37°-Doku

"Zwischen Job und Heimweh": Hilfe in der Pflege aus dem Osten

von Andreas Schoettl

In Deutschland herrscht Pflegenotstand. Eine zumindest vorübergehende Lösung: Osteuropa. Rund 300.000 Osteuropäerinnen arbeiten hierzulande in der Pflege oder häuslichen Betreuung, ein ZDF-Film stellt einige vom ihnen vor.

ZDF
37°: Zwischen Job und Heimweh
Dokumentation • 20.10.2020 • 22:20 Uhr

Nach aktuellen Zahlen werden derzeit in Deutschland 2,12 Millionen Menschen zu Hause betreut und rund 868.500 in Pflegeheimen. Die Tendenz ist steigend. So droht er endgültig: der Pflegenotstand! Nach einem aktuellen Gutachten der Universität Bremen könnte er nur abgefedert werden, wenn die Anzahl der Pflegekräfte um rund 120.000 erhöht wird. Und das nur in den Altenheimen. Doch woher sollen so viele neue Mitarbeiter kommen? Noch dazu in einen Berufsbereich, dessen Lasten hierzulande kaum mehr eine Bürgerin oder Bürger tragen will. Eine zumindest vorübergehende Lösung: Osteuropa.

Der Film von Meike Materne, der nun im Rahmen von "37°" im ZDF zu sehen ist, begleitet Frauen wie Stanimira aus Bulgarien und Suela aus Albanien. Sie sind zwei von rund 300.000 Osteuropäerinnen, die in Deutschland den vielen Pflegebedürftigen und deren Angehörigen unter die Arme greifen. Für beide zahlt sich das Engagement in der Fremde aus. Sowohl Stanimira als auch Suela verdienen mit ihren Pflegeberufen in Deutschland besser als in der Heimat. Doch dafür nehmen sie auch einen enorm hohen Preis in Kauf.

Die zwei Frauen aus Osteuropa haben jeweils ihre Familien zurückgelassen – ihre Kinder, Ehepartner und eigenen Eltern. Suelas Tochter, die beim Vater in der kleinen albanischen Stadt Librazhd lebt, ist gar erst sechs Jahre jung. Beide haben sich schon lange nicht mehr in den Arm genommen. Suela sagt: "Ich vermisse meine kleine Familie." Über die elektronischen Medien kann sie sie wenigstens "sehen". Zeit für einen längeren Besuch in Albanien hat sie hingegen nicht. Suela, die als Hilfskraft in einer Senioreneinrichtung im sächsischen Aue arbeitet, muss für eine Prüfung büffeln. Nur wenn sie besteht, würde sie dann als Fachkraft mehr verdienen. Und könnte Mann und Tochter nach Deutschland holen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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