Ukraine, der es wagte, Hinrichtungen zu filmen, ein ganz anderes Gewicht.

"Bewusst oder unbewusst geben die meisten Filmemacher preis, wie sie trotz der katastrophalen Lage an der Front und der Zerstörungen in der Heimat weiter hinter dem NS-Staat stehen", sagt denn auch Stefan Brauburger von der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte, "doch gibt es auch Ausnahmen, bei denen kritische Distanz zum Ausdruck kommt". Die Filme trügen dazu bei, "unser Bild von der NS-Zeit zu ergänzen und zu differenzieren."

Ein mutiger Marinesoldat hielt in Litauen die massenhafte Erschießung von Juden mit der Schmalfilmkamera fest. Es ist die andere Seite, jenseits des Siegesrauschs deutscher Wochenschauen, die da zu sehen ist. Ein wirklich neues, unbekanntes Bild vom wahren Leben im NS-Staat daheim liefern die meisten Amateuraufnahmen – oft in Farbe gedreht – jedoch nicht: Man richtete sich ein, so gut es eben ging – oder ganz und gar begeistert.

Wir im Krieg – Privatfilme aus Hitlers Reich – Di. 28.04. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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